Borussia Dortmund bekommt es im Champions-League-Finale mit Rekordsieger Real Madrid zu tun. Die Königlichen besiegen im Halbfinal-Rückspiel den FC Bayern. Für Toni Kroos wird das Finale eine besondere Angelegenheit.
Toni Kroos ist der erfolgreichste deutsche Titelsammler und Ikone des spanischen Klubs Real MadridBild: Pressebildagentur ULMER/picture alliance
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In der zweiten Minute der Nachspielzeit richteten sich alle Augen auf Schiedsrichter Szymon Marciniak. Dieser ignorierte die wild auf ihn einredenden Spieler von Real Madrid und konzentrierte sich auf die Kommunikation mit dem VAR. Wenige Sekunden zuvor hatte Joselu das 2:1-Siegtor für Real Madrid erzielt.
Aufgrund einer möglichen Abseitsstellung wurde der Treffer überprüft und nach weiteren bangen Sekunden aus Sicht der Madrid-Fans für regelkonform erklärt. Es war gleichzeitig die Entscheidung in einem Spiel, in dem der FC Bayern München bis zur 90. Spielminute wie der Champions-League-Finalist ausgesehen hatte. Doch dann traf der eingewechselte Joselu doppelt und machte den Finaleinzug für Madrid perfekt. "Wir waren heute über 90 Minuten die deutlich bessere Mannschaft", sagte Toni Kroos bei DAZN. Der Finaleinzug gegen Borussia Dortmund sei daher verdient.
Der eingewechselte Joselu schießt Real Madrid mit seinem Doppelpack ins Finale der Champions LeagueBild: Susana Vera/REUTERS
Im Finale im Londoner Wembley-Stadion treffen die Königlichen nun auf Borussia Dortmund, das sich einen Tag zuvor gegen Paris Saint Germain durchgesetzt hatte. Für Toni Kroos, der nach seiner Auswechslung in der 69. Minute das restliche Spiel von der Bank beobachtete, wird das Duell um die Krone im europäischen Fußball ein ganz besonderes.
Bereits vor elf Jahren stand Kroos, damals noch im Trikot des FC Bayern, im Finale der Königsklasse und feierte am Ende einen knappen Sieg gegen den BVB. Nun kommt es erneut zu einem Duell zwischen Madrids Spielmacher und den Dortmundern. "Ein Champions-League-Finale ist etwas für die Dortmunder, was sie noch nicht so oft gespielt haben. Das ist nochmal ein ganz anderes Ambiente. Wembley. Da machen noch ein paar andere Gefühle was mit dir", sagte Kroos, der für Madrid zum entscheidenden Faktor werden könnte.
Ein König unter Königen
Das untermauert die beeindruckende Statistik beim Halbfinal-Rückspiel. Mit 94 Prozent Passquote bei 101 gespielten Pässen sowie vier Torschussvorlagen war der 34-Jährige bis zu seiner Auswechslung mal wieder Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Königlichen. "Es ist wie ein Orchester, er leitet es. Er gibt das Tempo vor", schwärmte Teamkollege Antonio Rüdiger bereits vor dem Spiel und ergänzte überschwänglich: "Du kannst ihn immer anspielen. Er strahlt immer Ruhe aus. Puls 20. Toni ist ein sehr wichtiger Baustein."
Bei Real muss "König Kroos VIII.", wie ihn Real Madrid in einem Post mit Verweis auf seine Rückennummer acht nannte, nichts mehr beweisen. "Toni", betonte Mitspieler Dani Ceballos voller Hochachtung, "ist eine Ikone dieses Vereins." Kroos sei "einzigartig", ergänzte Trainer Carlo Ancelotti. Der Deutsche leiste sich "keinen Fehlpass und wählt immer die beste Lösung", weil er über die nötige Kontrolle und Orientierung verfüge.
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Europapokal-Monster Toni Kroos
Und genau diese Verlässlichkeit seines Handelns auf dem Platz zeigte Kroos auch in den beiden Halbfinal-Spielen gegen den deutschen Rekordmeister. Der Spielmacher war immer anspielbereit, sorgte für Ruhe oder änderte das Tempo mit schnellen Pässen. Er war da, wenn seine Mitspieler ihn brauchten.
Das wird vor allem Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß ärgern. Einst verunglimpfte er Kroos als "Querpass-Toni" und verlängerte dessen Vertrag trotz des Champions-League-Gewinns 2013 und des WM-Titels 2014 nicht. Der Mittelfeldstratege musste den Verein verlassen und schloss sich Real Madrid an.
Toni Kroos konnte bereits fünf Mal die Champions League gewinnen - folgt gegen den BVB Titel Nummer sechs?Bild: Alberto Lingria/Pressefoto ULMER/picture alliance
Nach seinem Wechsel in die spanische Hauptstadt hielt der Stratege mit Real bisher vier weitere Male den Henkelpott in die Höhe, er verkörpert den legendären Ruf des Klubs als Europapokal-Monster wie kein Zweiter. Zudem holte er insgesamt sechs Mal den Weltpokal und ist somit einer der am höchsten dekorierten Fußballer weltweit.
Seit nunmehr zehn Jahren steht Kroos bei Real unter Vertrag und gewann in dieser Zeit insgesamt 21 Titel mit den Madrilenen. In Deutschland ist der Weltmeister ohnehin die Nummer eins. "Wer in der erfolgreichsten Mannschaft der letzten Jahre so stattfindet wie Toni, ist über alle Zweifel erhaben", sagte Joshua Kimmich.
Eine erfolgreiche Europameisterschaft mit Kroos?
Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann ist sich der Qualitäten von Kroos bewusst und hat ihn zurück in die Nationalmannschaft geholt. In seinen ersten beiden Spielen mit der DFB-Elf verhalf er dem Team zu Siegen in Frankreich und gegen die Niederlande. Der Einfluss des Mittelfeldregisseurs war in beiden Spielen zu sehen und macht den Verantwortlichen des DFB, aber auch den deutschen Fans Hoffnung auf eine erfolgreiche Europameisterschaft.
Mit der DFB-Elf will Toni Kroos nun auch bei der Heim-EM erfolgreich seinBild: eu-images/IMAGO
Mit dem Weltmeister ist der Erfolg zurückgekehrt, und das hat sogar Kroos' größten Kritiker dazu bewegt, sich lobend über den Offensivmann zu äußern. "Im Moment begrüße ich das schon, dass Toni Kroos zurückkommt, weil wir von den Persönlichkeiten im Moment nicht so die große Auswahl haben", sagte Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß. "Jetzt hat sich Julian Nagelsmann entschieden, sehr viele junge Spieler zu holen. In so einem Umfeld ist ein erfahrener Spieler wie Toni Kroos vielleicht der Richtige."
Kroos erneut gegen Borussia Dortmund
Vor der EM kehrt Kroos zurück an den Ort, wo er 2013 seinen ersten großen Titel feiern konnte. Der damals 23 Jahre alte Spieler von Bayern München besiegte in einem knappen Spiel Borussia Dortmund. Elf Jahre später bekommt er nun die erneute Chance, seinen vielleicht letzten Champions-League-Titel zu gewinnen - und erneut muss er im Wembley-Stadion dafür den BVB schlagen.
Real greift nach dem 15. Henkelpott der Vereinsgeschichte, der BVB hat bislang nur 1997 gewonnen. "Ich hoffe, dass die mit uns ein bisschen weniger machen und wir den Vorteil Erfahrung mitbringen und dann auch das Ding holen", sagte Kroos und ergänzte: "Aber das ist jetzt keine Kampfansage - dass wir das gewinnen wollen, ist klar."
Die Rekordspieler der Champions League
Die Königsklasse des Fußballs ist das Wunschziel aller Profis. Ausnahmefußballer wie Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Toni Kroos haben den Wettbewerb geprägt. Wer von ihnen stand am häufigsten auf dem Platz?
Bild: Kirsty Wigglesworth/AP/picture alliance
Luka Modric - 142 Spiele*
Sechsmal darf der Mittelfeldregisseur von Real Madrid den Siegerpokal der Champions League in die Höhe stemmen. 2014, 2016, 2017, 2018, 2022 und 2024 gewinnt Modric den Wettbewerb mit den "Königlichen". Real ist aber nicht der einzige Verein, für den Modric in der Königsklasse aufläuft. Seine ersten acht Auftritte hat der Kroate im Trikot von Tottenham Hotspur. (*Stand: 29. April 2025)
Bild: Robert Michael/dpa/picture alliance
Sergio Ramos - 142 Spiele
Der Spanier absolviert den Großteil seiner Einsätze in der Königsklasse zwischen 2005 und 2021 für Real Madrid. Mit den "Königlichen" gewinnt er 2014, 2016, 2017 und 2018 den Titel. Von 2021 bis 2023 spielt Ramos bei Paris St. Germain und wechselt dann zurück zu seinem Jugendverein FC Sevilla, mit dem er ebenfalls Einsätze in der Champions League sammelt. Seit 2025 spielt er in Mexiko.
Bild: picture alliance/AFP7
Raúl - 142 Spiele
Von 1994 bis 2010 läuft Raúl für seinen Jugendklub Real Madrid in der Champions League auf. Dreimal gewinnt er den Wettbewerb mit den "Königlichen" (1998, 2000, 2002). Nach seiner langen Zeit bei den Madrilenen wechselt der Spanier im Herbst seiner Karriere zu Schalke 04 in die Bundesliga. Auch für die Königsblauen spielt er in der Saison 2010/2011 einige Male in der Königsklasse.
Bild: Daniel Ochoa de Olza/AP/picture alliance
Ryan Giggs - 145 Spiele
Wohl kaum ein anderer Spieler ist in der Champions League so oft den linken Flügel entlang gesprintet wie der Waliser. Giggs wird an seinem 17. Geburtstag Profi bei Manchester United und macht 2014 mit 40 sein letztes Spiel für die "Red Devils". Unter Trainer Alex Ferguson gewinnt Giggs mit der Generation um David Beckham insgesamt 36 Titel, darunter zweimal die Champions League (1999, 2008).
Bild: JON SUPER/AP Photo/picture alliance
Manuel Neuer - 150 Spiele*
Seine ersten 22 Einsätze in der Königsklasse bestreitet der Weltmeister von 2014 noch im Trikot des FC Schalke 04, der 2007/2008 und 2010/2011 in der Champions League dabei ist. Seit 2011 steht Manuel Neuer beim FC Bayern im Tor. Mit den Münchenern gewinnt er den Wettbewerb zweimal: 2013 im Finale gegen Borussia Dortmund und 2020 gegen Paris St. Germain. (*Stand: 29. April 2025)
Bild: Ulrich Wagner/picture alliance
Toni Kroos - 151 Spiele
Toni Kroos legt eine unglaubliche Karriere in der Champions League hin. 41 Spiele macht er für den FC Bayern, mit dem er 2013 den Titel gewinnt. Nach seinem Wechsel zu Real Madrid dreht Kroos richtig auf und holt mit den "Königlichen" fünf weitere Male den begehrtesten Pokal in Europas Klubfußball (2016, 2017, 2018, 2022, 2024). Bis zu seinem Karriereende 2024 ist er eine Säule der Mannschaft.
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Xavi - 151 Spiele
Der Welt- und Europameister ist von 1998 bis 2015 beim FC Barcelona aktiv und bildet dort mit Andrés Iniesta ein kongeniales Mittelfeld-Duo. Xavi ist die zentrale Figur im Tiki-Taka-System Barças. Unter Pep Guardiola gewinnt er die Champions League dreimal (2006, 2009, 2011). 2015 kommt unter Luis Enrique ein weiterer Königsklassen-Titel hinzu.
Bild: Jonathan Brady/dpa/picture alliance
Karim Benzema - 152 Spiele
Der Mittelstürmer spielt für Olympique Lyon und Real Madrid in der Champions League. Nach dem Abgang Cristiano Ronaldos entwickelt sich der Franzose zur zentralen Figur in der Real-Offensive. Benzema ist einer der erfolgreichsten Torschützen des Wettbewerbs und gewinnt die Königsklasse mit Real fünfmal (2014, 2016, 2017, 2018, 2022). 2023 wechselt er nach Saudi-Arabien.
Bild: picture alliance / Newscom
Lionel Messi - 163 Spiele
Als hängende Spitze hat Barcelonas Superstar Lionel Messi zu Barças Hochzeiten alle Freiheiten - und nutzt sie. Der Argentinier, der ab 2004 17 Jahre lang als Profi für Barcelona spielt, ist vierfacher Champions-League-Sieger (2006, 2009, 2011, 2015). Von 2021 bis 2023 trägt Messi das Trikot von Paris St. Germain. Danach zieht es ihn in die USA zu Inter Miami.
Bild: Sebastian Frej/imago images
Thomas Müller - 163 Spiele*
Der Angreifer des FC Bayern macht sein erstes Champions-League-Spiel im März 2009 als 19-Jähriger. Nicht nur bei der Anzahl der absolvierten Einsätze, sondern auch bei den Torjägern rangiert Müller unter den Top-Ten. Gewonnen hat er die Königsklasse mit den Bayern zweimal: 2013 im Finale gegen Dortmund und 2020 gegen PSG. (*Stand: 29. April 2025)
Bild: Matthias Schrader/AP Photo/picture alliance
Iker Casillas - 177 Spiele
Der nur 1,82 Meter große Torwart wird bereits als 16-Jähriger in den Profikader von Real Madrid aufgenommen. Zwei Jahre später verdrängt Casillas den deutschen Weltmeister Bodo Illgner als Stammtorhüter. Dreimal gewinnt er mit Real die Champions League (2000, 2002, 2014). 2015 verlässt er seinen Jugendklub im Streit und absolviert seine letzten 27 Auftritte in der Königsklasse für den FC Porto.
Bild: Jürgen Fromme/augenklick/firo Sportphoto/picture alliance
Cristiano Ronaldo - 183 Spiele
Der Portugiese, der im Laufe seiner Karriere mit Manchester United, Real Madrid und Juventus Turin in der Champions League antritt, ist Rekordspieler und Rekordtorschütze der Königsklasse. Ronaldo gewinnt die Champions League erstmals 2008 mit Manchester. Mit Real folgen vier weitere Titel (2014, 2016, 2017, 2018). Seit 2023 verdient Ronaldo in Saudi-Arabien sein Geld.