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Pelé feiert 75. Geburtstag

Andreas Sten-Ziemons (mit sid, dpa)22. Oktober 2015

Bis heute gilt Pelé für viele als größter Fußballer aller Zeiten. Er wurde früh zum Star, blieb dem Sport bis heute treu. Nur eine Aufgabe im Weltfußball kann sich der Jubilar nicht vorstellen.

Pele küsst Fußball (Foto:
Bild: picture-alliance/KPA

Als der Stern des damals erst 17-jährigen Brasilianers Edson Arantes do Nascimento bei der Fußball-WM 1958 aufging, war Deutschland live dabei. Zumindest diejenigen, die damals schon im Besitz eines Fernsehapparates waren. Zwar war auch das Endspiel von 1954 schon übertragen worden, doch die Weltmeisterschaft 1958 war die erste, die in größerem Umfang vom Fernsehen auf allen Kontinenten gezeigt wurde. So konnten die deutschen Zuschauer an den Bildschirmen bewundern, wie Arantes do Nascimento, genannt Pelé, im Semifinale der Brasilianer gegen Frankreich einen Hattrick erzielte. Das Halbfinale der deutschen Titelverteidiger gegen die Schweden lief derweil nur im Radio. Im Endspiel von Stockholm, das Brasilien mit 5:2 gegen Schweden gewann, erzielte Pelé zwei weitere Treffer und wurde so endgültig zum brasilianischen Volkshelden und weltweiten Fußball-Idol.

Pelé, der am 23. Oktober 75 Jahre alt wird, gilt vielen bis heute als der vollkommene Fußballspieler. Eine Schwäche oder einen Makel gab es in seinem Spiel nicht. Er war technisch brillant, schnell, dribbel- und kopfballstark, hatte einen scharfen Schuss und kam auch konditionell nie in Schwierigkeiten. Fast seine gesamte Karriere lang hielt er seinem Heimatverein, dem FC Santos, die Treue und schoss zwischen 1956 und 1974 über 1000 Tore für die Schwarz-Weißen, bevor er zum Ende seiner Laufbahn zu Cosmos New York wechselte.

"Dieser Junge wird der beste Fußballspieler der Welt", hatte sein Entdecker und Förderer Waldemar de Brito, ein ehemaliger brasilianischer Nationalspieler und erster Jugendtrainer Pelés schon 1956 gesagt, als er seinen Schützling zum Probetraining zum FC Santos brachte. Pelé debütierte mit 15, mit 16 spielte er erstmals in der Nationalelf, mit der er 1958, 1962 und 1970 die Weltmeisterschaft gewann.

Bei der Weltmeisterschaft 1958 ging der Stern des jungen Edson Arantes do Nascimento aufBild: picture-alliance/dpa

Insgesamt soll Pelé 1281 Tore in 1365 Partien für Santos erzielt haben. "Als ich 1969 im Maracana-Stadion mein 1000. Tor geschossen habe, läuteten in ganz Brasilien die Kirchenglocken", erinnert er sich. "Ich habe mir damals gewünscht, dass alle Kinder aus armen Verhältnissen eine Chance auf ein besseres Leben bekommen. Es hat sich seitdem leider viel zu wenig getan. Kinderarbeit ist noch immer ein Problem. Gerade deshalb ist es wichtig, den Kampf dagegen nicht aufzugeben."

Botschafter des Fußballs

Der immer freundliche Pelé beendete 1977 in New York seine Karriere als Fußballer und startete fast umgehend eine zweite. Der ehemalige Schusterlehrling aus dem Südosten Brasiliens reiste fortan als eine Art Staatsmann oder Botschafter des Fußballs um den Erdball. Als UN-Sonderbotschafter betreute er weltweit zahlreiche Entwicklungsprojekte. Außerdem bewies er Geschäftssinn, gründete eine Sport-Marketing-Agentur und verdiente Millionen als Werbestar. Allerdings, und das war ihm wichtig, warb er "nie für alkoholische Getränke, Politik, Religion oder Tabak".

Unter anderem aber machte er Werbung für die Potenzpille Viagra und war außerdem das Gesicht einer Kampagne für die Behandlung von Erektionsstörungen. "Ich will Tabus der Gesellschaft brechen", begründete Pelé damals den Schritt. "Die Leute kennen mich, vertrauen mir. Ich sage allen, die Probleme haben: Geht zum Arzt. Liebe das Leben!" Selbst will der siebenfache Vater übrigens nie zu Viagra gegriffen haben.

Zuletzt machte der ehemalige Fußballstar mit Krankenhausaufenthalten Schlagzeilen. Im Juli bangten viele Brasilianer mit ihm, als er sich einer Wirbelsäulenoperation unterziehen musste. Mit Spannung wurde auf die Bulletins der Klinik in Sao Paulo gewartet. Doch alles verlief gut. Bestens gelaunt posierte Pelé beim Verlassen des Hospitals mit seiner 32 Jahre jüngeren Partnerin Marcia Cibele Aoki.

"Die FIFA ist eine Schande"

Zu seinem 75. Geburtstag wird "O Rei", der König, wie Pelé ehrfurchtsvoll genannt wird, mit einer Neuauflage seines Trikots aus den Jahren 1962 und 1963 geehrt, als er mit Santos zweimal nacheinander den Weltpokal gewann. Insgesamt wird es aber wohl etwas ruhiger zugehen als zum 70. Geburtstag. Damals wurde ein Ligaspiel in seinem Heimstadion Vila Belmiro zur großen Pelé-Party. Der damalige, neue Santos-Star, der 18-jährige Neymar, lief mit der Nummer 70 als Hommage an das Geburtstagskind auf.

Auch mit 75 Jahren noch nicht müdeBild: picture-alliance/dpa/B. Zborowski

Auf seinen Altersruhesitz in Brasilien will sich Pelé auch mit 75 Jahren noch nicht zurückziehen. Wenige Tage vor seinem Geburtstag reiste er nach Indien, wo er als Ehrengast zu einem Fußballspiel eingeladen war. Dort beschäftigte ihn auch die aktuelle Krise der FIFA: "Es ist eine Schande, was gerade bei der FIFA passiert, aber das ist nicht Fußball, das sind nur einige, die im Fußball arbeiten", sagte er Reportern. Der Fußball sei trotzdem noch ein "wunderschönes Spiel, das nicht von denjenigen zerstört werden kann, die den Weltverband führen". In Gesundheit altern möchte er gerne, eines aber will er in Zukunft - auch wenn es sich vieler seiner Anhänger wünschen würden - auf gar keinen Fall machen: neuer FIFA-Präsident und damit Nachfolger von Sepp Blatter werden.

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