Künstler singen für einen guten Zweck
25. November 2004Der Auslöser für die Erfolgsgeschichte von "Band Aid" war vor 20 Jahren eine BBC-Dokumentation über die schwere Hungersnot in Äthiopien. Der Sänger der "Boomtown Rats", Bob Geldof, war so schockiert, dass er zusammen mit dem Sänger Midge Ure (Ultravox) das Projekt "Band Aid" initiierte.
Die Liste der damals teilnehmenden 40 Musiker liest sich wie ein "Who is Who" der britischen Musikszene der 1980er Jahre. Künstler wie George Michael, Phil Collins und U2 machten das Benefizprojekt zu einem unglaublichen Erfolg.
Zu Weihnachten 1984 wurde die Single "Do they know it's Christmas" veröffentlicht, die mit 3,5 Millionen verkauften Exemplaren rund 15 Millionen Euro einspielte. Im darauf folgenden Jahr veranstaltete Geldof mit "Live Aid" das größte Rock-Konzert der Geschichte zeitgleich in London und Philadelphia. Das brachte 140 Millionen Dollar für die Hilfsprojekte in Äthiopien ein.
Neuauflage des Klassikers
Jetzt wird dieses erfolgreiche Projekt wiederbelebt. Geldof sammelte die Größen der englischen Rockszene um sich und spielte den Klassiker pünktlich zum 20. Geburtstag von "Band Aid" neu ein. Robbie Williams, Chris Martin, Joss Stone, Dido und Justin Hawkins gehören dieses Mal zur Gruppe der ausgewählten Künstler, die unter dem Namen "Band Aid 20" firmieren. Außerdem konnte Geldof Madonna und David Bowie für die Promotion der Platte gewinnen. Für Überraschung wird wohl auch das Platttencover sorgen: Der Designer Damien Hirst wird dort seine kreative Energie für die gute Sache einsetzen.
Veröffentlicht wird die Single am 29. November. Sie wird schon jetzt als Favorit für den besten Weihnachtssong 2004 gehandelt. Der Verkaufserlös ist für die Krisenregion Darfur im Westsudan bestimmt.
Kritik am Projekt kommt aus Afrika
Obwohl "Band Aid" als Vorzeige-Charity-Projekt gilt, wird jetzt Kritik aus einer unerwarteten Richtung laut: "Die Botschaft von 'Band Aid' kommt bei den Afrikaner nicht an, weil ihre eigene Kultur nicht einbezogen wird", kritisiert der Musiker Manu Dibango aus Kamerun.
Doch warum diese Kritik? Das liegt wohl daran, dass die Gelder damals für das überwiegend christlich geprägte Äthiopien bestimmt waren. Heute liegt der Fokus auf der Darfur-Region im Westsudan. Hier leben vorwiegend Muslime, die mit der christlichen Weihnachtstradition nichts anfangen können.
Bob Geldof wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die teilnehmenden weißen Künstler und der Song würden nicht im Vordergrund stehen, wichtig ist einzig und allein der Erlös aus dem Verkauf der Platte. "Wie viele Platten verkauft Manu Dibango? Und wie viele verkaufen dagegen George Michael oder Elton John?" Der zahlenmäßige Unterschied allein sei doch für das Projekt das Entscheidende, meint Geldof.
Viele Hilfsprojekte folgten danach
Der Erfolg von "Band Aid" führte zu unzähligen Nachfolgeprojekten. Bereits im folgenden Jahr, im Frühjahr 1985, startete "U.S.A. for Africa" unter der Beteiligung von 46 amerikanischen Stars. Der Song "We are the world" verkaufte sich drei Millionen Mal und wurde damit ein noch größerer finanzieller Erfolg als der Weihnachtssong der Briten.
Auch deutsche Stars engagieren sich für Hilfsprojekte. Seit zwei Jahren wird in Deutschland der "Red Nose Day" mit einer dazugehörigen Gala veranstaltet. Das Format kommt aus England, in Deutschland hat ein privater Fernsehkanal die Federführung in der Hand. Auf dessen Initiative sammelten sich eine Gruppe von deutschen Künstlern wie Udo Lindenberg, Sasha, Helge Schneider und Jasmin Tabatabei um die Sängerin Nena und initiierten eine Neuaufnahme des Nena-Klassikers "Wunder geschehen".
Die gesammelten Spenden und Erlöse aus dem Verkauf der roten Nasen und der CD im Handel gehen an verschiedene Kinderhilfsprojekte, wie zum Beispiel das Deutsche Kinder- und Jungendhilfswerk. Neben diesen großen, medienwirksamen Aktivitäten gibt es jedoch unzählige kleine, in denen Künstler mit ihrer Popularität Hilfsprojekte unterstützen.