Zehn Jahre lang war ich, Romeo der Sehuencas-Wasserfrosch, alleine in einem bolivianischen Aquarium. Jetzt haben Forscher endlich eine Julia für mich gefunden!
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Quark! Hört endlich auf an mein Aquarium zu klopfen! Ich zeig mich nicht! Genug Mitleid, ich bin nicht mehr der einsamste Frosch der Welt! Ich bin nämlich gar nicht der letzte Sehuencas-Wasserfrosch, sie haben noch ein paar meiner Artgenossen gefunden! Und mit einer Chica haben die Wissenschaftler ein Date für mich arrangiert. Oh je, bin ich aufgeregt. Hoffentlich gefalle ich ihr. Und sie mir.
Romeo ist mein Name, ich bin Bolivianer und ich bewohne ein stattliches Aqaurium im Naturkundemuseum Alcide d´Orbigny - alleine. Alles da: Pflanzen, Steine, Futter. Beste Voraussetzungen für Nachwuchs. Aber um ehrlich zu sein, ich bin etwas schüchtern und FrauTeresa Camcho Badani findet, dass ich durch mein Single-Leben etwas ruhig und träge geworden bin. Und dass ich einen großen Appetit hätte. Aber verbringen Sie mal den ganzen Tag in solch einer Kunstwelt! Seit zehn Jahren. Völlig allein!
Stiftung sammelt Geld für Expedition
Immer wieder haben die Menschen mit besorgtem Blick ihre spitzen Nasen an meine Scheiben gedrückt. Letztes Jahr hat dann die Naturschutz-Organisation Global Wildlife Conservation einen Spendenaufruf gestartet, um im Dschungel nach einer Partnerin für mich zu suchen. Und tatsächlich. Sie haben fünf meiner Artgenossen gefunden. Drei Männchen und zwei Weibchen. Eine davon ist meine Julia!
Die Fünf sind jetzt allerdings erst mal in Quarantäne. Nicht dass die irgendeine Krankheit oder einen Pilz einschleppen. Gerade die Pilze sind für viele von uns Amphibien tödlich. Sie müssen nämlich wissen, dass hier bei uns in Bolivien 22 Prozent aller Amphibien vom Aussterben bedroht sind. Weil ihr Menschen unseren Lebensraum verschmutzt oder zerstört!
Romeo soll Spezies retten
Nach der Quarantäne werde ich Julia dann zum ersten Mal sehen. Ich möchte aber nichts überstürzen. Von Nachwuchs will ich bei unserem ersten Date jedenfalls nichts hören! Erst mal schauen, ob wir uns verstehen. Frau Teresa Camcho Badani hofft allerdings sehr, dass wir zueinander finden. Julia soll "sehr energiegeladen" sein, sie "schwimme viel", versuche manchmal zu flüchten und habe wie ich auch einen großen Appetit. Das ist schon mal sehr sympathisch.
Wenn Julia mich tatsächlich küsst, dann bin ich ihr Prinz!
In Europa rafft ein grausamer Pilz unzählige Salamander und Molche dahin. "Batrachochytrium salamandrivorans" wurde aus Asien eingeschleppt. Dort sind Schwanzlurche immun, in Europa droht ihnen die Ausrottung.
Bild: picture-alliance / dpa
Massensterben möglich
Es ist dramatisch, was der Pilz "Batrachochytrium salamandrivorans" mit Salamandern und Lurchen in Europa anrichtet. Er frisst sie regelrecht auf. Er nistet sich in der Haut ein, verursacht dort schlimme Nekrosen, das Tier stirbt in kürzester Zeit. Es besitzt keinerlei Abwehrkräfte gegen diesen fremden Erreger.
Bild: imago/JuNiArt
Ursprung Asien
Sehr viele asiatische Salamander und Molche sind mit dem Pilz infiziert, erkranken aber nicht. Sie haben sich - wie dieser asiatische Feuerbauchmolch - im Laufe der Evolution angepasst und Resistenzen entwickelt. Ihre Verwandten in allen anderen Ländern der Welt, haben dem Krankheitserreger jedoch nichts entgegenzusetzen. Er wird durch den weltweiten Amphibienhandel aus Asien eingeschleppt.
Bild: imago/blickwinkel
Hochgradig gefährdet
2010 kam es in den Niederlanden plötzlich zu einem Feuersalamander-Massensterben. Bis 2013 blieben nur vier Prozent übrig. Belgische Wissenschaftler entdeckten den Pilz und untersuchten, wie gefährlich er für andere Amphibien ist. Sie infizierten 35 Arten mit Pilzsporen. Ergebnis: Fast alle europäischen und nordamerikanischen Salamander und Molche sind hochgradig anfällig.
Bild: imago/blickwinkel
Lage ernster als gedacht
Auch dieser Alpensalamander ist Batrachochytrum salamandrivorans hilflos ausgeliefert. Auch er könnte in kürzester Zeit aussterben, befürchten die belgischen Forscher. Im Wissenschaftsmagazin "Science" schreibt An Martel von der Universität Gent, die Lage sei ernster als gedacht.
Bild: picture-alliance / dpa
Auch Frösche gefährdet
Frösche und Kröten zeigten sich in den Studien der Wissenschaftler immun gegen den Salamanderfresser-Pilz. Doch sie kämpfen gegen einen anderen - eng verwandten - Übeltäter: Batrachochytrum dendrobatidis ist verantwortlich dafür, dass vor allem in tropischen und subtropischen Regionen Frösche massenweise sterben.
Bild: Andreas Hertz
Über 200 Amphibienarten ausgestorben
In den vergangenen Jahren sind etwa 200 Amphibienarten weltweit ausgestorben. Der Pilz war in fast jedem Fall beteiligt. Doch wahrscheinlich spielen auch andere Faktoren in Kombination mit dem Krankheitserreger eine entscheidende Rolle - vor allem Umweltverschmutzung und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.
Bild: picture-alliance / dpa
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Rote Liste: Einigen Arten geht es besser, anderen schlechter
Immer mehr Pflanzen und Tiere drohen auszusterben. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) behält sie im Auge und veröffentlicht seit über 50 Jahren die Rote Liste bedrohter Tierarten. Manchmal gibt es sogar positive Meldungen.
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS/VW Pics
Pflanzen- und Tierwelt im Blick
Von der IUCN werden für die Rote Liste rund 97.000 Pflanzen- und Tierarten – von insgesamt etwa 1,7 Millionen bisher beschriebenen Arten – unter
die Lupe genommen. Fast 27.000 von ihnen gelten als bedroht. Das sind
10.000 mehr als noch vor knapp zehn Jahren. Doch beginnen wir lieber mit erfreulicheren Nachrichten, wie der von diesem Berggorilla.
Bild: Reisedoktor/Wikipedia
Ein Glück!
Der Bestand der Berggorillas hat sich deutlich vergrößert. Laut IUCN ist die Zahl der Tiere in den vergangenen zehn Jahren von etwa 680 auf mehr als 1000 gestiegen. Das liegt nicht zuletzt an den Maßnahmen gegen Wilderer, was wiederum zeigt: Schutzgebiete wirken.
Bild: picture-alliance/dpa/WWF
Wale können au(s)fatmen
Auch die Finnwale gelten nicht mehr als "gefährdet", sondern sind nun als "verletzlich" aufgeführt. Die Zahl habe sich seit den 1970ern auf rund 100.000 Exemplare ungefähr verdoppelt, so die IUCN. Auch die Situation der Grauwale, die bisher als "vom Aussterben bedroht" galten, habe sich verbessert. Auch hier zeigen Maßnahmen, wie die Verbote des kommerziellen Walfangs, Wirkung.
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS/VW Pics
Gedämpfte Euphorie
Zugleich warnten die Experten aber auch vor Problemen durch Überfischung. So seien 13 Prozent der Zackenbarsch-Arten weltweit und neun Prozent der rund 450
Fischarten im ostafrikanischen Malawisee vom Aussterben bedroht. "Der Artenrückgang beeinflusst den Preis von Fisch weltweit erheblich und reduziert die Lebensmittelsicherheit für Millionen Menschen", so die IUCN.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/H. Schmidbauer
An der Schwelle zum Aussterben
Die Population der Mexikanischen Gopherschildkröte, der größten nordamerikanischen Schildkrötenart, ist nach neuesten Zahlen in den letzten 30 Jahren um über 64 Prozent zurückgegangen. Damit gilt sie nicht mehr als "verletzlich", sondern als "stark gefährdet". Ein Grund hierfür: Der Lebensraum der Schildkröte schrumpft.
Bild: picture alliance /Wildlife
Konsum über Konservation
Eine besorgniserregende Entwicklung sehen die IUCN-Experten auch beim Adlerholzbaum. Die vermehrte Nachfrage in China nach Bau- und Möbelholz führe zu Raubbau in Afrika. Inzwischen stehen alle Arten des Adlerholzbaumes auf der Roten Liste. Teile des Baumes werden auch in der Parfüm- und Duftindustrie gebraucht, was das Holz zu einem der teuersten der Welt macht.
Bild: picture-alliance/imageBROKER/K.-W. Friedrich
Gestank hilft nicht
Die gigantische Titanwurz ist für ihre große Blüte und für ihren Gestank berüchtigt. Sie wurde erstmals als "gefährdet" eingestuft. In den letzten 150 Jahren ist ihr Bestand um 50 Prozent zurückgegangen. Primär, weil ihr Lebensraum auf Sumatra und Indonesien aufgrund von Palmölplantagen schwindet. Damit steht sie symbolisch für viele Pflanzen und Tiere, die auf der Roten Liste der IUCN stehen.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow
Die Letzten ihrer Art
Einige weitere Beispiele für gefährdete Tiere sind der Große Panda, dessen Bestand weltweit auf 1000 bis 2000 Exemplare geschätzt wird, oder das Sumatra-Nashorn, mit einer Population von rund 200 Tieren. Insgesamt sind 25 Prozent der Säugetiere, die IUCN und ihre Partner untersucht haben, bedroht. Die Rote Liste wird seit 1963 veröffentlicht und fasst die Aufzeichnungen vieler Staaten zusammen.