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Musik

K-Pop: Erfolgswelle auch in Deutschland

Maria John Sánchez
23. August 2022

K-Pop ist zum Exportschlager Südkoreas geworden. Auch in Deutschland begeistern sich immer mehr Fans für die Musik. Warum eigentlich?

K-Pop-Fans tanzen auf einem Fantreffen gemeinsam eine Choreografie nach
Eine beliebte Aktivität, auch unter deutschen K-Pop-Fans: das Nachtanzen von ChoreosBild: @aqgraphic/Instagram

Südkorea gehört zu den am schnellsten wachsenden Musikmärkten weltweit. Grund dafür ist die internationale Verbreitung des K-Pop, der dem Land jährlich mehrere Milliarden Euro einbringt. Dass die südkoreanische Popmusik so erfolgreich werden konnte, ist nicht zuletzt den sozialen Medien und einer vernetzten Fangemeinde zu verdanken. Auch vor Deutschland macht der Hype keinen Halt: Immer mehr Menschen begeistern sich hierzulande für die südkoreanische Popmusik. Was fasziniert sie daran?

Spaß und Zusammengehörigkeit

"K-Pop ist einfach etwas, was mir Freude bringt", schwärmt Melissa Ndugwa. Die 21-Jährige ist die Mitbegründerin von K-Fusion Entertainment, dem größten K-Pop-Fantreffen deutschlandweit. Was sie an K-Pop begeistert? "Die Musik zu hören, die Choreografien zu üben und dann gemeinsam mit anderen nachzutanzen, macht mir wahnsinnig viel Spaß", so Ndugwa. Das gemeinsame Tanzen ist nicht nur eine beliebte Aktivität unter Fans, sondern ein zentraler Bestandteil des K-Pop. Dort zählt die Performance der Idols - so werden die koreanischen Popstars genannt - mindestens so viel wie die Musik. Das Erfolgsrezept lautet: einprägsame Melodien, ausgefeilte Choreografien und aalglatt inszenierte Stars. 

Für K-Pop-Fans ist Frankfurt am Main ein beliebter TreffpunktBild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

K-Pop-Metropole: Frankfurt am Main

Die K-Pop-Stars sind für viele ihrer Fans Vorbilder, auch was Schönheitsideale angeht. Seit einigen Jahren boomen in Deutschland koreanische Beauty- und Pflege-Produkte. In mehren deutschen Städten gibt es Salons, die koreanische Kosmetik und Hautpflege anbieten, darunter Frankfurt. Hier lebt die größte koreanische Gemeinschaft Deutschlands, mittlerweile ist die Stadt zur deutschen K-Pop-Metropole geworden.

Im Mai 2022 fand dort das erste große K-Pop-Festival Europas mit 70.000 Zuschauern statt. Zum "KPop.Flex" kamen Größen wie Monsta X, Mamamoo und NCT Dream. Mit beteiligt an der Organisation war das Seoul Broadcasting System (SBS), eine private Fernseh- und Rundfunkanstalt aus Südkorea. Offenbar ahnt man dort, dass sich Deutschland als lukrativer Markt entpuppen könnte.

Stars aus Südkorea: Die Band NCT Dream beim K-Pop-Festival in FrankfurtBild: Yonhap/AP Photo/picture alliance

"Eigentlich ist die K-Pop-Community in Deutschland noch klein, verglichen mit den USA, asiatischen und anderen europäischen Ländern. Aber in diesem Jahr ist ein großer Wandel bemerkbar gewesen. Es gab viel mehr Konzerte von koreanischen Künstlern. Und ein Festival wie in Frankfurt hat es in Europa noch nie gegeben", sagt Kocky B, die Leiterin der K-Pop-Tanzgruppe Shapgang. Die zwölfköpfige Gruppe aus Frankfurt tritt auf Wettbewerben und auf TikTok auf, wo sie Cover-Versionen, aber auch eigene Choreografien tanzt.  

Der Anspruch: Perfektion

Die Faszination für K-Pop sei bei ihr durch den Fokus auf das Visuelle, auf den Tanz und durch die bunte, schrille, spaßige  Inszenierung gekommen, die sie aus der westlichen Musikbranche nicht kannte, sagt Kocky B. 

"Als wir angefangen haben, gab es wenige Leute, die K-Pop überhaupt kannten. In der Tänzerszene wurde es eher belächelt", sagt sie. "Das hat sich inzwischen enorm gewandelt, denn die K-Pop-Industrie bietet viele Jobangebote für Tänzer. Die Leute haben jetzt erkannt, wie bedeutend dieser Markt ist. Viele westliche Tänzer werden von K-Pop-Labels angeheuert, um Choreografien zu entwickeln".  

In K-Pop-Choreografien tanzen die Stars in makelloser Synchronizität. Und das bei Gruppen, die bis zu 20 Mitglieder zählen. Es geht um Gleichtakt, um Gemeinschaft - und um Perfektion. Das gilt auch für die Musik, wie Isabelle Opitz, Redaktionsleiterin des deutschen Popkulturmagazins K*bang Magazin erklärt: "Die Musik selbst ist sehr hochwertig produziert, häufig sind Songschreiber aus dem europäischen Raum beteiligt. Man holt sich als Label ein riesiges Team nach Korea. Da kann eigentlich nicht viel schiefgehen. Als Fan weiß man von Anfang an, was man bekommt", so Opitz. 

Soziale Medien nehmen zentrale Rolle ein

K-Pop funktioniere auch deshalb so gut, weil es ein riesiges Paket an Interaktionsmöglichkeiten biete, so Opitz. Die Fans schauen sich jedes Musikvideo, jeden Interview-Auftritt an und sind über die einzelnen Gruppenmitglieder bestens informiert.

BTS sind die erfolgreichste K-Pop-Band - und legen nun eine Pause einBild: YONHAPNEWS AGENCY/picture alliance

Zudem spielen viele Idols in Serien oder Filmen mit, die Kommunikation über die sozialen Medien ist perfekt geregelt. "Durch Plattformen wie Spotify und YouTube und soziale Netzwerke wie etwa Twitter ist K-Pop zugänglicher geworden, die Community ist vernetzter", so Opitz. "Selbst wenn man gar nichts mit K-Pop zu tun hat, schlägt YouTube einem Inhalte vor". Heute gebe es in jeder deutschen Schulklasse jemanden, der K-Pop höre, so Opitz. 

K-Pop-Idols: Vorbilder?

Dieser Erfolg sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch Schattenseiten gibt. K-Pop ist ein knallhartes Industrieprodukt, die Bands werden von Unterhaltungskonzernen zusammengestellt. So werden Jugendliche unter Vertrag genommen und gezielt ausgebildet - in teils kräftezehrenden und auch etwas zweifelhaften Programmen. Wer überzeugt, bekommt einen Platz in einer Gruppe.

Der Preis für den Erfolg ist hoch: immer wieder ist von Knebelverträgen die Rede, die den Idols verbieten, öffentlich eine Beziehung zu führen. Man hört von Essstörungen, sogar von Suiziden der Stars.

"Im Vergleich zu früher ist die Community aufmerksamer geworden für die Realität der Industrie", sagt Melissa Ndugwa. Die Idols seien zwar immer noch Vorbilder, aber würden nicht mehr so glorifiziert. "Im K-Pop ist es schon ein Skandal, wenn ein Idol irgendjemanden datet. Es gibt Stars, die dafür geächtet wurden und ihre Karriere beenden mussten. Dabei sind sie doch auch nur Menschen."

Maria John Sánchez Autorin
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