1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Volker Kühn ist tot

20. September 2015

Der Wahlberliner starb nach langer Krankheit mit 81 Jahren, teilte seine Ehefrau, die Schauspielerin Katherina Lange, mit. In den 1960er Jahren gehörte Kühn zu den bekanntesten Textlieferanten des deutschen Kabaretts.

Volker Kühn Kabaretthistoriker Regisseur Porträt Mainz Deutschland
Bild: picture-alliance/dpa/Fredrik von Erichsen

Kühn starb in der Nacht auf Sonntag in Berlin, wo der gebürtige Osnabrücker seit Anfang der 1990er Jahre lebte. Bekannt wurde er vor allem durch seine Zusammenarbeit mit dem 1989 verstorbenen Kabarettisten Wolfgang Neuss, der ihn auch als literarischen Nachlassverwalter einsetzte. Der legendäre Politksatiriker stellte sich Kühn einst mit den Worten vor: "Ich bin der, vor dem meine Eltern mich immer gewarnt haben!" Gemeinsam produzierten die beiden mehr als 100 Hörfunksendungen, LP- und CD-Aufnahmen und Bücher wie "Tunix ist besser als arbeitslos".

Ab 1963 arbeitete Volker Kühn als Redakteur beim Hessischen Rundfunk, wo er die satirische Monatsbilanz "Bis zur letzten Frequenz" schrieb und produzierte. Gleichzeitig betätigt er sich als Mitautor und Regisseur von Programmen des Berliner "Reichskabaretts" ("Der Guerilla lässt grüßen", 1968) oder der Berliner "Wühlmäuse" ("Deutschland, wir kommen!", 1971).

Zusammen mit dem Begründer der Lach- und Schießgesellschaft, dem politischen Kabarettisten Dieter Hildebrandt, hob er 1973 die Satire-Sendung "Notizen aus der Provinz" aus der Taufe. Kühn lieferte auch zahlreiche weitere Beiträge für die Kabarett-Größen seiner Zeit wie Lore Lorentz, Hanns Dieter Hüsch oder Jürgen von Manger.

Gegen den kulturellen Kahlschlag der Nazi-Zeit

Dem engagierten Regisseur lag auch die Geschichte der Satire und des Kabaretts sehr am Herzen. Er kämpfte gegen den kulturellen Kahlschlag der Nazi-Zeit und produzierte daher unter anderem TV-Dokumentationen zur Unterhaltung im "Tausendjährigen Reich" und zum Kabarett in den Konzentrationslagern. Auch als Theater-Regisseur machte Kühn sich einen Namen: Seinen größten Coup landete er mit dem Stück "Marlene" (Dietrich), ursprünglich für das Berliner Renaissance-Theater entwickelt. Es wurde zu Gastspielen in die Schweiz, nach Österreich und Japan eingeladen und brachte es zwischen 1998 und 2006 auf knapp 600 Aufführungen.

Mehrfach mit hohen Preisen ausgezeichnet, erhielt Kühn 2013 einen Stern der Satire auf dem "Walk of Fame des Kabaretts" in Mainz, 2014 wurde er zum Ehrenmitglied der Kurt Tucholsky-Gesellschaft erhoben.

suc/hf (dpa/bz)