Schaffen Sie es ohne Ihren Kaffee einfach nicht über den Tag? Dann haben Sie jetzt Grund sich zu freuen. Denn gleich zwei Studien zeigen, dass eine Tasse Kaffee gut für uns ist. Mehrere Tassen sind sogar noch besser.
Anzeige
Ja, es stimmt tatsächlich: Kaffee - diese schwarze Flüssigkeit mit dem einst so schlechten Ruf - kann womöglich unser Leben verlängern. Zumindest ist das das Ergebnis von zwei Langzeitstudien mit insgesamt 700.000 Teilnehmern. Sie haben gezeigt, dass Kaffeetrinker ein geringeres Risiko haben, an allen möglichen Krankheiten zu sterben, vor allem an Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Erkrankungen.
Die erste Studie von der Internationalen Agentur für Krebsforschung, kurz IARC, und dem Imperial College London, weist einen solchen Wundereffekt bei Menschen aus zehn europäischen Länder mit ihren unterschiedlichen Kaffeetrinkgewohnheiten nach - von den espressonippenden Italienern bis zu den cappuccinoschlürfenden Engländern. Die Forscher analysierten die Daten von 500.000 Menschen aus zehn europäischen Ländern über 35 Jahre, die an der EPIC-Langzeitstudie (European Prospective Investigation on Cancer and Nutrition) teilnehmen.
Eine zweite Studie der Universität von Süd-Kalifornien (USC) schloss Teilnehmer von vier verschiedenen Ethnien ein, alle mit unterschiedlichen Lebensstilen: Weiße, Afroamerikaner, Latinos und US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln. In allen vier Gruppen zeigte Kaffee eine positive Wirkung. Menschen, die eine Tasse Kaffee pro Tag trinken, hatten im Vergleich zu Nichtkaffeetrinkern ein um zwölf Prozent geringeres Risiko, vorzeitig zu sterben.
Bei Menschen, die zwei oder drei Tassen Kaffee pro Tag trinken, war das Risiko sogar um 18 Prozent geringer.
"Wenn Sie Kaffee mögen, dann trinken Sie ruhig weiter", sagte Veronica Setiawan, Privatdozentin für Präventionsmedizin an der Universität von Süd-Kalifornien. "Wenn Sie kein Kaffeetrinker sind, dann sollten sie überlegen, damit anzufangen."
Beide Studien erschienen am Montag (10.07.2017) im Journal "Annals of Internal Medicine".
Mit oder ohne Koffein
Drei oder mehr Tassen Kaffee pro Tag scheinen laut Studien für Gesundheit und ein langes Leben das Beste zu sein. Dabei spielt es keine Rolle wie man seinen Kaffee zubereitet. Egal ist auch, ob der Kaffee koffeinfrei ist.
Kaffee ist eine Mischung aus etwa 1000 chemischen Verbindungen. Neben Koffein enthält Kaffee Polyphenole und andere antioxidative Substanzen, die für den menschlichen Körper gut sind. "Dass Kaffee vor Krankheiten schützt, ist biologisch gesehen plausibel", schreiben die Redakteure von den "Annals of Internal Medicine" in ihrem Editorial.
Die Studie des Imperial College London zeigt, dass Kaffeetrinker gesündere Lebern haben und ein besseres Immunsystem. Aber welche Substanzen im Kaffee genau diese Wirkungen haben, weiß bisher niemand.
Keine Garantie
Also: für jede Tasse Kaffee pro Tag leben wir zwei Jahre länger? Nein, so leicht ist es leider nicht. Denn es geht hier um Statistik - und dabei gibt es keine Garantie, dass Kaffee auf den einen Mensch die gleiche Wirkung haben wird wie auf seinen Nachbarn.
Denn die Forscher haben bisher lediglich einige 100.000 Kaffee- und Nicht-Kaffeetrinker über einen Zeitraum von 16 Jahren beobachtet und erfasst, wer wann an welcher Krankheit stirbt. Statistische Analysen erlauben den Wissenschaftlern dann zu sagen, ob etwas gut für unsere Gesundheit ist - wie etwa das Sporttreiben - oder ob es uns umbringen kann - wie das Rauchen.
"Aufgrund der Einschränkungen bei Beobachtungsstudien sind wir derzeit noch nicht in der Lage, den Menschen zu mehr oder weniger Kaffeekonsum zu raten", sagt Marc Gunter von der IARC. "Trotzdem weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass Kaffee nicht schädlich ist und sogar gesund sein kann."
Nichts trinken die Deutschen lieber als Kaffee. Schwarz, mit Milch oder reichlich süß. Gern stark und viele Tassen davon. Aber ist das gesund? Und gefällt der Umwelt der sich intensiv ausbreitende Kaffeeanbau?
Bild: picture-alliance/dpa
Lieblingsgetränk der Deutschen
Nicht Bier ist das beliebteste Getränk in Deutschland - nein, es ist der Kaffee! Jeder Deutsche trinkt im Durchschnitt 149 Liter Kaffee pro Jahr, das sind knapp drei Tassen pro Tag. Auf Platz zwei folgt Wasser. Bier scheint der Deutsche nicht mehr so gern zu mögen, der Konsum ist rückläufig, liegt aber immer noch bei 100 Litern pro Kopf und Jahr.
Bild: picture-alliance/dpa
Anregend auf Körper und Gehirn
Kaffee enthält Koffein. Diese chemische Substanz steigert die Herzfrequenz, erweitert Blutgefäße im Körper, aber verengt Blutgefäße im Gehirn. Koffein steigert Antrieb, Leistungsfähigkeit sowie Konzentration und hält länger wach. Allerdings kann Kaffee abhängig machen: Entzugssymptome sind zum Beispiel Kopfschmerzen.
Bild: shoot4u/Fotolia
Besser als sein Ruf
Kaffee ist keinesfalls ungesund. Täglich vier oder mehr Tassen sind sogar gut für den Körper, sagt das Deutsche Grüne Kreuz, eine Organisation zur Gesundheitsvorsorge. Denn Kaffee regt viele Organe an. Wie Studien zeigen, kann Kaffee das Risiko für Krankheiten wie Leberzirrhose, Alzheimer und Parkinson senken.
Bild: AP
Alles beginnt mit der Kaffeekirsche
Seinen Ursprung hat der Kaffee im ostafrikanischen Äthiopien. Von dort stammen die Kaffeepflanzen, bis zu vier Meter hohe Sträucher. Sie bilden Früchte aus, die Kaffeekirschen. Während sie reifen, wechselt ihre Farbe von grün über gelb nach rot. Sie enthalten zwei Samen: die Kaffeebohnen.
Bild: Fotolia
Ernte und Aufbereitung
Die Kaffeekirschen werden meist per Hand gepflückt und anschließend getrocknet. Dafür werden sie mehrere Wochen in der Sonne ausgelegt und regelmäßig gewendet. Oder vorher mit Wasser gereinigt und in einem Gärprozess von ihrem Fruchtfleisch entfernt. Am Ende bleibt die Bohne übrig.
Bild: Deutscher Kaffeeverband e.V.
Fertig ist die Bohne!
Nach der Trocknung müssen die Bohnen nur noch von ihrem Häutchen befreit werden. Danach werden sie geröstet und schließlich gemahlen. Je nach Kaffeepflanze entstehen unterschiedliche Kaffeesorten: Arabica-Kaffee stammt von der Coffea-arabica-Pflanze, Robusta-Kaffee von Coffea canephora.
Bild: Fotolia
Brasilien ist Kaffee-Exporteur Nummer 1
Kaffeebäume brauchen ein ausgeglichenes Klima ohne Temperaturextreme, ohne Frost und sengende Hitze. Kaffee wird weltweit in Ländern rund um den Äquator angebaut. Der größte Kaffeeproduzent ist ganz klar Brasilien, gefolgt von Vietnam und Kolumbien.
Bild: picture-alliance/dpa
Umschlagplatz Hamburg
Jedes Jahr werden weltweit etwa acht Millionen Tonnen Kaffeebohnen geerntet. Der Großteil wird exportiert. Der Hamburger Hafen ist der größte europäische Importhafen für Rohkaffee und Drehscheibe für den deutschen, skandinavischen und osteuropäischen Markt.
Bild: Fotolia/Jan Schuler
Schlecht für die Artenvielfalt
Traditionell wurden Kaffeepflanzen im Schatten größerer Bäume angebaut, wodurch natürliche Lebensräume und die Artenvielfalt größtenteils erhalten blieben. Aber der weltweite Kaffeekonsum wächst. Um den Ertrag zu steigern, pflanzen die meisten Plantagenbesitzer Kaffeebäume als Monokulturen an. Vor allem Vögel leiden, weil sie dort keinen Unterschlupf finden.
Bild: picture-alliance/dpa
Alternative Öko-Kaffee
In vielen Ländern muss der Wald weichen, um Platz für neue Kaffeeplantagen zu schaffen. Pestizide und Herbizide sollen zudem Schädlinge und Unkraut aus den Plantagen fernhalten und schädigen die Umwelt. Öko-Kaffee ist eine umweltverträglichere Alternative. Doch sein Anteil am Weltmarkt ist noch sehr gering.
Bild: imago/Photoshot/Balance
Schutz für den Wildkaffee
Kaffee wird weltweit angebaut - aber ironischerweise ist der Wildkaffee in seiner Heimat Äthiopien vom Aussterben bedroht. Er wächst dort in den Bergregenwäldern der Region Kaffa und leidet stark unter der dortigen Abholzung. Schutzprogramme versuchen, die Existenz des Wildkaffees zu bewahren.
Bild: Svane Bender-Kaphengst / NABU
Kaffee für die Hartgesottenen
Eine der teuersten Kaffeesorten kommt aus Thailand: Black Ivory Coffee, schwarzes Elfenbein. Diese Kaffeebohnen wandern vor ihrer Röstung durch den Darm eines Elefanten. Die Bohnen, die die Reise überstehen, werden hinterher aus dem Kot gepickt. Wer's mag...