Zweites Bundesliga-Geisterspiel, zweiter Doppelpack: Dank Kai Havertz gewinnt Bayer 04 Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach. Seine Formschwäche in der Hinrunde hat den 20-Jährigen offenbar nur noch stärker gemacht.
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Den kann man so spielen, muss man aber nicht, und darf man eigentlich schon mal gar nicht: Im eigenen Strafraum, nachdem Leverkusen gerade eine Torchance von Gegner Mönchengladbach vereitelt hat, klärt Kai Havertz die weiterhin gefährliche Situation in der 66. Minute einfach mit einem Beinschuss.
"Ich bin ein Spieler, der eher ein bisschen mit Ruhe glänzt", sagte Havertz einmal in einem Zeit-Interview - eine treffliche Selbstanalyse des 20-Jährigen. Diese Ruhe am Ball demonstrierte Havertz auch bei seinen beiden Toren beim 3:1 (1:0)-Erfolg im Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach. Bei seinem frühen Führungstor behielt er beim Eins-gegen-Eins gegen Torwart Yann Sommer die Nerven, als er den Ball von der rechten Strafraumseite ins lange Eck drückte (7. Minute). Und beim Foulelfmeter nach Videobeweis übernahm er als zweitjüngster Spieler seiner Mannschaft (Moussa Diaby ist 26 Tage jünger) ganz natürlich die Verantwortung und sorgte so nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Markus Thuram (52.) für die erneute Führung der Werkself (58.).
Kai Havertz: 33. Bundesliga-Tor
Nachdem Havertz bereits in der vergangenen Woche ein Doppelpack gegen Werder Bremen gelang, kommt er nun auf 33 Bundesligatore. Er ist damit der zweitjüngste Bundesliga-Profi, der diese Marke erreicht. Er hätte sogar noch ein Tor mehr machen können, aber in der 45. Minute prallte der Ball vom Querbalken ab. "Es war ein Top-Spiel, in dem wir alles raushauen mussten. Ich glaube, wir haben verdient gewonnen", so der deutsche Nationalspieler.
Durch den vierten Bundesliga-Sieg in Folge verdrängt Leverkusen Mönchengladbach von Platz drei und kann sich berechtigte Hoffnungen auf die direkte Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison machen. "Das Ziel ist ganz klar die Champions League. Und wenn wir so weiterspielen, können wir das schaffen", glaubt der offensive Mittelfeldspieler. Spielt das eine Rolle bei seinen Zukunftsüberlegungen?
Wer ist bereit, 100 Millionen zu zahlen?
"Klar, ich persönlich will immer Champions League spielen. Abgesehen davon bin ich Leverkusen sehr dankbar. Deswegen will ich da jetzt nicht darüber sprechen. Es sind noch viele Spiele zu spielen", meint Havertz, dessen Vertrag bis 2022 läuft, ausweichend. Laut unterschiedlichen Medienberichten sollen Leverkusen bereits mehrere Angebote vorliegen, unter anderem von Real Madrid und dem FC Liverpool. Die Frage ist wohl, ob ein Verein während der Corona-Krise bereit ist, die 100 Millionen Euro zu zahlen, die Leverkusen fordert.
Die Klubs werden aufmerksam verfolgt haben, dass sich Havertz nach einer Formschwäche in der Hinrunde wieder gefangen hat: "Die Zeit hat mich stärker gemacht und mich auf ein besseres Level gebracht", erklärte er kürzlich dem Fernsehsender Sky und kündigte an: "Ich bin noch nicht am Limit, will immer mehr Tore und Vorlagen machen als bisher." Borussia Mönchengladbach hat dies bereits zu spüren bekommen.
Die zehn jüngsten Bundesliga-Spieler
Da der Kader wegen zahlreicher Coronafälle dezimiert ist, muss Bayern-Trainer Julian Nagelsmann auf die Jugend setzen. So kommt der 16-jährige Paul Wanner zum Bundesliga-Debüt und wird zweitjüngster Spieler der Liga.
Bild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance
Jürgen Friedl - 17 Jahre, 26 Tage
Als sich Frankfurts Torwart am 20. März 1976 im Heimspiel gegen Hannover 96 (5:1) verletzt, kommt Friedl - damals nur vierter Torhüter der Eintracht - zum Einsatz. Er ist fast 30 Jahre lang jüngster Spieler der Bundesliga, bis Sahin ihn ablöst. Friedl macht nur drei Bundesliga-Spiele, gewinnt aber alle drei. Mit 1,75 Metern ist er der Eintracht zu klein für einen weiteren Profi-Vertrag.
Bild: picture-alliance/dpa
Florian Wirtz - 17 Jahre, 15 Tage
Sein Name geht schon einige Zeit vor seinem Bundesliga-Debüt durch die Medien. Der Grund: Der Wechsel vom 1. FC Köln zum Lokalrivalen Bayer 04 Leverkusen verläuft nicht ohne Getöse. Die Kölner sind sauer, dass der Werksklub ihnen ein großes Talent wegnimmt. In Leverkusen überzeugt Wirtz Trainer Peter Bosz schnell von seinen Fähigkeiten. Gegen Bremen steht er am 18. Mai 2020 erstmals auf dem Feld.
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Yann Aurel Bisseck - 16 Jahre, 362 Tage
Der Innenverteidiger debütiert am 26. November 2017 unter Trainer Peter Stöger gegen Hertha BSC (0:2). Insgesamt kommt Bisseck in seiner ersten Profi-Saison nur auf drei Bundesliga-Einsätze. Nach dem Abstieg des FC wird er nicht mehr berücksichtigt und wechselt zu Holstein Kiel, wo er sich ebenfalls nicht durchsetzen kann. Mittlerweile spielt er für Aarhus GF in Dänemark.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Eisenhuth
Nuri Sahin - 16 Jahre, 335 Tage
Wegen finanzieller Probleme setzt Borussia Dortmund in der Saison 2005/06 vermehrt auf Jugendspieler. Coach Bert van Maarwijk zieht Sahin aus der B-Jugend zu den Profis hoch und bringt ihn am 1. Spieltag in Wolfsburg (Foto) direkt in der Startelf. Sahin spielt mit Unterbrechungen insgesamt zehn Jahre für die BVB-Profis (2005-2007, 2008-2011, 2013-2018).
Bild: Imago Images
Iker Bravo - 16 Jahre, 298 Tage
Iker Bravo, ausgebildet in der Masia des FC Barcelona, wechselt im Sommer 2021 zu Bayer Leverkusen. Am 7. November wird er beim Auswärtsspiel bei Hertha BSC eingewechselt und feiert sein Bundesliga-Debüt. Kurzzeitig ist er damit der zweitjüngste Bundesligaspieler der Geschichte. Doch nur sieben Minuten später kommt ein noch jüngerer Mannschaftskollege ins Spiel und verdrängt ihn.
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Zidan Sertdemir - 16 Jahre, 276 Tage
Es ist Zidan Sertdemir, ein Däne mit türkischen Wurzeln, geboren am 2. April 2005. Er ist Mittelfeldspieler und läuft in der U17 für Dänemark auf. Im Sommer 2021 wechselt er von der Reserve des FC Nordsjaelland zur Werkself nach Leverkusen, wo er in seiner ersten Saison meist in der U19-Bundesliga spielt und beim Herrenteam in der Bundesliga auf der Bank sitzt.
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Sidney Raebiger - 16 Jahre, 266 Tage
Als das Spiel gegen den FSV Mainz 05 beim Stand von 4:1 entschieden ist, wechselt Leipzigs Trainer Domenico Tedesco in der 87. Spielminute den 16-jährigen Sidney Raebiger ein. Sein Debüt im Profifußball ist dieser erste Bundesligaeinsatz am 8. Januar 2022 aber nicht. Schon am 7. August 2021 steht er in der 1. Runde des DFB-Pokals für ein paar Minuten auf dem Platz.
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Tom Bischof - 16 Jahre, 264 Tage
Am 19. März 2022 wird Tom Bischof durch seine Einwechslung im Spiel bei Hertha BSC zum jüngsten Hoffenheimer Bundesliga-Spieler und gleichzeitig zum drittjüngsten Spieler der gesamten Liga-Historie. Zwar geht das Spiel mit 0:3 verloren, doch Bischof ist nach seinem Debüt trotzdem voller Freude: "Als ich den Rasen betreten habe, hat sich ein Traum für mich erfüllt", sagt der Mittelfeldspieler.
Bild: Guido Kirchner/dpa/picture alliance
Paul Wanner - 16 Jahre, 15 Tage
Zum Rückrundenauftakt 2022 gegen Borussia Mönchengladbach ist die Personalnot beim FC Bayern groß. Coronavirus, Afrika-Cup und Verletzungen dezimieren den Kader. So kommt der 16-jährige Paul Wanner zum Einsatz, der normalerweise in der U17 der Münchener spielt. In der 75. Spielminute wird er eingewechselt und zum zweitjüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten.
Bild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance
Youssoufa Moukoko - 16 Jahre, 1 Tag
Seit Jahren schon spielt Youssoufa Moukoko mit viel älteren Mitspielern, bevor er am 21. November 2020 in der Bundesliga debütiert: Mit 13 ist er Teil der Dortmunder U17, mit 15 tritt er in der U21 des BVB an. Dank einer Regeländerung darf der torgefährliche Angreifer als 16-Jähriger dann auch in der Bundesliga ran. Einen Tag nach seinem Geburtstag wechselt ihn Lucien Favre gegen Hertha BSC ein.