Kaiser's Tengelmann endgültig vor dem Aus
13. Oktober 2016Der Bundeswirtschaftsminister rief die beteiligten Lebensmittelkonzerne noch einmal auf, eine tragfähige Lösung für Kaiser's Tengelmann zu finden. "Die Nachricht eines möglichen Scheiterns der Verhandlungen wäre erschütternd", erklärte er. Der Besitzer der noch gut 400 Filialen umfassenden Kette, Karl-Erivan Haub, sagte hingegen, er rechne mit dem Verlust einer großen Zahl von Arbeitsplätzen.
Rewe und Edeka gaben sich gegenseitig die Schuld für das Ende der Verhandlungen. Rewe-Chef Alain Caparros sagte: "Es gab und gibt bis jetzt kein ernsthaftes, überprüfbares und rechtlich umsetzbares Angebot an Rewe für eine konstruktive Lösung". Rewe könne die Klage gegen die Ministererlaubnis aber nicht ohne einen fairen Interessenausgleich zurückziehen, betonte er.
Kaiser's Tengelmann stehe nun vor der Zerschlagung, Tengelmann-Eigner Karl-Erivan Haub habe bereits entsprechende Gespräche geführt. Haub wolle "Kaiser's Tengelmann in für ihn wirtschaftlich optimaler Weise in Paketen veräußern", erklärte Caparros. Haub hatte immer wieder mit einem Aus für Kaiser's Tengelmann gedroht. Edeka erklärte dagegen, es dränge sich der Eindruck auf, dass Rewe an keiner Lösung im Rahmen der Ministererlaubnis interessiert gewesen sei.
Konkurrenten ziehen Klage nicht zurück
Vor zwei Jahren hatte Tengelmann-Chef Haub den Verkauf von Kaiser's Tengelmann an Branchenprimus Edeka verkündet. Das Bundeskartellamt untersagte die Fusion allerdings im Frühjahr 2015. Edeka und Tengelmann wandten sich an Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Dieser gab im März 2016 grünes Licht und hebelte so das Veto des Kartellamts aus.
Doch die Konkurrenten Rewe, Norma und Markant klagten mit Erfolg gegen die Sondererlaubnis, das Oberlandesgericht Düsseldorf kippte sie im Juli. Für die Beschäftigten ging damit wieder das große Zittern los – denn Haub drohte offen mit der Zerschlagung der Kette und setzte ein entsprechendes Ultimatum.
Interessenten lauern schon
Die Gewerkschaft Verdi schaltete sich als Vermittler ein und versuchte, mit einem Gipfeltreffen der Supermarkt-Chefs eine Lösung zu finden. Die in erbitterter Konkurrenz stehenden Unternehmen hatten sich erst in der vergangenen Woche auf das Ziel einer Umsetzung der Ministererlaubnis verständigt. Doch dazu hätten Rewe, Norma und Markant ihre Klagen zurückziehen müssen. Diese Möglichkeit ist nun vom Tisch.
Mit dem Scheitern der Gespräche steuert Kaiser's Tengelmann auf eine endgültige Zerschlagung zu. Die Sozial-Auflagen der Ministererlaubnis, die auf einen Erhalt der Arbeitsplätze zielten, gelten für neue Käufer nicht mehr. Im Hintergrund lauerten schon Interessenten für das Supermarkt-Netz Tengelmanns, sagen Branchenkenner.
Kaiser's Tengelmann umfasste Ende 2015 noch rund 445 Märkte - 133 davon in Berlin, 188 in Bayern und 125 in Nordrhein-Westfalen. Unter anderem habe es bereits Gespräche zwischen Haub und der Signa Holding des Karstadt-Eigners Rene Benko über Teile der Filialen gegeben, so Insider. Einige der Läden mussten in der Zwischenzeit bereits schließen.
wen/uh (rtrd, dpa, afpd)