Die Geschichte, die Spielberg in seinem Film erzählt, ist phantastisch. Doch sie hat sich tatsächlich so zugetragen. Gedreht hat Spielberg seinen neuen Film an Originalschauplätzen in der deutschen Hauptstadt Berlin.
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Schauplatz Deutschland: Agenten und Spione im Kino
Agentenfilme, die in Deutschland spielen, sind populär. Auch James Bond war schon vor Ort. Regisseur Steven Spielberg hat seinen neuen Film "Bridge of Spies" in Berlin gedreht. Manche Regisseure haben geschummelt....
Bild: 2014 Twentieth Century Fox
Tom Hanks: Einsatz in Berlin
"Bridge of Spies - Der Unterhändler" startet jetzt in den deutschen Kinos. Am gleichen Tag, an dem die TV-Serie "Deutschland 83" im Fernsehen läuft. Auch dort steht der Kalte Krieg im Mittelpunkt. Spielberg hat viele Episoden seines Films in der deutschen Hauptstadt gedreht. Der Titel bezieht sich auf die Glienicker Brücke, auf der Austauschaktionen von Spionen aus Ost und West stattfanden.
Bild: 2014 Twentieth Century Fox
Der Fall Cicero
Spielberg knüpft mit "Bridge of Spies" an eine lange Tradition an. Filme über Spione aus Ost und West gab es schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Nicht selten wurde dazu an Schauplätzen in Deutschland gedreht. Manchmal wurde aber auch geschummelt: Beim Agenten-Thriller "Der Der Fall Cicero" (1951) verzichteten die Produzenten auf Originalschauplätze und drehten vieles im Studio.
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Spion für Deutschland
Es ging allerdings nicht immer nur um den Kalten Krieg. Manche Agentenfilme schauten auch auf die letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs zurück. Der deutsche Film "Spion für Deutschland" (1956) mit Martin Held und Nadja Tiller in den Hauptrollen schildert die Auseinandersetzungen zwischen Nazi-Deutschland und den USA. Gedreht wurde damals in Berlin, aber auch in den Vereinigten Staaten.
Bild: picture-alliance/dpa
Spione unter sich
Werner Klinger, Regisseur von "Spion für Deutschland", war auch einer von vier Filmemachern, die 1965 "Spione unter sich" inszenierten. Der Agentenfilm war eine Co-Produktion von Regisseuren aus Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien. Gedreht wurde vor allem in Berlin. Mit dabei: Hollywood-Haudegen Robert Ryan.
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Der zerrissene Vorhang
Alfred Hitchcock drehte seinen Spionagethriller "Der zerrissene Vorhang" 1966 in US-Studios. Und doch sind einige Berlin-Szenen dabei. Kamerateams drehten in der deutschen Hauptstadt und schickten die Sequenzen nach Hollywood. Hitchcock montierte sie in seinen Film. Auch deutsche Schauspieler wie Wolfgang Kieling oder Hansjörg Felmy waren dabei - neben Stars wie Julie Andrews und Paul Newman.
Bild: picture-alliance/dpa/United Archives/IFTN
James Bond in Berlin: Octopussy
Der 13. Film des populärsten Agenten der Filmgeschichte, James Bond, wurde zu weiten Teilen tatsächlich in Berlin gedreht. Roger Moore war 1983 an der innerdeutschen Grenze im Einsatz: am Checkpoint Charlie, vor der Berliner Mauer und auf der AVUS. Und natürlich im Studio, wo Bond mit schönen Frauen shakerte.
Bild: picture-alliance/dpa/ KPA
...und der Himmel steht still
1993 drehte Regisseur John Schlesinger an Originalschauplätzen in der deutschen Hauptstadt den Film "...und der Himmel steht still". Mit internationalen Stars wie Isabella Rossellini und Campbell Scott erzählt er eine klassische Kalte-Kriegs-Story aus dem Berlin des Jahres 1955.
Bild: picture-alliance/dpa/United Archives/IFTN
Mission: Impossible III
Kein Glück hatte das Team um Regisseur J.J.Abrams und Hollywood-Star Tom Cruise mit dem dritten Teil der "Mission: Impossible"-Reihe. Ursprünglich wollten sie im Berliner Reichstagsgebäude drehen. Doch der Ältestenrat des Deutschen Bundestages lehnte ab: dem Ort solle nicht durch kommerzielle Dreharbeiten die Würde genommen werden. So musste auf den Dreh an Originalschauplätzen verzichtet werden.
Bild: picture-alliance/dpa
The Good German
Auch der Film "The Good German - In den Ruinen von Berlin" (2006) von Regisseur Steven Soderbergh ist ein Beispiel dafür, wie professionelle Studioaufnahmen oft die Wirklichkeit ersetzen. "The Good German" spielt im Berlin der Nachkriegszeit - gedreht wurde in Los Angeles. Allerdings montierte Soderbergh historisches Filmmaterial aus dem richtigen Berlin in sein düsteres Schwarz-Weiß-Werk.
Bild: picture-alliance/dpa
Spy Game
Auch der Spionagethriller "Spy Game - Der finale Countdown" (2001) mit Robert Redford spielt in Berlin. Hier verzichteten die Macher ebenfalls auf einen Dreh in der deutschen Hauptstadt. Stattdessen filmten sie in Budapest und gaben die ungarische Metropole als Berlin aus. In einigen Szenen kann man das auch erkennen - im Hintergrund tauchen Ansichten auf, die es in Berlin nicht gibt.
Bild: picture-alliance/dpa
Codename U.N.C.L.E.
Aktuell läuft in den Kinos auch die Agentenkomödie "Codename U.N.C.L.E.". Viele Szenen spielen im geteilten Berlin der 1960er Jahre. Henry Cavill spielt einen amerikanischen Agenten im Wettstreit mit einem russischen Spion. Das Berlin der '60er ist stimmungsvoll nachgezeichnet - und stammt doch ausschließlich aus dem Computer! Ein Triumph digitaler Technik.
Bild: 2015 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC-DUNE ENTERTAINMENT LLC ALL RIGHTS RESERVED/Daniel Smith
Homeland
Tatsächlich in Berlin wurde vor kurzem die populäre TV-Serie "Homeland" gedreht. Die amerikanische CIA-Agentin Carrie Mathison verschlägt es in der fünften Staffel der Serie in die deutsche Hauptstadt. Inszeniert wurde in den Babelsberger Studios und in Brandenburg.
Bild: picture alliance/landov/K. Smith
Schauplatz Glienicker Brücke
Steven Spielberg hat seinen neuen Agentenfilm an Originalschauplätzen in Berlin gedreht. Schließlich ist die legendäre und geheimnisumwitterte Brücke in der Hauptstadt verantwortlich für den Titel des Films: "Bridge of Spies". Manchmal sind Originalschauplätze eben trotz aufwendiger Studioaufnahmen oder ausgefeilter digitaler Computerspielereien nicht zu toppen.
Bild: imago/Camera4
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Das hatte sich Steven Spielberg nicht nehmen lassen. Zur Deutschland- und Europapremiere seines neuen Films "Bridge of Spies" war der Regisseur vor kurzem eigens nach Berlin gereist. Gemeinsam mit Hauptdarsteller Tom Hanks stellte der US-amerikanische Filmemacher "Bridge of Spies" in der deutschen Hauptstadt vor und stellte sich den Fragen der Presse. In einem sehr persönlichen Interview mit dem Wochenmagazin "Der Spiegel" hat der oscargekrönte Regisseur zuvor schon von seiner ganz besonderen Beziehung zu Deutschland berichtet.
Als Kind sei er einst "besessen vom Holocaust und später vom Kalten Krieg" gewesen. Über den Holocaust hatte Spielberg 1993 den Film "Schindlers Liste" gedreht. "Der Soldat James Ryan" hatte fünf Jahre später ein eindrucksvolles Bild von der Landung der Alliierten 1944 gezeichnet. "Bridge of Spies" nun ist Spielbergs Beitrag zum Kalten Krieg. Bei der Geschichte sei er auch von seiner Familie inspiriert worden: "Mein Vater war 1960, in etwa zu der Zeit, als der Film spielt, für einige Wochen in der Sowjetunion."
Auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs
Auch wenn die Geschichte, die der Regisseur jetzt erzählt, für heutige Zuschauer unglaublich erscheinen mag, fußt sie doch auf wahren Ereignissen aus dem Kalten Krieg. "Bridge of Spies" schildert den Abschuss des US-amerikanischen Aufklärungsflugzeugs vom Typ U-2 über der Sowjetunion im Jahre 1960 durch russische Raketen. Wie durch ein Wunder konnte sich der Pilot Francis Gary Powers in 20.000 Meter Höhe retten. Die Ereignisse gingen um die Welt und ließen die Menschen auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs den Atem anhalten.
Die Amerikaner meldeten schon den Tod ihres Piloten, als die Sowjets kurz darauf bekanntgaben, dass sie Power gefangenen genommen hätten: ein ungeheurer Propagandaerfolg der Sowjets. Der Versuch, Powers durch Verhandlungen freizubekommen, scheiterte zunächst. Hier setzt Spielbergs Film ein.
Der New Yorker Anwalt James B. Donovan (Tom Hanks) nimmt in Ost-Berlin Kontakt zu ostdeutschen Behörden und russischen Agenten auf. Er trifft sich mit dem DDR-Unterhändler Wolfgang Vogel, gespielt vom Deutschen Sebastian Koch. Die Verhandlungen führten schließlich zum Erfolg, weil die Supermacht USA damals auch etwas zu bieten hatte: den in US-Haft sitzenden hochrangigen russischen Spion Rudolf Abel (Mark Rylance).
Schauplatz Glienicker Brücke
Powers und Abel wechseln während eines denkwürdigen Agentenaustausches im Februar 1962 auf der Glienicker Brücke die Seiten. Fortan wird die Brücke über Jahre zum Schauplatz weiterer Austauschaktionen. Als "Bridge of Spies" geht das Bauwerk zwischen Potsdam und Berlin in die Geschichte ein, jetzt hat sie dafür auch den "Ritterschlag" aus Hollywood bekommen.
Spielberg hatte im vergangenen Jahr wochenlang an Originalschauplätzen in Deutschland gedreht, in Berlin und Potsdam, in Brandenburg sowie in den Filmstudios Babelsberg. Beeindruckt zeigte sich Spielberg in dem Spiegel-Interview über den Besuch der deutschen Bundeskanzlerin bei den Dreharbeiten. Angela Merkel sei einmal morgens um fünf Uhr auf der Glienicker Brücke aufgetaucht: "Sie war sehr daran interessiert, wer auf dem Set was machte und fragte alle nach ihren Aufgabengebieten."
Spielberg über den Umgang der Deutschen mit der Geschichte
Die deutschen Behörden hätten ihn auch sehr unterstützt, als es um die Drehgenehmigungen ging: "Die haben für uns die Glienicker Brücke gesperrt", so Spielberg. Lobend äußerte sich der Regisseur auch über den Umgang der Deutschen mit der eigenen Geschichte: "Wie die Deutschen das Holocaust-Mahnmal in Berlin angelegt haben, ist großartig."
Mit dabei im Schauspielerensemble von "Bridge of Spies" waren auch einige deutsche Darsteller. Vor allem für Sebastian Koch dürfte sich der Dreh gelohnt haben. Koch, der jüngst auch für die populäre US-Serie "Homeland" in Berlin vor den Kameras stand, hatte "Bridge of Spies" gemeinsam mit Spielberg bei der Weltpremiere des Films in den USA vorgestellt. Bei der Aufführung im Rahmen des 53. Filmfestivals New York hatte es am Ende stehenden Ovationen gegeben.
Bridge of Spies: Parallelen zu Heute
In New York hatte Spielberg auch auf die Aktualität seines historischen Films hingewiesen: "Man macht solche Filme, weil sie relevant sind für die Gegenwart, weil es so aussieht, als wenn der Kalte Krieg zurückkommen würde". Auch bei der US-Presse war der Film auf ein positives Echo gestoßen. "The Hollywood Reporter" lobte: ein "Feel-Good-Melodrama über den Kalten Krieg".
Die "New York Post" prophezeite mehrere Oscar-Nominierungen. Auch der "Independent" urteilte begeistert. Das Branchenblatt "Variety" lobte vor allem Darsteller Mark Rylance, der im Film einen russischen KGB-Agenten spielt sowie die für den Film entstandenen Bauten von Studio Babelsberg. "Bridge of Spies" wird in der US-Presse schon jetzt als heißer Oscar-Anwärter für 2016 gehandelt.
Erste Reaktionen von deutscher Seite fielen dagegen etwas kritischer aus. Spielberg habe zu sehr auf konventionelle Dramatik gesetzt, hieß es. "In den letzten zwanzig Minuten gipfelt dieser sehenswerte Film leider arg schmalzig in einem melodramatischen Heldenpathos", urteilte beispielweise das Wochenmagazin "Die Zeit": "Vielleicht muss man Amerikaner sein, um derlei ohne Schauder oder Ironie sehen zu können."
Unter dem Titel "Bridge of Spies - Der Unterhändler" kommt der neue Steven-Spielberg-Film am Donnerstag (26.11.2015) in Deutschland ins Kino.