Er hat mit Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und Wolfgang Petersen zusammengearbeitet. Michael Ballhaus ist einer der besten Kameramänner der Welt. Nun wurde er 80 Jahre alt.
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Aushängeschild des deutschen Kinos
Michael Ballhaus hat mit seiner Arbeit und seinem Erfolg in Hollywood an die große Tradition deutscher Kameramänner in den USA angeknüpft.
Bild: picture-alliance /dpa/J. Kalaene
Ein Grandseigneur hinter der Kamera
Michael Ballhaus war nicht nur der bekannteste Kameramann aus Deutschland, er galt auch als ausgesprochener Menschenfreund. Stets höflich und ausgeglichen, verkörperte der 1935 in Berlin geborene Ballhaus den klassischen Gentleman. Trotzdem äußerte er am Set auch seine Meinung und legte sich mit Regisseuren im Zweifelsfall an.
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Bekannt mit Fassbinder-Filmen
Manche Kameramänner gehen mit Regisseuren eine lang anhaltende Arbeitsbeziehung ein, die künstlerisch fruchtbar für beide Seiten ist. Ballhaus begann 1970 für Rainer Werner Fassbinder zu arbeiten. Gemeinsam drehten sie in rascher Folge über ein Dutzend Filme. Diese Arbeitsbeziehung wurde auch in der Berliner Ausstellung "Fassbinder - JETZT" im Berliner Martin-Gropius-Bau 2015 dokumentiert.
Bild: DIF Frankfurt/Foto: Peter Gauhe
Legendäre Kamerafahrt
Vor allem die Kameraarbeit für den Fassbinder-Film "Martha" wurde zur Legende im deutschen Kino. Seine 360-Grad-Fahrt um die Darsteller Margit Carstensen und Karl-Heinz Böhm erregte Aufsehen - auch im Ausland. Spätere Hollywood-Filme, die Ballhaus in den USA drehte, griffen diese Ästhetik auf.
Bild: picture-alliance/dpa/dpa filmverlag der autoren
Ein Meister der Farben und Perspektiven
Gemeinsam mit seinem Regisseur entwickelte Ballhaus in den 1970er Jahren ein breites Spektrum an ästhetischen Möglichkeiten. Fassbinder und sein Stamm-Kameramann probierten vieles aus. In dem großen Erfolg "Die Ehe der Maria Braun" brachten sie unter anderem Farbe wirkungsvoll zum Einsatz.
Bild: picture alliance/dpa
Arbeit in Hollywood
Michael Ballhaus hat mit seiner Arbeit und seinem Erfolg in Hollywood an die große Tradition deutscher Kameramänner in den USA angeknüpft. Den entscheidenden Karriereschritt ins internationale Geschäft machte er im Jahre 1985, als er für Regisseur Martin Scorsese erstmals hinter der Kamera stand. Für den US-Regisseur drehte er die Großstadt-Farce "Die Zeit nach Mitternacht".
Bild: picture alliance/United Archives/IFTN
Arbeiten mit Scorsese
Martin Scorsese gilt als einer der besten und einflussreichsten Regisseure des amerikanischen Kinos der letzten Jahrzehnte. Michael Ballhaus hatte gehörigen Anteil daran. Insgesamt fotografierte der Deutsche sieben Mal für den US-Regisseur. Das war auch museumsreif. Die Deutsche Kinemathek zeigte in ihrer großen Scorsese-Ausstellung auch den Anteil von Ballhaus an Scorseses Erfolgen.
Bild: Martin Scorse Collection, New York
Arbeiten mit den Stars
Michael Ballhaus konnte sich durch seinen Erfolg in Hollywood aussuchen, mit wem er arbeiten wollte. Hollywood-Legende Paul Newman lernte er 1986 am Set von Martin Scorseses Film "Die Farbe des Geldes" kennen und schätzen. Später engagierte Newman Ballhaus für seine eigenen Regiearbeiten.
Bild: AP
Etabliert in Hollywood
Außer mit Scorsese arbeitete der deutsche Kamerastar für viele andere bekannte US-Regisseure. Mit den Großen aus Hollywood verstand er sich prächtig. Hier zeigte er sich 2004 bei der Berlinale an der Seite von Jack Nicholson anlässlich der Premiere von "Was das Herz begehrt".
Bild: AP
Rückzug aus Hollywood
2006 drehte Ballhaus seinen letzten Film in Hollywood. Für Scorsese setzte er das Mafia-Drama "Departed" ins rechte Licht. Eigentlich sollte es das dann gewesen sein mit der Kameraarbeit. Doch 2013 ließ er sich von seiner neuen Frau, der Regisseurin Sherry Hormann, überreden noch einmal hinter der Kamera zu stehen: für den Film "3096 Tage".
Bild: 2013 Constantin Film Verleih GmbH/Jürgen Olczyk
Eine große Karriere
Die Deutsche Filmakademie wusste, was sie an Michael Ballhaus hatte. 2012 wurde ihm der Ehrenpreis für hervorragende Verdienste um den deutschen Film verliehen. Eine Auszeichnung, die nur wenige Filmschaffende bekommen im deutschen Kino.
Bild: Reuters
Ein engagierter Zeitgenosse
Michael Ballhaus hat immer über sein Fach hinausgeblickt. So unterrichtete er den Nachwuchs an Filmakademien, engagierte sich stark in Sachen Umweltschutz und setzte nicht zuletzt seiner Geburtsstadt Berlin ein Denkmal: im Film "In Berlin", den er gemeinsam mit Ciro Cappellari drehte. Hier wurde die Premiere in Anwesenheit des damaligen Bürgermeisters Klaus Wowereit gefeiert.
Bild: picture-alliance/dpa
Ein Großer des deutschen Films
Es geschieht nicht gerade häufig, dass außer Schauspielern und Regisseuren andere Fachkräfte beim Film Star-Status genießen. Michael Ballhaus war ein Star hinter der Kamera und hatte den roten Teppich wahrlich verdient.
Bild: picture alliance/dpa
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Seine 360-Grad-Fahrten haben Michael Ballhaus berühmt gemacht. Sie bescherten ihm in Hollywood den Spitznamen "Das fliegende Auge". Er inszenierte Stars wie Michelle Pfeiffer in "Die fabelhaften Baker Boys" oder Daniel Day-Lewis in "Gangs of New York". Mehr als 50 Jahre stand Michael Ballhaus hinter der Kamera.
Angefangen hat der gebürtige Berliner beim Fernsehen in Baden-Baden. Seine Entscheidung, Kameramann zu werden, trifft er nach dem Besuch auf seinem ersten Filmset. Es sind die Dreharbeiten zu "Lola Montez" unter der Regie von Max Ophüls. Der Regisseur ist mit seinen Eltern befreundet, die beide Schauspieler sind. Michael Ballhaus macht eine Ausbildung als Fotograf und arbeitet dann als Kameraassistent.
Erste Kinofilme mit Rainer Werner Fassbinder
Entscheidend für den jungen Kameramann wird sein Zusammentreffen mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder Ende der 60er-Jahre. 16 Filme realisieren die beiden zusammen. Filme wie "Martha" oder "Faustrecht der Freiheit" geben dem jungen Kameramann Gelegenheit, sich auszuprobieren und zu experimentieren. Mit "Die Ehe der Maria Braun" gelingt ihnen 1979 ein Welterfolg. Es ist gleichzeitig die letzte Zusammenarbeit zwischen Michael Ballhaus und Rainer Werner Fassbinder.
Immer mit dabei bei den Dreharbeiten ist seine Frau Helga, selbst Schauspielerin und Filmausstatterin, und die beiden Söhne des Paares. Der jüngere, Florian Ballhaus, erinnert sich noch gut: "Wir sind eigentlich an Filmsets aufgewachsen. Mein Bruder und ich, wir waren beide eigentlich immer an Filmsets. Wir haben sehr viel Zeit an Fassbinder-Sets zugebracht. Und wir hatten einen Film bei uns im Haus gedreht sogar. Da habe ich meine Osterferien zugebracht, in 'Chinesisches Roulette'. Und das war eine sehr interessante Erfahrung für einen neunjährigen Jungen."
Als kreatives Team mit Martin Scorsese in Hollywood
Durch den Erfolg der Fassbinder-Filme hat sich Michael Ballhaus auch in Amerika einen Namen machen können. Anfang der 80er-Jahre zieht er mit der Familie nach Los Angeles. Ähnlich wie vorher mit Rainer Werner Fassbinder, findet er in Martin Scorsese einen Regiseur, mit dem er ein äußerst kreatives Team bildet. Sieben Filme drehen die beiden zusammen - darunter "Good Fellas", "Gangs of New York" und "Departed".
In Hollywood arbeitet Michael Ballhaus meist als "Director of Photography". Das heißt, er sitzt nicht mehr selbst hinter der Kamera, sondern dirigiert ein Team. Er sorgt dafür, dass die Ideen und Visionen, die ein Regisseur hat, umgesetzt werden. Und er ist bekannt für seine gute Laune am Set.
Ein geduldiger Lehrerfür seine Söhne Sebastian und Florian Ballhaus
Auch in Amerika hat Michael Ballhaus seine Söhne mit zu den Dreharbeiten genommen. Das hatte Konsequenzen: Beide arbeiten heute beim Film. Sebastian in der Produktion, Florian, der jüngere, ist ebenfalls ein erfolgreicher Kameramann in Hollywood geworden: "Das Lustige ist: Man glaubt anfangs immer nicht, dass man soviel von seinem eigenen Vater lernen kann. Ich habe das erst sehr viel später gemerkt, nachdem ich selber angefangen habe, zu drehen."
Seit 2007 lebt Michael Ballhaus wieder in seiner Geburtsstadt Berlin. Er hat sein Wissen und seine Erfahrung seitdem an zahlreiche Studenten an den Filmhochschulen in Deutschland weitergegeben. Nach seinem letzten Film, "3096 Tage" über die Entführung der Österreicherin Natascha Kampusch, der 2013 Premiere feierte, hat sich Michael Ballhaus aus der Filmwelt zurückgezogen. Letztes Jahr gab er bekannt, dass er an der Augenkrankheit "Grüner Star" leide und langsam erblinde.
Grüner Star beendet eine lange Karriere
Ohne diese Erkrankung hätte Michael Ballhaus bestimmt noch weiter gedreht. "Die Geschichte mit seinem Augenlicht ist natürlich sehr tragisch für jemanden, der so visuell ist und so viel seine Augen genutzt hat und damit so viel angestellt hat und so viel erreicht hat. Es ist aber auch beeindruckend, wie gut er damit umgeht", sagt sein Sohn Florian Ballhaus.
Seit 2011 ist Michael Ballhaus in zweiter Ehe mit der Regisseurin Sherry Hormann verheiratet. Zusammen mit ihr versucht er, das Beste aus seiner Lage zu machen. Nach einem Leben in Bildern, so sagt er, entdeckt er jetzt die Welt des Hörens.