Kamerun: Jugend vor der Wahl gespalten
9. Oktober 2025
Wenn am 12. Oktober in Kamerun gewählt wird, hat er wohl die besten Chancen: Der 92-jährige Paul Biya steht seit 43 Jahren an der Spitze des Landes. Obwohl Biya, der älteste Staatschef der Welt, kaum in der Öffentlichkeit auftritt, deutet alles darauf hin, dass er ein siebtes Mal, für weitere sieben Jahre, im Amt bestätigt wird. Und das in einer Zeit hoher Arbeitslosigkeit und fehlender Perspektiven für junge Menschen.
Da mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter 30 Jahre alt ist, könnten die jungen Menschen in Kamerun bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen am 12. Oktober eine entscheidende Rolle spielen. Aber werden sie an den Urnen erscheinen oder aus Frustration über Arbeitslosigkeit und Korruption zu Hause bleiben?
"Ich interessiere mich für die politischen Angelegenheiten meines Landes, weil unsere Zukunft davon abhängt. Aber es gibt noch einige Dinge, auf die wir warten, bevor wir Stellung beziehen", sagt ein junger Straßenverkäufer in Douala, der noch zögert, sich politisch zu engagieren. Andere wirken resigniert und stellen die Legitimität des Wahlprozesses infrage.
Politischer Gegner ins Abseits gedrängt
Dazu hat auch beigetragen, dass der beliebte Oppositionspolitiker Maurice Kamto nicht als Kandidat zur Präsidentschaftswahl zugelassen wurde. Den elf übriggebliebenen Kandidaten hingegen ist es nicht gelungen, eine Einheitsfront gegen Paul Biya zu bilden.
Die Partei von Kamto, Biyas stärkstem Herausforderer, wurde von der Wahlkommission daran gehindert, einen Kandidaten aufzustellen - vorgeblich, weil sie eine frühere Wahl boykottiert hatte. In der Manidem-Partei, die Kamto daraufhin unterstützt hatte, setzte sich nach internen Machtkämpfen schließlich ein anderer Kandidat durch: Dieudonné Yebga.
Laut Florent Siewe, einem jungen Gemeindevorsteher, gibt es inzwischen einen deutlichen Trend zum Wahlboykott: "Die Begeisterung der kamerunischen Öffentlichkeit für die Präsidentschaftswahlen am 12. Oktober ist nicht mehr das, was sie einmal war. Einige haben sogar ihre Wählerausweise komplett zerrissen", sagt er gegenüber der DW.
"Wir warten auf Anweisung von Maurice Kamto, um zu sehen, ob wir wieder Interesse haben oder nicht. Denn wenn er nichts sagt, garantiere ich Ihnen, dass viele Kameruner nicht zur Wahl gehen werden", fügt er hinzu. Siewe appelliert an die internationale Gemeinschaft, Kamerun bei der Organisation einer Präsidentschaftswahl mit Maurice Kamto zu unterstützen.
Der Politiker Banda Kani argumentiert, die Streitereien in der Opposition würden die Apathie der Kameruner noch verstärken, sie hätten sich stärker vereinen sollen, um Paul Biya herauszufordern, sagt er.
Mangelnde politische Kultur
Der Vorsitzende der Neuen Volksbewegung (MNP) führt die Demotivation junger Kameruner auch auf einen Mangel an politischer Bildung zurück.
"Diese jungen Menschen sind von schwierigen Lebensbedingungen angetrieben, das zu tun, was alle jungen Menschen auf der ganzen Welt tun: Sie rebellieren. Aber Revolten ohne tiefe Wurzeln sind spontan und nicht in der Lage, ein so strukturiertes System wie den kamerunischen Staat zu stürzen", sagt Kani gegenüber der DW.
"Der Mangel an politischer Kultur, der in unserem Land die Norm ist, führt dazu, dass die Jugend zwar in der Lage ist, sich zu erheben und zu rebellieren, aber nicht in der Lage ist, die Mission ihrer Generation zu erfüllen", fügt er hinzu.
Andere, wie der 28-jährige Cyrille Ambani, interessieren sich nicht für diese Wahlen: "Um ehrlich zu sein, kenne ich weder das Datum der Wahl noch die Ereignisse rund um die Abstimmung", gibt der Motorradtaxifahrer gegenüber der DW zu. "Wir sehen einfach, dass die Kandidaten sich nicht wirklich für junge Menschen und ihre alltäglichen Probleme interessieren."
Auch der Schweißer Robert Ntamack ist frustriert. In einem geschlossenen politischen System unter Führung von Paul Biya habe die Stimme der jungen Leute kein Gewicht, sagt er. "Wie immer tun sie alles, was sie können, um den politischen Apparat zu kontrollieren. Das geht schon seit langer Zeit so. Deshalb interessieren sich junge Menschen in Kamerun heute nicht für Politik."
"Mehr Engagement, schärferes Bewusstsein"
Doch es gibt auch andere Perspektiven. Chanceline Boutchouang Nghomssi, Präsidentin der Junior Chamber International in Kamerun, glaubt, dass sich einige junge Menschen zunehmend engagieren.
"Seit 2016 haben wir einen starken Anstieg der Zahl junger Menschen festgestellt, die sich bei den Büros der Wahlkommission registrieren lassen", erklärt Chanceline Boutchouang Nghomssi. Seit 2018 gebe es mehr junge Bewerber auf politische Ämter.
"Wir beobachten auch, dass Influencer in den sozialen Medien mit ihren Inhalten das Bewusstsein schärfen und ein soziales Bewusstsein schaffen. Wir erleben eine globale Bewegung junger Menschen, die verstehen, dass sie ihren Teil dazu beitragen müssen, um sich Gehör zu verschaffen."
Mittlerweile sind über 8 Millionen Wähler im Wählerverzeichnis registriert, darunter etwas mehr als 2,7 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren.
Die Präsidentschaftswahlen im Oktober 2025 könnten damit doch noch zu einem entscheidenden Moment für Kamerun werden. Während einige junge Menschen enttäuscht sind, bleiben andere überzeugt, dass ihre Beteiligung einen entscheidenden Unterschied machen könnte.
Regierungspartei verkündet Sieg noch vor den Wahlen
Die Regierungspartei, die Demokratische Sammlung des Kamerunischen Volkes (RDPC), gibt sich indes siegessicher. Im DW-Interview erklärt Duval Lebel Ebale, RDPC-Lokalpolitiker in Jaunde, offen, man nehme die Allianzen in der Opposition "nicht ernst". Zweifel am politischen System will er nicht gelten lassen: Die Kameruner lebten in einem demokratischen Land, es gebe seit Langem verschiedene Parteien, die alle ihre eigenen Programme haben.
"Wenn wir am Abend des 12. Oktober einen erdrutschartigen Sieg erringen, sollte niemand sagen, dass uns die von uns selbst geschaffenen Pseudokandidaten geholfen haben. Nein. Wir haben unsere Wählerbasis. Wir sind in 360 Gemeinden vertreten. Dieses territoriale Netzwerk reicht für unseren Sieg aus, ohne dass wir uns durch bestimmte falsche Allianzen mit bestimmten konkurrierenden Kandidaten kompromittieren müssen", so Ebale gegenüber der DW.
Ebale schätzt Biyas "Weisheit" als Vorteil gegenüber anderen politischen Kandidaten ein: "Sie wissen, dass der 'alte Mann' in Afrika ein Synonym für Weisheit ist, und wir glauben, dass Präsident Biya uns aus vielen Situationen gerettet hat, weil er irgendwann die Weisheit hatte, zu erkennen, dass wir die richtige Entscheidung treffen mussten."
Mitarbeit: Henri Fotso (Douala), Elisabeth Asen (Jaunde)