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PolitikAfrika

Kamerun: Verfassungsrat bestätigt Paul Biya als Präsident

Nikolas Fischer mit AFP, dpa
27. Oktober 2025

Der Verfassungsrat Kameruns hat den Amtsinhaber Paul Biya zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Offiziellen Zahlen zufolge hat er mit knapp 54 Prozent der Stimmen gewonnen. Die Opposition spricht von Manipulation.

Präsident Paul Biya und First Lady Chantal Biya auf goldenen, thronähnlichen Stühlen bei einer politischen Kundgebung
Blickt seiner achten Amtszeit entgegen: Kameruns Präsident Paul Biya, hier mit First Lady Chantal BiyaBild: Welba Yamo Pascal/AP Photo/picture alliance

Der 92-jährige Paul Biya, ältester amtierender Staatschef der Welt, regiert das zentralafrikanische Kamerun bereits seit 43 Jahren mit harter Hand. Mit der Bestätigung des Verfassungsrats steht er nach der Präsidentschaftswahl nun vor seiner achten Amtszeit.

"Es gab keine Wahl, es war eher eine Farce", sagte Oppositionskandidat Issa Tchiroma Bakary von der Cameroon National Salvation Front (FSNC) am Montag (27.10.2025) der Nachrichtenagentur AFP. "Wir haben zweifellos gewonnen." Er berichtete zudem, dass auf Demonstranten, die sich zu seiner Unterstützung vor seinem Haus in Garoua im Norden Kameruns versammelt hätten, geschossen worden sei. Dabei seien zwei Menschen getötet worden. "Etwa zehn Scharfschützen" seien auf Dächern rings um sein Haus postiert, so der Oppositionskandidat. Laut AFP hat einer ihrer Journalisten vor Ort gesehen, wie ein Mann von Schüssen getroffen wurde.

Opposition sieht Issa Tchiroma Bakary als Sieger 

In Kamerun darf das Endergebnis der Wahl eigentlich nicht bekanntgegeben werden, bevor der Verfassungsrat es offiziell verkündet hat. "Ein Wahlgesetz, das nicht einvernehmlich ist, ist am Ende des Tages ein von der Regierung entworfener Weg, um Chaos zu stiften", sagt der Politologe und Aktivist Ernesto Yene dazu gegenüber der DW.

Bereits zwei Tage nach der Wahl am 12. Oktober 2025 hatte die Union pour le Changement 2025, ein Zusammenschluss oppositioneller Kräfte, ihren Kandidaten Tchiroma Bakary trotzdem zum Wahlsieger erklärt – mit "mehr als 60 Prozent der Stimmen". Später gaben sie an, 54,8 Prozent der Stimmen gewonnen zu haben, gegenüber 31,3 Prozent für Biya.

"Unser Sieg ist klar. Er muss respektiert werden", verkündete der frühere Arbeitsminister Tchiroma auf seinem Social-Media-Kanal. Die Regierung müsse die "Wahrheit der Urnen" anerkennen, sonst würde sie das Land "in Aufruhr versetzen".

Clement Atangana, Präsident des Verfassungsrats Kameruns, hat die Wahl von Amtsinhaber Biya bestätigt.Bild: AFP

Am 21. Oktober hatte die nationale Wahlkommission Kameruns dem widersprochen und in Yaoundé die vorläufigen Ergebnisse der Präsidentschaftswahl verkündet: Demnach lag Amtsinhaber Paul Biya mit 53,66 Prozent der Stimmen deutlich vor seinen Herausforderern. Tchiroma sei demnach landesweit nur auf 35,19 Prozent der Stimmen gekommen. Diese Zahlen wurden nun auch vom Verfassungsrat bestätigt. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei rund 46 Prozent.

"Wir sind nicht überrascht, auch nicht von der Wendung der Ereignisse, die wir derzeit erleben", so Ernesto Yene. "Die meisten Kameruner werden nicht auf die Straße gehen, aber wir wissen, was sie bei dieser Wahl zum Ausdruck gebracht haben. Es liegt einfach an den Machthabern, auf diese Botschaften zu hören. Der Friede ist kein Dekret, er muss vorbereitet werden."

Issa Tchiroma Bakary im Wahlkampf zur PräsidentschaftswahlBild: Desire Danga Essigue/REUTERS

Issa Tchiroma Bakary hatte seine Anhänger zu friedlichen Protesten im ganzen Land aufgerufen. Und viele waren seinem Aufruf gefolgt, obwohl die Behörden ein Demonstrationsverbot verhängt hatten. Einige schwenkten Transparente oder Plakate mit der Aufschrift "Das Volk ist souverän".

Tote bei Auseinandersetzungen vor Bekanntgabe der Wahlergebnisse

Es blieb aber nicht friedlich. In Kameruns größter Stadt, der Wirtschaftsmetropole Douala, kam es am Sonntag (26.10.2025) zu Ausschreitungen: Bei Konfrontationen mit der Polizei, die mit Tränengas gegen die Protestierenden vorging, sind offiziellen Angaben zufolge mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Sicherheitskräfte seien verletzt worden. Anhänger der Opposition hätten eine Polizeistation angegriffen. Dichter schwarzer Rauch stieg über dem Stadtzentrum auf, Sirenen ertönten.

"Die Aufrufe zu Demonstrationen, die von bestimmten Politikern mit grenzenlosem Ehrgeiz lanciert werden, schaffen zweifellos die Voraussetzungen für eine Sicherheitskrise und tragen zur Umsetzung eines Aufstandsplans bei", sagte Atanga Nji, Kameruns Minister für Territorialverwaltung, bei einer Pressekonferenz.

Anhänger des Oppositionskandidaten Tchiroma protestieren in Douala (26.10.2025).Bild: Zohra Bensemra/REUTERS

Auch in Garoua, einer Hochburg Tchiromas im Norden des Landes, ging die Polizei mit Tränengas gegen Demonstrierende vor. In der Hauptstadt Yaoundé wurde der Aufruf zu friedlichen Demonstrationen dagegen laut unserer DW-Korrespondentin nicht befolgt. Die Polizeipräsenz war auch dort verstärkt worden.

Oppositionelle verhaftet

Nach Angaben der Union pour le changement 2025 waren bereits am Freitag (24.10.2025) die beiden Oppositionspolitiker Djeukam Tchameni, Parteivorsitzender des Movement for Democracy and Interdependence (MDI), und Anicet Ekane, Parteivorsitzender der African Movement for the New Independence of Cameroon (Manidem), verhaftet worden.

Die Opposition sowie die Meinungs- und Pressefreiheit sind in Kamerun stark eingeschränkt. Zu den Problemen des Landes gehören Verschuldung, Korruption, eine zerfallende Infrastruktur sowie Jugendarbeitslosigkeit. Schätzungen zufolge leben rund 40 Prozent der Einwohner Kameruns in Armut. Kamerun hat rund 30 Millionen Einwohner, die Hälfte von ihnen Kinder und Jugendliche. Rund acht Millionen Wahlberechtigte hatten sich für die Abstimmung registriert.

Stimmzettel für Präsident Paul Biya in einem Wahllokal in YaoundeBild: Etienne Mainimo/IMAGO

Biya ist seit 1982 Präsident und war davor seit 1975 Premierminister. Länger ist weltweit nur der Diktator in Kameruns Nachbarland Äquatorialguinea, Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, im Amt. Vollendet Biya die jetzt begonnene Amtszeit, wird er bei der nächsten Wahl fast 100 Jahre alt sein. 

Mitarbeit vor Ort: Elisabeth Asen

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