Kamerun: Von der Schwierigkeit, Präsident Biya abzulösen
11. Oktober 2025
Mit 92 Jahren strebt Präsident Paul Biya, der seit 43 Jahren an der Macht ist, eine achte Amtszeit an. Ihm gegenüber steht eine zersplitterte Opposition, die Biyas lange, unerschütterliche Herrschaft in Kamerun brechen will.
Anfang dieser Woche hatte Biya bei einer großen Kundgebung in der Stadt Maroua in der Region Extrême-Nord einen seltenen öffentlichen Auftritt. Dort versprach er, die regionale Sicherheit zu stärken, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Infrastruktur zu verbessern.
Für Biya geht es bei einer weiteren Amtszeit nicht nur darum, sein Amt zu behalten. Er will auch dem nationalen und internationalen Publikum beweisen, dass seine Herrschaft nach wie vor legitim ist.
Sein sichtbarster Herausforderer, Maurice Kamto, wurde von der Wahlkommission ELECAM disqualifiziert. Die Kommission hatte im Juli erklärt, seine Partei habe gegen die Nominierungsregeln verstoßen. Kritiker verurteilten diese Entscheidung als politisch motiviert und als weiteren Schlag gegen die Hoffnungen auf freie, faire und transparente Wahlen.
"Das Vertrauen der Öffentlichkeit ist nach wie vor sehr gering", sagt Violet Fokum, die in Buea in Westkamerun zu Regierungsführung und Wahlen forscht, im DW-Gespräch. "Die Bürger betrachten den Prozess immer noch eher als symbolisch und nicht als echte Wahl, bei der wir vielleicht einen Nachfolger bekommen."
Ist Kamerun bereit für Veränderungen?
Auch Fokum selbst zeigt sich skeptisch. Der plötzliche Rückzug zweier Kandidaten der Opposition, Akere Muna und Ateki Seta, habe "gemischte Gefühle" darüber ausgelöst, ob echte Veränderungen möglich seien. Beide waren kürzlich aus dem Wahlkampf ausgestiegen, um den langjährigen Politiker Bello Bouba Maigari zu unterstützen.
Muna gab vergangene Woche seinen Rückzug bekannt und sprach sich für Maigari aus, kurz nachdem auch Seta sich zurückgezogen hatte, um seinerseits den 78-jährigen ehemaligen Premierminister zu unterstützen.
"Wir hoffen einfach, dass sich die Lage verbessert, denn die Situation des Landes wird von Tag zu Tag schwieriger", sagte ein Kameruner in der Hauptstadt Jaunde, der anonym bleiben wollte, der DW.
Eine Geschäftsfrau äußerte sich gegenüber der DW: "Wir hoffen, dass derjenige, der die Wahl gewinnt, sich mit der Lage und den Problemen der Bürger auseinandersetzt. Das ist der einzige Grund, warum wir wählen sollten."
Analystin Fokum verweist auf einen "deutlichen Anstieg" der Zahl der registrierten Personen. "Wir haben viel Aufklärungsarbeit geleistet, damit sich die Menschen zur Wahl registrieren", sagt sie der DW.
Sicherheitsbedenken für Wähler in den anglophonen Regionen
Doch der Enthusiasmus in der Bevölkerung trifft auf praktische Herausforderungen. Seit Jahren halten Separatisten in den anglophonen Regionen Nordwest und Südwest Kameruns Kinder durch Blockaden vom Schulbesuch ab. Nun bedrohen ähnliche Taktiken den Wahltag.
"Angesichts der Intensität dieser Maßnahmen frage ich mich, ob wir am Wahltag überhaupt zur Wahl gehen können", sagt Fokum und fragt: "Wie kommt man trotz der Blockaden, wenn keine Autos fahren, zum Wahllokal, um zu wählen?"
Die Schwäche der Opposition ist ein weiteres wiederkehrendes Thema. Auf die Frage, ob die Opposition stark genug sei, um Biya zu stürzen, antwortet Fokum: "Ich würde sagen: Nein, ich glaube nicht, dass sie stark genug sind."
Sie verweist auf die jüngsten Allianzen: So gebe es Berichte, dass die ausgeschiedenen Kandidaten Akere Muna und Ateki Seta ihre Stimmen für ihren Mitbieter Bello Bouba Maigari an die Bedingung geknüpft hätten, Ministerposten zu erhalten, sollte er die Präsidentschaft gewinnen. Solche Verhandlungen verstärken laut Fokum das Bild, dass es hier um Machtmenschen gehe: "Menschen, die nur ihre eigenen Interessen befriedigen wollen, anstatt die Interessen des Volkes zu vertreten."
Frauen und junge Wähler könnten über die Wahl entscheiden
Trotz der düsteren Lage ist bei jüngeren und weiblichen Wählern eine neue Energie zu spüren. Dafür steht vor allem die Kandidatin Patricia Tomaino Ndam Njoya: eine Frau, die versucht, in die von Männern dominierte Machtstruktur Kameruns vorzudringen und jüngere, urbane Wähler anzusprechen.
Allerdings steht sie vor gewaltigen Hindernissen, von begrenzten Wahlkampfmitteln bis hin zu einer spärlichen Berichterstattung in den nationalen Medien. Die kamerunische Tech-Unternehmerin Rebecca Enonchong sagt dennoch, die Stimmung in der Bevölkerung vor der Wahl sei anders als alles, was sie bisher erlebt habe. Sie beschreibt einen breiten, entschlossenen Wunsch nach Veränderung, der die gesamte Gesellschaft durchziehe.
"Ich habe noch nie eine solche Energie gesehen wie jetzt", sagt Enonchong gegenüber der DW. "Die Kameruner haben genug, sie wollen Veränderungen, und zwar jetzt. Das gilt für alle Schichten der Gesellschaft, von den Straßenkindern bis hin zu einigen sehr einflussreichen Geschäftsleuten und Beamten. Natürlich werden sie das nicht offen sagen, aber alle haben genug und sind nicht bereit, weitere sieben Jahre mit Paul Biya zu verbringen."
Fokum merkt an, dass Frauen zwar etwa 51 Prozent der Bevölkerung Kameruns ausmachten, Ndam Njoya jedoch trotz ihrer Stellung als einzige weibliche Kandidatin keine deutliche Unterstützung von Frauen erfahre. "Vielleicht sind ihre Strategien nicht effektiv genug, oder wir sind uns noch nicht bewusst, dass wir hinter ihr stehen müssen. Oder vielleicht ist ihr Wahlprogramm nicht klar genug", mutmaßt Fokum.
Ungleiche Wettbewerbsbedingungen unter den Kandidaten
Analysten sagen, dass Ndam Njoyas Wahlkampf ein tieferes Verlangen nach einer inklusiven Politik zeige - aber auch, wie strukturelle Ungleichheiten fortbestehen. Ohne gleichen Zugang zu Ressourcen oder Sendezeit kommen Oppositionskandidaten selten über symbolische Wahlkämpfe hinaus.
Für die Opposition wäre selbst ein starker zweiter Platz eines einzelnen Kandidaten bereits ein Erfolg. Dies könnte den Wunsch nach Veränderung belegen und eine Grundlage für weitere Schritte bieten. Wenn die Wähler den Hindernissen trotzen, könnte die Wahl zu einem unerwarteten Wendepunkt werden.