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Politik

Minister Spahn will Aids-Vorsorge ausweiten

20. Juli 2018

Der CDU-Politiker möchte, dass Menschen mit einem erhöhten HIV-Infektionsrisiko einen gesetzlichen Anspruch auf ärztliche Beratung, Untersuchung und Arzneimittel erhalten. Die Aids-Hilfe spricht von einem Meilenstein.

Symbolbild Bluttransfusion
Bild: Fotolia

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Zahl der HIV-Neuinfektionen durch ein besseres Präventionsangebot eindämmen. Die Kassenleistungen für Menschen mit einem erhöhten HIV-Infektionsrisiko sollen im Rahmen der Präexpositionsprophylaxe erfolgen, wie der Christdemokrat in Berlin dem "Deutschen Ärzteblatt" sagte.

Unter Präexpositionsprophylaxe (PrEP) wird eine vorbeugende Behandlung HIV-negativer Menschen unter anderem durch Aufklärung und Medikamente verstanden. Laut der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft wurde die PrEP für Situationen entwickelt, in denen keine klassische Vorbeugung mittels Kondomen oder Enthaltsamkeit möglich sei. Nach ärztlicher Beratung sowie Untersuchungen sollen den Betroffenen die entsprechenden Medikamente verordnet und von der Krankenkasse erstattet werden. Das Vorhaben werde noch in diesem Monat auf den Weg gebracht, so Spahn weiter.

Prophylaxe kostet etwa 50 Euro im Monat 

Präexpositionsprophylaxe sei ein wirksamer Schutz gegen HIV, fügte Spahn hinzu. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass die Infektionszahlen dadurch deutlich gesenkt werden könnten. Es gebe in Deutschland jedoch einen "Wildwuchs" um entsprechende Medikamente, so Spahn. Das Angebote solle daher strukturiert werden, denn durch eine falsche Einnahme steige das Risiko von Resistenzen und Ansteckungen.

Bekommt Lob auch von der Opposition: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Eine PrEP kostet rund 50 Euro im Monat. Nach Schätzungen des Ministeriums werden etwa 10.000 Menschen die Prophylaxe in Anspruch nehmen. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland liegt den Angaben zufolge seit Jahren bei etwa 3.100 pro Jahr.

Deutsche Aids-Hilfe für Drogenkonsum-Räume

Die Deutsche Aids-Hilfe begrüßte den Vorstoß Spahns. Vorstand Winfried Holz sagte: "Die neue Regelung ist ein Meilenstein für die HIV-Prävention in Deutschland." Die Kassenfinanzierung werde Menschen den Zugang zur HIV-Prophylaxe eröffnen und damit zahlreiche Infektionen verhindern. Bisher konnten sich demnach eher Besserverdiener diese Medikamente leisten. Gleichzeitig wies die Aids-Hilfe darauf hin, dass die Drogenhilfe nicht ausreichend finanziert sei. Es sei "unerträglich", dass Menschen sterben müssten oder sich mit HIV und Hepatitis infizierten, weil Hilfsangebote einen zu geringen Umfang hätten. Die Aids-Hilfe forderte daher eine solide Finanzierung entsprechender Angebote wie auch Drogenkonsum-Räume in allen Bundesländern. 

Hilde Mattheis, SPD-Berichterstatterin für sexuelle Vielfalt im Gesundheitsausschuss, begrüßte Spahns Ankündigung: "Ich bin froh, dass die Union hier ihre ideologischen Scheuklappen abnimmt und pragmatisch im Sinne der Versicherten Politik machen will." Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche lobte Spahns Ankündigung, merkte aber an, dass die PrEP auch Nebenwirkungen habe und nur für einen kleinen Kreis von Patienten sinnvoll sei. Ihr Linken-Kollege Achim Kessler meinte, ein kostenloser Zugang unter medizinischer Begleitung sei entscheidend, um Menschen mit niedrigem Einkommen den gleichen Zugang zu PrEP zu geben.

sti/kle (afp, dpa, kna)

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