Kampf gegen Korruption stagniert weltweit
23. Januar 2020Ob im Irak, in Chile oder im Libanon: Weltweit gingen im letzten Jahr Demonstranten gegen Bestechung und verdeckte Geldflüsse auf die Straße. Der frisch veröffentlichte Jahresbericht von Transparency International (TI) zeigt nun: Ein Großteil der 180 untersuchten Länder zeigt keine Fortschritte im Kampf gegen Korruption.
"Der Mangel an echten Fortschritten ist enttäuschend und hat stark negative Auswirkungen auf die Bürger der ganzen Welt", sagte Patricia Moreira, Geschäftsführerin von Transparency International. "Um die Korruption zu beenden und das Leben der Menschen zu verbessern, müssen wir die Beziehung zwischen Politik und Hochfinanz angreifen."
G7-Staaten schmieren ab
Selbst bei den großen Industrienationen gibt es keine klaren Verbesserungen. Im Gegenteil: In vier der G7-Staaten - Kanada, Frankreich, Großbritannien und den USA - hat die wahrgenommene Korruption zugenommen. Deutschland und Japan bleiben auf demselben Niveau. Nur Italien schneidet etwas besser ab als 2018.
Für das Ranking vergibt die Organisation Transparency International jährlich Punkte von Null (vollkommen korrupt) bis 100 (keine Korruption). Am besten schneiden im aktuellen Bericht für das Jahr 2019 Dänemark und Neuseeland ab (beide 87 Punkte), gefolgt von Finnland (86), Singapur (85), Schweden (85) und der Schweiz (85). Deutschland macht zwei Plätze gut und landet auf dem neunten Rang. Ein echter Erfolg ist das aber nicht. Denn Deutschlands Punktezahl (80) ist gleich geblieben. Die anderen Länder an der Spitze des Index haben sich lediglich verschlechtert.
Wichtig: Transparency International misst lediglich die wahrgenommene Korruption in Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Die Bewertungen der einzelnen Länder stützen sich dabei auf Befragungen von Experten und Führungskräften.
Klarer Zusammenhang zwischen Korruption und Instabilität
Die schlechtesten Ergebnisse verbuchen Somalia, der Südsudan, Syrien und Jemen. "In diesen Ländern herrscht Aufruhr, Gewalt und Krieg", sagte Marwa Fatafta, TI-Beraterin für den Nahen Osten und Nordafrika. "Das zeigt deutlich den Zusammenhang zwischen Korruption und Instabilität."
Unterteilt nach Regionen schneidet Subsahara-Afrika am schlechtesten ab. Einer der Gründe: Die Region ist zwar reich an Rohstoffen. Doch ausländische Unternehmen investieren ihre Gewinne nicht vor Ort. "Was macht das mit der afrikanischen Wirtschaft? Es gibt kaum Ressourcen fürs Gesundheitswesen - und noch weniger für den Kampf gegen Korruption", sagte Mokgabo Kupe der DW. Sie ist Transparency-International-Koordinatorin für das südliche Afrika.
Proteste sind ein Zeichen der Hoffnung
Obwohl global gesehen nicht viele Fortschritte erkennbar sind: Weltweit gehen Menschen gegen Korruption auf die Straße und setzen ihre Regierungen unter Druck. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir zukünftig Veränderungen sehen werden", sagte Marwa Fatafta der DW. "Die Proteste zeigen, dass die Menschen nicht nachlassen, ihre Rechte einzufordern."