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Kampf um das Journal

20. Juli 2007

Der deutsche Verleger Dieter von Holtzbrinck ist aus dem Vorstand des US-Verlags Dow Jones zurückgetreten - unter Hinweis auf Qualitätseinbußen bei einem Einstieg von Rupert Murdoch.

Bedroht?Bild: AP
Dieter von HoltzbrinckBild: picture-alliance/dpa

Holtzbrinck begründete seinen Schritt schriftlich mit Bedenken, ein von seinen Vorstandskollegen unterstütztes Übernahmeangebot der News Corp. von Rupert Murdoch würde der journalistischen Qualität der Wirtschaftszeitung "The Wall Street Journal" langfristig schaden. Der australische Medien-Milliardär steht in dem Ruf, seine Blätter für politische Kampagnen zu benutzen.

Murdochs Krönung

Der Medienmogul Murdoch hatte gestern im Laufe der Woche eine weitere Hürde auf dem Weg zur Übernahme des "Wall Street Journal" genommen. Die Führungsspitze des Mutterkonzerns Dow Jones & Co. kündigte am Dienstagabend an, sie werde den Verkauf an Murdochs News Corp. freigeben. Das Gremium sei dazu bereit, die Annahme von Murdochs fünf Milliarden Dollar (3,63 Milliarden Euro) schwerem Kaufangebot zu empfehlen, hieß es in einer Erklärung des Unternehmens. Der 73-jährige Murdoch will mit dem Erwerb der renommierten Zeitung sein Lebenswerk krönen.

Im Dow-Jones-Vorstand und den Hauptanteilseignern, der Bancroft-Familie, hat Murdochs Kaufangebot heftige Konflikte ausgelöst. Holtzbrinck enthielt sich bei der Abstimmung über das Angebot zusammen mit Leslie Hill von der Bancroft-Familie der Stimme. Christopher Bancroft, ein weiteres Familienmitglied im Vorstand, verließ Medienberichten zufolge vorzeitig die Sitzung.

"Kein Komitee wird Murdoch abhalten"

Holtzbrinck schrieb in seinem vom Vorstand veröffentlichten Rücktrittschreiben, er könne nicht beweisen, dass er mit seinen Bedenken gegen Murdochs News Corp. richtig liege. "Ich kann nur auf die Geschäftspraktiken der News Corp. in der Vergangenheit, wie in Jim Ottaways Artikel im 'Journal' beschrieben, hinweisen. Ich glaube nicht, dass ein 'Sonderkomitee' Murdoch davon abhalten kann zu tun, was er will, auf seine Art zu agieren." Ein Sonderkomitee soll die journalistische Qualität und Personalfragen überwachen

Der australische Medienunternehmer Rupert MurdochBild: AP

Das frühere Vorstandsmitglied Jim Ottaway besitzt mit seinem Bruder David sieben Prozent der Anteile, die Bancroft-Familie hat durch Sonderaktien einen Stimmenanteil von 64 Prozent. Sie will vermutlich am kommenden Montag über Murdochs Angebot entscheiden, das Aktionären mit 60 Dollar das Doppelte des Aktienpreises bietet, der vor seinem im Mai erfolgten Angebot im Mai an der Börse gehandelt wurde. Der Dow-Jones-Vorstandsvorsitzende Peter McPherson sagte in einer schriftlichen Reaktion, der Vorstand nehme Holtzbrincks Rücktritt mit Bedauern an. Holtzbrinck gehörte dem Gremium seit 2001 an.

Zu dem Dow Jones-Verlag gehören auch der Wirtschaftsdienst Dow Jones Newswires. Murdoch hat für den Fall einer Übernahme Investitionen in das "Wall Street Journal" und die Beibehaltung der journalistischen Unabhängigkeit angekündigt. Schon kurz nach der Offerte wurde klar, dass die Bancroft-Familie nicht geschlossen dem Werben Murdochs gegenübersteht. Die Familie kontrolliert 64 Prozent der Stimmrechte. (sams)