1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kampf um den Kongress

Daniel Scheschkewitz22. Oktober 2006

Bei den amerikanischen Kongresswahlen im November wird das Rennen in kaum mehr als einem Dutzend umstrittener Wahlkreise entschieden. Dazu zählt der erste Wahlkreis im Bundesstaat Iowa. Besuch eines umkämpften Gebietes.

Mike Whalen (l.) und sein demokratischer Herausforderer Bruce Braley
Mike Whalen (l.) und sein demokratischer Herausforderer Bruce BraleyBild: AP

Der erste Wahlkreis Iowas zieht sich vom Ufer des mächtigen Mississippi über weites Farmland bis in die Städte Cedar Rapids und Waterloo - typische Städte des Mittleren Westens und ein Mikrokosmos der USA. Wie überall in den Vereinigten Staaten beherrschen neben den großen Themen wie dem Irak-Krieg vor allem lokale Angelegenheiten den Wahlkampf, denn Washington und das Weiße Haus sind weit weg.

Jay O'Connor gehört eine Kneipe in Waterloo. "Es sind die Themen, die uns vor Ort beschäftigen, die mich interessieren. Die Probleme unserer alten Menschen, unserer Obdachlosen, unserer Wirtschaft", sagt er. "Die Schlammschlachten über Bush und das, was er getan oder nicht getan hat, will ich nicht mehr hören."

Problemthema Bush

Auch Mike Whalen, der den Kongress-Wahlkreis für die Republikanische Partei zu verteidigen hat, redet nicht gerne von Präsident Bush. Das Popularitätstief des Kriegspräsidenten macht ihm wie allen anderen republikanischen Kandidaten zu schaffen. "Na klar macht mir das Probleme", sagt er. "Es wäre etwas anderes, wenn die Zustimmungsraten des Präsidenten bei 80 Prozent lägen. Um das zu erkennen, braucht man kein politisches Genie zu sein."

In seinen Wahlkampfveranstaltungen spricht Whalen deshalb nur am Rande vom Irak. Wenn er überhaupt über nationale Themen redet, versucht der Restaurantbesitzer mit der Anti-Terrorpolitik der Bush-Regierung Pluspunkte zu sammeln. "Wir dürfen diesen Kampf nicht verlieren", ist einer seiner Sätze. "Und die gute Bilanz von fünf Jahren ohne Terroranschlag in den USA seit dem 11. September 2001 sollte jeden Bürger Iowas und der USA stolz machen und sich sicherer fühlen lassen."

Vage Irak-Positionen

Die Demokraten, die Iowa im Präsidentschaftswahlkampf 2000 für Al Gore gewannen, 2004 aber gegen Bush verloren, tun sich immer noch schwer mit dem Thema Sicherheit. Ihr Kandidat, Bruce Braley, muss sich für seinen Vorschlag, die Gelder für den Irak-Krieg zu kürzen, sogar in Fernseh- und Radiospots verteidigen. "Die Republikaner haben doch auch die Gelder für den Krieg im Kosovo gekürzt und damit ein Zeichen gegenüber dem damaligen demokratischen Präsidenten Clinton gesetzt", erinnert er. " So verhält sich nun mal der Kongress, der ja die Mittel verwaltet, wenn ein Präsident den Wunsch der Bevölkerung ignoriert."

Damit aber trifft er noch nicht den Nerv von Dan Lancaster, der als Mitglied der Nationalgarde von Iowa im Irak kämpft und gerade auf Heimaturlaub ist. Er beklagt, dass bislang keiner der Kandidaten den Mut gefunden hat, für einen sofortigen Rückzug aus dem Irak einzutreten. Damit er am 7. November wählt, bedürfte es eines Kandidaten, der sagt: "Ich will, dass unsere Truppen nach Hause geholt werden."

Die Persönlichkeit entscheidet

Doch den Gefallen tut ihm zumindest in Iowa niemand. Lancaster ist typisch für viele, die wegen der Irakpolitik der Regierung unzufrieden sind. Hinzu kommt eine steigende Politikverdrossenheit angesichts immer neuer Korruptionsfälle unter Kongressabgeordneten, die in jüngster Zeit aufgedeckt wurden. Nach einer aktuellen Meinungsumfrage glauben mehr als die Hälfte aller US-Bürger, dass die Mehrzahl der amerikanischen Kongressabgeordneten korrupt sei.

Nicht umsonst präsentieren sich die Kandidaten im ersten Wahlkreis von Iowa deshalb auch als ganz normale Bürger. "Ich habe schon Weihnachtskarten von Haus zu Haus verkauft, Heu gestapelt und Korn gedroschen", erzählt Bruce Braley. "Ich war Hausmeister und habe in der Bauindustrie gearbeitet und Brücken gebaut." In Iowa entscheidet, wie so oft in der US-Politik, auch die Persönlichkeit der Kandidaten. Für Präsident Bush und die Republikaner ist es die vielleicht beste Hoffnung in diesem Kongress-Wahlkampf.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen