Kampf um Opel-Werk in Antwerpen
23. September 2009"Wir alle sind Opel", "Europa ohne Opel/Vauxhall ist wie ein Auto ohne Motor" - die auch aus ganz Europa angereisten Opel-Mitarbeiter beschworen den gemeinsamen Kampf um ihre Jobs. Einige tausend Demonstranten hatten sich am Mittwoch (23.09.2009) in der belgischen Metropole Antwerpen versammelt, um ihrem Unmut und ihrer Verzweiflung Ausdruck zu verleihen. Besonders stark vertreten bei diesem Protest vor dem Opel-Werk auch die Kollegen aus den deutschen Autofabriken.
Opel in Antwerpen steht auf der Streichliste der designierten neuen Eigentümer - der kanadisch-österreichischen Magna und der russischen Sberbank - ganz oben: Die Investoren wollen europaweit bis zu 11.000 Stellen abbauen, das Werk in Antwerpen soll nach diesem Konzept ganz geschlossen werden. Dort wird derzeit der Opel Astra gebaut. Mehr als 2000 Beschäftigte würden ihre Arbeit verlieren.
Doch noch Hoffnung für Standort Antwerpen?
Auch für den Mutterkonzern General Motors steht fest: Ein Werk wird auf jeden Fall geschlossen. "Antwerpen ist eine Option, final entschieden ist aber noch nichts", sagte GM-Chef Fritz Henderson.
Definitiv beschlossen sei das Aus in Antwerpen entgegen früheren Berichten noch nicht, sagte auch der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von GM in Europa, Rudi Kennes. Die Chancen stünden etwa 50 zu 50, dass der Produktionsstandort möglicherweise doch nicht geschlossen werde. Derzeit werde mit Magna darüber verhandelt.
Zweite Runde im Kampf um Opel?
Für die Beschäftigten bleibt die Hoffnung, dass der eigentliche Kampf um Opel und um ihre Arbeitsplätze jetzt erst beginnt. Bei den Verhandlungen mit den neuen Eigentümern sowie mit den EU-Staaten mit Opel-Standorten tauchen immer neue Fragen auf. Gerade bei der Überprüfung der deutschen Staatsbürgschaften durch die Europäische Kommission, so hoffen viele vor allem in Belgien und Spanien, könnten die Karten noch einmal neu gemischt werden.
EU-Kommission: Staatshilfen einseitig für Deutsche?
EU-Industriekommissar Günter Verheugen erklärte im ZDF, eine genaue Prüfung des Sanierungsplans für Opel sei nötig. Mit Blick auf die deutschen Bürgschaften für die Opel-Übernahme durch Magna und Sberbank betonte Verheugen, es könne nicht angehen, dass es durch Staatshilfen nationale Vorteile gebe. Subventionen, die ein Staat gewähre, dürften nicht zu Lasten anderer EU-Länder gehen.
Beihilfen seien nach europäischem Recht nur in Ausnahmefällen zulässig und müssten rein wirtschaftlich begründet werden. Politische Bedingungen dürften nicht daran geknüpft werden, so Verheugen. Der EU-Industriekommissar fügte wörtlich hinzu: "Die Beschäftigten in Antwerpen haben denselben Anspruch auf ihren Arbeitsplatz wie die Beschäftigten an jedem anderen Standort auch."
Zu viele Autos: Krise für die gesamte Branche
Unabhängig von den Plänen des designierten Opel-Eigners Magna sieht auch die Gewerkschaft IG Metall schwere Zeiten auf die Beschäftigten in der Automobilbranche insgesamt zukommen. Selbst wenn es wirklich einen Aufschwung bei den Autobauern in den nächsten Jahren geben werde, müsse mit weniger Bedarf an Arbeitskraft gerechnet werden, sagte Baden-Württembergs IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hoffmann.
In diesem Sinn hatte sich zuvor auch Verheugen wiederholt geäußert. Er sagte der Branche schwere Zeiten voraus. Es handele sich um eine Industrie mit Überkapazitäten von mindestens 20 Prozent. Zu Umstrukturierungen werde es keine Alternative geben und deshalb - so Verheugen - würden sich auch schmerzhafte Einschnitte nicht vermeiden lassen. GM-Prognosen, mit Opel schon 2011 wieder schwarze Zahlen zu schreiben, werden von vielen Fachleuten äußerst skeptisch beurteilt. (sc/haz/sam/rtr/afp/ap/dpa)