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Kampf ums "Weiße Gold" der Antarktis

20. Januar 2004

Der Seehecht ist zwar nicht ganz so wertvoll wie Kaviar oder Trüffel. Aber dafür sorgt er für außergewöhnliche kriminelle Machenschaften und bringt Regierungen dazu, militärisch aktiv zu werden.

Verbrecherjagd auf SeeBild: AP

Die Verfolgungsjagd galt als die längste der australischen Seefahrtgeschichte und sie ließ keinen Zweifel, dass die Geduld Canberras am Ende war. Mehr als 7000 Kilometer stellte ein australisches Patrouillenboot im August 2003 dem uruguayischen Fischkutter "Viarsa 1" nach, bis der Trawler
aufgebracht werden konnte. An Bord waren 80 Tonnen illegal gefangenen Schwarzen Seehechts im Wert von einer Million US-Dollar. Längst lockt das "Weiße Gold", wie der teure Fisch genannt wird, Scharen von Fischerei-Piraten in antarktische Gewässer. In dieser Saison zeigen sich Australien und Neuseeland entschlossen, zurückzuschlagen.

Kein Bagatell-Delikt

Die australische Regierung in Canberra setzt auf Waffengewalt: Eigens für den Kampf gegen die Wilderer der Meere wurde ein Wachboot in Dienst gestellt, auf dessen Deck ein großkalibriges Maschinengewehr montiert ist. Auch die Besatzung ist bewaffnet. "Beim illegalen Fischfang im Südlichen Ozean geht es um mehr als Fischerei. Es ist ein Angriff auf die Souveränität Australiens", sagte Regierungschef John Howard. Das Nachbarland Neuseeland schickt derweil seine Luftwaffe zu Patrouillenflügen auf der Suche nach Seehechts-Piraten.

Schwarzer SeehechtBild: Liza Fallon and Ben Galbraith

Vor allem bei Feinschmeckern, ob in Tokio oder New York, ist der Raubfisch höchst begehrt. Umgerechnet bis zu 50 Euro kostet eine Portion der Delikatesse in edlen Restaurants. Es wird davon ausgegangen, dass eine Fischerei-Mafia inzwischen einen millionenschweren Schwarzhandel aufgezogen hat, der in seinem Umfang fast an Menschenschmuggler- und Drogenringe heranreichen soll.

Den Wilderern auf der Spur

Dabei unterliegt die Jagd auf das "Weiße Gold" strengen Regularien der internationalen Kommission zur Erhaltung des Antarktischen Lebensraums (CCAMLR), der 24 Staaten angehören. Sie müssen ihre Fänge der Behörde melden, damit Fachleute einen Überblick über die Bestände behalten. Angaben der CCAMLR zufolge fischten Trawler aus Mitgliedsländern in ausgewiesenen Zonen knapp 16.000 Tonnen Seehecht während der vergangenen Saison, die jedes Jahr von Dezember bis August läuft. Doch schätzen Experten, dass die Wilderer ein Vielfaches der legal gefangenen Menge aus dem Meer holen.

Umweltschützer schlagen angesichts der Fischpiraterie Alarm. Einige Seehechtbestände seien bereits am Rande des Zusammenbruchs, berichtet David Kennedy von Greenpeace Australia Pacific. Derweil unternehme die CCAMLR nichts, um die Wilderei zu stoppen. "Einige Mitgliedstaaten haben ein maßgebliches Interesse am illegalen, unregulierten und nicht berichteten Fischfang", sagt Kennedy. So habe Russland etwa die Einführung einer "Schwarzen Liste" für Piratenboote abgelehnt, um seine eigene Rolle dabei zu verschleiern.

Nicht nur Australien und Neuseeland wollen auf eigene Faust die kriminellen Machenschaften zur See unterbinden. Auch die Fischfangindustrie macht inzwischen mobil. Die "Koalition Lizenzierter Seehechts-Unternehmen", ein Zusammenschluss von 28 Firmen aus 10 Ländern, setzt dabei auf Köder statt Kanonen - und lockt mit 100.000 US-Dollar Prämie für Hinweise auf Piraten. (kas)