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Politik

Merkels Kampfansage gegen Hass und Antisemiten

9. November 2016

Am Jahrestag der Pogromnacht von 1938 wird Bundeskanzlerin Merkel für ihre Verdienste um das Judentum geehrt. Beim Festakt hält Merkel ein Plädoyer gegen jede Art von Rassismus.

Ohel-Jakob-Medaille für Merkel
Bild: Picture-Alliance/dpa/M. Balk

Mit einer Kampfansage an Hass, Rassismus und Antisemitismus hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an die Opfer der NS-Pogromnacht von 1938 erinnert. Man müsse leider feststellen, wie leicht antisemitisches und rassistisches Gedankengut heute auf Resonanz stoße, wie hemmungslos Hass und Hetze gezeigt würden - im Internet und auch auf offener Straße, klagte Merkel bei einem Festakt zum zehnten Jahrestag der Einweihung der neuen Münchner Hauptsynagoge. "Das dürfen wir nicht ignorieren, das dürfen wir in keiner Weise bagatellisieren."

Am 68. Jahrestag der Pogromacht erinnerte die Bundeskanzlerin an den 9. November 1938, als Nationalsozialisten Hunderte Synagogen in ganz Deutschland in Brand gesteckt und Tausende jüdische Geschäfte zerstört hatten. "Wir verneigen uns in tiefer Trauer vor den Opfern", sagte Merkel. Viele Juden wurden damals verschleppt und ermordet. Die Ereignisse in jener Nacht seien
Vorbote gewesen "für den größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit", so die Bundeskanzlerin.

Bundeskanzlerin Merkel mit Rabbiner Arthur Schneier und Charlotte KnoblochBild: Picture-Alliance/dpa/M. Balk

"Frau des Gewissens"

Die neue Münchner Synagoge wurde vor zehn Jahren eröffnet und steht mitten in der InnenstadtBild: picture-alliance/dpa

Merkel wurde mit der Ohel-Jakob-Medaille der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ausgezeichnet - für ihren Einsatz gegen Antisemitismus und ihre Verdienste um das Judentum in Deutschland. Der Oberrabbiner der Park East Synagoge in New York, Arthur Schneier, würdigte die Kanzlerin in der Laudatio als "Frau des Gewissens und der Prinzipien". "Sie sind ein Segen", sagte er. Die Kanzlerin habe das deutsche "Staatsschiff", die Europäische Union und die westliche Welt stets so gelotst, dass sie die menschlichen Grundwerte der Zivilisation aufrecht gehalten habe. Merkel stehe damit repräsentativ für Hoffnung, so wie sie jedem Sturm mutig entgegentrete. Sie tue dies "nicht defätistisch" und lasse sich auch nicht von dem Schreien der Demagogen verleiten, die nur Unruhe und Zerstörung hervorbrächten.

Appell an Merkel und Seehofer

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, lobte, Merkel stehe wie keiner ihrer Amtsvorgänger in unverrückbarer Entschlossenheit, beherzt und kämpferisch an der Seite der jüdischen Menschen in Deutschland und des Staates Israel. Auch den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer lobte Knobloch und ging auf den Streit zwischen CDU und CSU ein. "Wenige sind es, die wie Sie für unsere freiheitliche Demokratie einstehen. Also machen Sie weiter - beide, gemeinsam. Unser Land braucht Sie beide."

wo/wl (dpa, kna, epd)

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