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Politik

Kanadische Trucker blockieren Brücke zu den USA

9. Februar 2022

Der Trucker-Protest gegen die Corona-Maßnahmen der kanadischen Regierung weitet sich aus. Nach den Blockaden in der Hauptstadt Ottawa haben Lkw-Fahrer jetzt eine wichtige Brücke zu den USA abgeriegelt.

Corona I Trucker-Proteste in Kanada
Nichts geht mehr auf der Ambassador Bridge - einer Grenzbrücke zwischen den USA und KanadaBild: Daniel Mears /Detroit News/AP/picture alliance

Der Protest zahlreicher Trucker gegen die Corona-Maßnahmen der kanadischen Regierung nimmt immer neue Formen an. Seit Montag ist wegen der Straßenblockade die Grenzbrücke "Ambassador Bridge" kaum passierbar, welche die kanadische Provinz Ontario mit dem US-Bundesstaat Michigan verbindet. Zunächst standen Fahrzeuge in beide Richtungen still. Am Dienstagabend wurde dann zumindest die Fahrbahn in Richtung USA wieder freigegeben.

8000 Lkw passieren täglich die Brücke

Die Brücke gilt als wichtigste Landverbindung zwischen den beiden Ländern, pro Tag überqueren etwa 8000 Lastwagen diese Grenze - 75 Prozent der kanadischen Exporte gehen in die USA. 

Die Ambassador Bridge verbindet Detroit in den USA mit dem kanadischen WindsorBild: Annie Barker/Detroit Free Press/AP/picture alliance

Seit Ende Januar protestieren Lkw-Fahrer in der kanadischen Hauptstadt Ottawa gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung. Die Trucker sind Teil eines sogenannten "Freiheitskonvois", der sich ursprünglich gegen die Vorschrift richtete, dass Lkw-Fahrer gegen das Coronavirus geimpft sein müssen, um die US-Grenze zu passieren. Inzwischen hat er sich zu einer Demonstration gegen Pandemie-Maßnahmen allgemein und die kanadische Regierung von Ministerpräsident Justin Trudeau entwickelt.

Regierung Trudeau steht am Pranger

Trudeau richtete sich zu Wochenbeginn mit scharfen Worten an die Lkw-Fahrer. Die Proteste müssten "aufhören", sagte der Premier. Auf einen milderen Tonfall setzte er am Dienstag. "Wir haben die Beschränkungen und Verpflichtungen alle satt, wir haben es satt, Opfer zu bringen", sagte Trudeau. Zugleich erneuerte er seinen Appell an die Menschen, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Impfvorschriften seien "der Weg, weitere Beschränkungen zu vermeiden", betonte er.

Premier Justin Trudeau spricht am Dienstag im kanadischen ParlamentBild: Justin Tang/The Canadian Press/AP/picture alliance

Das Weiße Haus in Washington reagierte auf die Brückenschließung. "Es ist deutlich, dass es bei diesen Störungen nicht mehr nur um die Umsetzung der Impfstoffanforderungen geht", sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. Wegen der Blockade auf der Ambassador Bridge sei man "natürlich in Kontakt mit unseren kanadischen Kollegen".

Auch aus der Wirtschaft gibt es Rufe nach einem sofortigen Ende der Blockade. Der Präsident der Canadian Vehicle Manufacturers' Association sagte, durch eine anhaltende Blockade werde "die Automobilproduktion gefährdet, die Zehntausende von Kanadiern beschäftigt".

Lockerungen angekündigt

Unterdessen stellten mehrere kanadische Provinzen eine Lockerung der strikten Corona-Maßnahmen in Aussicht. Die Provinz Saskatchewan im Westen des Landes kündigte am Dienstag die Aufhebung fast aller Beschränkungen an. Auch die Provinzen Québec und Alberta gaben Pläne für zeitnahe Lockerungen bekannt. 

Nach mehreren Tagen des Protests lässt sich in Ottawa ein Trucker die Haare schneidenBild: Kadri Mohamed/AA/picture alliance

Der Premierminister von Saskatchewan, Scott Moe, bezeichnete viele Corona-Maßnahmen als "überholt". Mehr als 80 Prozent der Einwohner der Provinz seien bereits doppelt gegen das Virus geimpft, rund die Hälfte hätten eine Auffrischungsimpfung erhalten. Daher sei es nun an der Zeit, das Coronavirus als endemisch zu betrachten.

Die Organisatoren der Lkw-Proteste drohten unterdessen damit, ihren Protest bis zur Aufhebung aller Maßnahmen fortzusetzen. Er werde "bis zum Ende" demonstrieren, sagte der 46-jährige Demonstrant Martin Desforges. "Ich bin gegen das Maskentragen, jegliche Abstandsregeln und Restaurantschließungen", sagte er. Der Demonstrant John Hawley-Wight sagte, aus seiner Sicht müsse die Entscheidung, sich impfen zu lassen, von Menschen und ihren Ärzten getroffen werden, "nicht von der Regierung".

90 Prozent der Trucker sind geimpft

Francois Laporte, der Präsident der Teamsters Canada, die über 55.000 Fahrer, darunter 15.000 Fernfahrer, vertritt, sagte, die Proteste seien nicht repräsentativ für die Branche, "in der 90 Prozent der Fahrer geimpft sind". Der "Freiheitskonvoi und die verabscheuungswürdige Zurschaustellung von Hass - beschämend von gewählten konservativen Politiker ermutigt - spiegeln weder die Werte von Teamsters Canada noch die große Mehrheit unserer Mitglieder wider", sagte Laporte in einer Erklärung.

nob/se (rtr, afp, ap)

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