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Kandidat nach TV-Unfall im Koma

5. Dezember 2010

Es sollte eine der spektakulärsten Wetten der Sendung "Wetten, dass...?" werden. Doch nun liegt der Wettkandidat im Koma im Krankenhaus. Die Sendung wurde abgebrochen. Der Fernsehsender ZDF will Konsequenzen ziehen.

Wettkandidat Samuel Koch wird am Samstag (04.12.10) in Duesseldorf bei der ZDF-Sendung "Wetten, dass..?" nach seinem Sprung mit Sprungstelzen über ein Auto schwer verletzt am Bodenliegend notaerztlich versorgt (Foto: picture-alliance/dpa)
Erstversorgung direkt nach dem UnfallBild: picture-alliance/dpa

Der Wettkandidat Samuel Koch habe sich bei seinem Unfall schwer am Halswirbel verletzt, sagte der ärztliche Direktor des Uniklinikums Düsseldorf, Wolfgang Raab, am Sonntag (05.12.2010) auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Auch das Rückenmark sei in Mitleidenschaft gezogen worden. Man habe Koch mittlerweile notoperiert, doch er liege im künstlichen Koma.

War die Quote wichtiger als die Sicherheit?

Der ZDF-Verwaltungsratschef und rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck hat nun eine Quotendebatte im ZDF gefordert. "Natürlich müssen wir über die Themen sprechen: Wann werden die Grenzen des Verantwortbaren überschritten? Wie viel Risiko darf man eingehen? Und natürlich müssen wir auch über die Themen Nervenkitzel, Waghalsigkeit und Quote reden", sagte Beck gegenüber der Zeitung "Die Welt" am Sonntag.

"Wetten, dass...?"-Moderator Thomas Gottschalk wies die Vorwürfe zurück, unter Quotendruck ein zu gefährliche Wette zugelassen zu haben. "Wir hatten immer schon riskante Wetten, ob mit Motorrädern oder Skisprungschanzen. Das ist ein Teil des Programms", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Jetzt werde man aber natürlich überlegen müssen, ob das so bleiben könne.

War der Fernsehsender nicht vorsichtig genug?

Auch das ZDF wolle den Unfall gründliche untersuchen. Vorwürfe der Fahrlässigkeit wies der Sender jedoch zurück. "Alle Wetten werden von der 'Wetten, dass...?'-Redaktion, der Produktion und einem Sicherheitsingenieur des ZDF erst nach intensiver Begutachtung freigegeben", hieß es in einer offiziellen Stellungnahme der Senders vom Sonntag. Das ZDF will nun nach dem schweren Unfall weitere Konsequenzen für die Auswahl künftiger Wetten ziehen, schrieb Unternehmenssprecher Alexander Stock. Zugleich verteidigte er die Entscheidung für die riskante Wette in der Sendung.

Medienexperten lobten das ZDF für seinen Umgang mit dem Unfall. Der Abbruch der Sendung sei richtig gewesen, sagte Uwe Kammann, Leiter des Grimme-Insituts, gegenüber der Nachrichtenagentur dapd. Auch der "Wetten, dass...?"-Moderator Thomas Gottschalk habe richtig und professionell reagiert, meint Medienexperte Jo Groebel.

Keine fröhliche Sendung nach dem Unfall

Moderator Gottschalk zieht die erste Konsequenz: Abbruch der SendungBild: picture-alliance/dpa

Thomas Gottschalk hatte die Sendung direkt nach dem schweren Unfall unterbrochen. Nach etwa einer halben Stunde Pause, in der der Sender Musik-Ausschnitte aus vergangenen Sendungen zeigte, verkündete Gottschalk den Abbruch von "Wetten dass..?" - zum ersten Mal in der 29-jährigen Geschichte der Unterhaltungssendung. "Ich halte es für meine Pflicht, Ihnen zu sagen, wir werden Ihnen nicht etwas vorspielen", sagte er den Zuschauern. "Wir wollen nicht auf heiter machen, wenn wir nicht wirklich heiter sind."

Der Unfall des 23-jährigen Wettkandidaten Samuel Koch ereignete sich kurz nach Sendungsbeginn, gleich bei der ersten Wette. Er wollte mit Sprungstelzen an den Beinen über fahrende Autos springen. Zwei Mal schaffte er den Sprung, ein Mal brach er den Sprung selbst ab. Beim vierten Versuch berührte er schließlich das Auto, das von seinem Vater gefahren wurde, und stürzte schwer. Der Schauspielstudent wurde direkt in die Universitätsklinik Düsseldorf eingeliefert.

Wie hoch war das Risiko?

Samuel Koch ist nach ZDF-Angaben neben seinem Studium in Hannover als freier Akrobat und Stuntman tätig und aktiver Kunstturner. "Der Kandidat hatte in enger Absprache mit dem ZDF die Durchführung der Wette intensiv geprobt. So wurde in Düsseldorf das Bühnenlicht so eingerichtet, dass der Wettkandidat während des Sprunges nicht geblendet wurde. Die Auswahl der Autos ist vom Kandidaten getroffen worden", gab ZDF-Sprecher Stock bekannt. Auch die dünne Gummimatte in der Halle sei gegen eine 1,2 Zentimeter dicke Anlaufbahn ausgetauscht worden.

In der Wettshow, die seit 29 Jahren läuft, hat sich zuvor nur ein weiterer Kandidat nennenswert verletzt. Im Oktober 2008 brach sich ein junger Mann bei Proben ein Bein. Er wollte mit seinem Fahrrad, einem BMX-Rad, über ein Haus springen.

Autor: Nicole Scherschun (dpa, ap)
Redaktion: Marko Langer