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Kandidaten in Guinea warnen vor Gewalt

25. Oktober 2010

Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften und Gerüchte über gezielte Vergiftungen bei Wahlkundgebungen haben am Wochenende die Hauptstadt Conakry erschüttert.

Militärwache in Guinea (Foto: AP)
Bis auf weiteres gilt in Guinea ein Demonstrationsverbot für alle ParteienBild: AP

Mit Wut und Enttäuschung haben die Anhänger der zwei Präsidentschaftskandidaten in Guinea auf die erneute Verschiebung der Stichwahlen reagiert. In der Hauptstadt Conakry lösten Sicherheitskräfte Demonstrationen beider Lager auf. Dabei kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Auch aus anderen Städten wurden blutige Auseinandersetzungen gemeldet. Die zwei Präsidentschaftskandidaten riefen ihre Anhänger zur Besonnenheit auf. Um das Amt des Präsidenten bewerben sich der ehemalige Ministerpräsident Cellou Dalein Diallo und der langjährigen Oppositionspolitiker Alpha Conde. Nach den Unruhen vom Wochenende mahnte Conde: "Es hat noch keine Toten gegeben. Wir müssen alles tun, damit es nicht zu mehr Gewalt zwischen den ethnischen Gruppen kommt."

Gift-Gerüchte

In Conakry machten Gerüchte die Runde, nach denen Teilnehmer einer Pro-Conde-Kundgebung gezielt vergiftet worden seien. Dutzende von Demonstranten mussten mit zum Teil lebensbedrohlichen Magen-Darm-Beschwerden ins Krankenhaus, nachdem sie an einem Straßenstand Saft getrunken hatten.

Stimmen in Guinea werden nach Ethnie abgegebenBild: picture alliance/dpa

Tiefes Mißtrauen zwischen den Ethnien

Hinter den beiden Kandidaten stehen zwei der größten ethnischen Gruppen im Land. Alpha Conde versammelt hinter sich die Volksgruppe der Malinke, während die später zugewanderten Peul ihre Hoffnungen auf Cellou Dalein Diallo setzen. Die beiden Volksgruppen trauen sich gegenseitig nicht über den Weg. In den vergangenen Jahren kam es zwischen ihnen immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen.

Langer Anlauf zu demokratischen Wahlen

Es ist nicht das erste Mal, dass die Stichwahl zwischen dem ehemaligen Regierungschef Diallo und seinem Kontrahenten Conde verschoben wird. Bereits Ende Juni 2010 hatten sich beide in einer ersten Wahlrunde qualifiziert und die Stichwahl auf den 18. Juli gelegt. Dieser Termin wurde jedoch ohne Angabe von Gründen auf den 19. September verschoben. Doch auch dieser zweite Termin wurde abgeblasen. Kurz zuvor war es in Conakry bereits zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen.

Zurück zur Demokratie?

Gilt als Favorit für das Amt des Präsidenten: Cellou Dalein DialloBild: AP

Beobachter sehen durch die erneute Verschiebung der ersten freien Wahlen seit der Unabhängigkeit Guineas die Pläne für eine Rückkehr zur Demokratie gefährdet. Das rohstoffreiche Land - Guinea hat große Vorkommen an Bauxit, Eisenerz, Diamanten und Gold - wurde seit 1958 diktatorisch regiert. Nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Lansana Conté im Dezember 2008 putschte sich Hauptmann Moussa Dadis Camara an die Macht, ein Jahr später wurde er bei einem Attentat schwer verletzt und ging ins Exil nach Burkina Faso. Die Bevölkerung Guineas lebt trotz des Reichtums ihres Landes an Bodenschätzen in Armut.

Autorin: Nicola Reyk (reu, dpa, afp)

Redaktion: Stephanie Gebert