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Politik

Kann das BKA WhatsApp-Nachrichten mitlesen?

21. Juli 2020

Laut einem Medienbericht ist das möglich. Demnach greift das BKA auf eine einfache Methode zurück, um eigentlich verschlüsselte WhatsApp-Kommunikation von Verdächtigen mitzulesen. Das geht sogar ohne besondere Software.

Symbolbild WhatsApp
Bild: picture-alliance/AA/A. Balikci

Anders als reguläre Telefongespräche oder SMS-Kurznachrichten galt eine Überwachung von verschlüsselten Messengerdiensten wie WhatsApp oder Telegram durch staatliche Ermittlungsbehörden bisher als besonders kompliziert. Die Realität scheint aber schon länger eine deutlich andere zu sein.

Das Bundeskriminalamt (BKA) greift laut einem Bericht der Landesrundfunkanstalten WDR und BR auf eine einfache Methode zurück, um eigentlich verschlüsselte Unterhaltungen beim Messenger WhatsApp nachzuverfolgen und das geht offenbar ganz ohne den Einsatz von Überwachungssoftware oder anderer komplexer Programme, die auf dem Mobiltelefon der Zielperson installiert werden müssten.

Schwachstelle WhatsApp Web

Um Chats mitzulesen, greift die Behörde auf die Funktion WhatsApp Web zurück, wie die Recherche von WDR und BR ergab. Die Ermittler nutzten dafür offenbar die Möglichkeit, die App mit dem Webbrowser auf einem Computer zu verknüpfen. Bei der Funktion werden alle Inhalte des Chatdienstes in einem Browser-Fenster gespiegelt.

Allerdings baute der zu Facebook gehörende Chatdienst eine Hürde für eine solche Verknüpfung ein. Um WhatsApp mit einem Browser oder der Desktop-Version der App zu verbinden, muss ein Nutzer mit der WhatsApp-Anwendung auf dem Smartphone einen QR-Code auf dem Computer-Bildschirm einscannen. Das setzt also voraus, dass das Telefon entsperrt ist. Ein Nutzer kann zusätzlich auch für das Öffnen von WhatsApp einen Schutz per Gesichtserkennung einrichten.

BKA hält sich bedeckt

Das BKA äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Medienbericht. Den Sendern WDR und BR teilte die Behörde mit, sie erteile "zu technischen bzw. operativen Ermittlungsfähigkeiten (...) beispielsweise im Bereich der informationstechnischen Überwachung, grundsätzlich keine detaillierten öffentlichen Auskünfte".

Hinweise auf das Überwachungsverfahren hätten laut dem Medienbericht Unterlagen aus dem Ermittlungsverfahren des Generalbundesanwalts gegen den Terrorverdächtigen Magomed-Ali C. geliefert, einen kaukasischen Islamisten und Bekannten des Attentäters Anis Amri, der den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz verübte.

WDR und BR zitieren hierzu aus einem internen Schreiben der Bundeskriminalamt, das ihnen vorliegt: "Das BKA verfügt über eine Methode, die es ermöglichen kann, Text, Video-, Bild- und Sprachkurznachrichten aus einem WhatsApp-Konto in Echtzeit nachzuvollziehen." Unter Berufung auf Sicherheitskreise heißt es, die Methode sei bislang nur selten eingesetzt worden. Der Aufwand sei hoch und "für viele Ermittlungsverfahren nicht praktikabel".

Verfassungsschutz soll Handytrojaner bekommen

Seit einigen Jahren verweisen Sicherheitsbehörden und das Bundesinnenministerium darauf, dass die Überwachung von Kommunikationskanälen wie WhatsApp für Ermittler möglich sein muss, um schwere Straftaten aufklären zu können. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür wurden bereits geschaffen. Seit der Reform der Strafprozessordnung im Sommer 2017 ist es dem BKA und der Bundespolizei erlaubt, den sogenannten "Staatstrojaner" einzusetzen, um Überwachungsmaßnahmen durchzuführen.

qu/kle (dpa, Tagesschau, WDR, BR)

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