Und wieder mal ein Abgang
1. August 2017Nach der kürzesten Amtszeit in der Geschichte musste Donald Trumps Kommunikationsdirektor am Montag bereits wieder seinen Hut nehmen. Nach Angaben des Weißen Hauses macht Anthony Scaramucci (im Bild oben) den Weg frei, damit der neue Stabschef John Kelly sein eigenes Team zusammenstellen kann. Kelly hatte den Posten offiziell am Montag angetreten. Sein Vorgänger Reince Priebus musste am Freitag nach nur sechs Monaten sein Amt aufgeben. Der Abgang von Priebus und die Installierung Scaramuccis markierte den vorläufigen Höhepunkt des Intrigen- und Machtkampfs im Weißen Haus - bis heute.
Vulgärer als Trump
"So etwas gab es noch nie, dass ein hochrangiger Mitarbeiter des Weißen Hauses sich nur zehn Tage im Amt hält", sagt Jeffrey Anderson, Direktor des Center for German and European Studies an der Georgetown University. "Natürlich hätte ihn der Präsident selbst sofort nach der Veröffentlichung seines Interviews mit dem "New Yorker" entlassen sollen, aber dies ist keine normale US-Regierung."
In dem "New Yorker"-Interview hatte Scaramucci in vulgärer Weise Mitglieder des Weißen Hauses beleidigt, neben Stabschef Priebus auch Trumps Strategieberater Steve Bannon.
Der Abgang Scaramuccis kann als Zeichen gesehen werden, dass der neue Stabschef Kelly versucht, Ordnung in die allgemein als chaotisch geltende Trump-Administration zu bringen. "In diesem Sinne macht das Aus von Scaramucci sehr viel Sinn", sagte Mark Rozell, Dekan für Regierungslehre an der George Mason University. Statt dem Präsidenten zu helfen, politische Inhalte zu kommunizieren, hatte Scaramucci den Fokus auf die andauernden Machtkämpfe im Weißen Haus nur noch weiter angeheizt, ergänzte Rozell.
Ungeeignet für den Job
Der Finanzier Scaramucci war ohnehin von vorneherein völlig ungeeignet für den Posten, meint Steven Farnsworth, Direktor des Center for Leadership and Media Studies an der University of Mary Washington. "Er verfügte nicht einmal über das Grundwissen, wie man es schafft, seinen Vorgesetzten gut aussehen zu lassen."
Sein ebenso plötzlicher Abgang wie seine Benennung wird von den Experten denn auch übereinstimmend als richtiger Schritt bezeichnet. "Sogar für Trumpsche Verhältnisse war Scaramucci zu konfrontativ und vulgär", sagte Rozell. Das Aus für Scaramucci ist zwar nachvollziehbar, aber es wirft nach dem ebenfalls turbulenten Abgang von Trumps Sprecher Sean Spicer und Trumps Stabschef Priebus erneut ein Schlaglicht auf die grundlegenden Probleme dieser Regierung. "So sieht ein Weißes Haus inmitten eines außergewöhnlichen Chaos aus", sagte Farnsworth. "Die Rauswürfe und Rücktritte der vergangenen Woche lassen die Trump-Administration wie einen Haufen von Amateuren aussehen, die nicht wissen, was sie tun."
Daran hat sich vorerst - auch nach dem Abgang Scaramuccis und dem Amtsantritt Kellys - nichts geändert, betont Anderson von der Georgetown University. "Jeder weiß, dass die Wurzel allen Übels im Weißen Haus der Präsident selbst ist. Obwohl es jetzt nach einem guten Start für ihn aussieht, bleibt abzuwarten, ob Kelly genauso viel Erfolg dabei haben wird, Trump selbst auf Linie zu bringen, wie seine eigenen Mitarbeiter."