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PolitikAfrika

Kann die ECOWAS ihre neue Währung bis 2027 einführen?

Isaac Mugabi | Eddy Micah Jr. | Privilege Musvanhiri
1. September 2025

Westafrikas Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS will bis Juli 2027 die regionale Währung "Eco" einführen. Doch die Herausforderungen sind enorm - die wirtschaftliche Ungleichheit der Länder ist da nur der Anfang.

Der Umriss des afrikanischen Kontinents ist auf einem Türknauf in der Kommission der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) abgebildet.
Auf ihrem Logo - hier ein Türknauf am Sitz der Kommission in Abuja - träumt die ECOWAS immer noch von alter GrößeBild: Michael Gottschalk/photothek/picture alliance

Bereits im Juni 2019 wurde der Plan für die neue Eco-Währung verabschiedet: Mit der Einheitswährung wollten die Länder Westafrikas den Handel und die wirtschaftliche Integration erleichtern.

Doch schon in der frühen Entwicklungsphase stieß das Vorhaben auf erhebliche Probleme, darunter wirtschaftliche Ungleichheiten zwischen den Mitgliedern der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS), finanzielle Herausforderungen, politische Meinungsverschiedenheiten, Regierungsumstürze und eine allgemeine Instabilität in der Region, ganz zu schweigen von der Coronavirus-Pandemie.

Jüngste Entwicklungen haben diese Gemengelage noch einmal verändert: Jetzt liegt das größte Problem in der Frage der Einheit der ECOWAS als Ganzes, nachdem Burkina Faso, Mali und Niger im Januar 2024 aus dem Block ausgetreten waren - hauptsächlich als Reaktion auf die Sanktionen, die die ECOWAS nach einer Reihe von Militärputschen gegen diese Länder verhängt hatte.

Der ghanaische Ökonom Tsonam Akpeloo erklärt im Gespräch mit der DW, dass diese grundlegenden Unterschiede die Einführung der Eco-Währung verzögert hätten.

"Man kann keine gemeinsame Währung, keine gemeinsame Zentralbank und keine gemeinsame Geldpolitik haben, ohne politisch miteinander verbunden zu sein, ohne politisch auf einer Wellenlänge zu sein und sich einig zu sein", sagt Akpeloo, der in Accra eine Technologie- und Managementberatungsfirma leitet und auch beratend für die Afrikanische Union tätig ist.

Große Akteure und ihre Mitstreiter

Einige Mitgliedstaaten verzeichneten zudem einen starken wirtschaftlichen Abschwung, darunter Nigeria und Ghana, die in den letzten Jahren eine zweistellige Inflationsrate hatten, was zu einer Rekordverschuldung führte.

Schaffen es die ECOWAS-Mitglieder, ihre Differenzen hinter sich zu lassen?Bild: Marvellous Durowaiye/REUTERS

Trotz dieser Rückschläge könnten Nigeria und Ghana laut Akpeloo die beiden besten Länder für die Einführung des "Eco" sein. "Damit eine so wichtige politische Maßnahme auf regionaler Ebene umgesetzt werden kann, braucht es einen starken Impulsgeber, und Nigeria erfüllt dieses Kriterium ohne Weiteres", zeigt sich Akpeloo überzeugt. "Auch Ghana ist derzeit recht stabil." Gambia und Côte d'Ivoire seien gut aufgestellt.

Analysten wie Akpeloo sehen große Chancen für die Währung, jedoch nur, wenn sich die Mitgliedstaaten auf gemeinsame Regeln einigen, darunter die Festlegung der Geldpolitik, der politischen Gebühren und der Zinssätze durch eine zentrale Stelle als Zentrum der wirtschaftlichen Koordination.

Lehren aus dem Euro

Damit das Experiment der Währungsunion gelingt, lohnt ein genauer Blick auf die Geschichte des Euro, den zahlreiche EU-Mitgliedsstaaten vor rund 25 Jahren einführten.

Fatou Ellika Muloshi, DW-Korrespondentin in Gambia, hebt hervor, dass Deutschland - die stärkste Volkswirtschaft der Europäischen Union - in der Eurozone immer dann einspringen musste, wenn schwächere Volkswirtschaften "die idealen Bedingungen für einen optimalen Währungsraum nicht erfüllten". "Wir erwarten dasselbe von großen Volkswirtschaften wie Ghana und Nigeria", sagt sie.

Auch unter den ECOWAS sollen im Rahmen eines Solidaritätsmechanismus stärkere Volkswirtschaften der die schwächeren Volkswirtschaften unterstützen sollen - insbesondere in Krisenzeiten.

Einige ECOWAS-Mitglieder haben jedoch Bedenken, dass die größeren Volkswirtschaften des Blocks mehr Einfluss auf die Einheitswährung ausüben könnten. Sie weisen darauf hin, dass dies ein potenziell unfairer Vorteil sei, der zu Uneinigkeit führen könnte.

"Die gemeinsame Position Afrikas"

Andere hingegen glauben, dass die Einführung des "Eco", wenn der Umsetzungsprozess erfolgreich verläuft, die Region insgesamt stärken könnte. Sie hoffen, dass die gemeinsame Währung den ECOWAS-Mitgliedstaaten eine größere Rolle auf der geopolitischen Bühne verschaffen könnte.

So geht Akpeloo davon aus, dass der "Eco" der ECOWAS mehr Gewicht in internationalen Handels- und Finanzangelegenheiten verleihen könnte.

"Eine einheitliche Währung könnte es der ECOWAS ermöglichen, eine größere Rolle bei der Gestaltung der gemeinsamen Position Afrikas in Foren wie dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Welthandelsorganisation usw. zu spielen", sagt der Ökonom - und äußert zudem die Hoffnung, der "Eco" mehr ausländische Investitionen anziehen könnte.

Gemeinschaftswährung Eco: Wie geht es weiter?

Der Präsident der ECOWAS, Omar Alieu Touray, erklärte vor Kurzem, die Einheitswährung könnte schon in den nächsten zwei Jahren Realität werden. "Wir haben 2027 als Frist für die Einführung der Einheitswährung festgelegt", so Touray. Die Staats- und Regierungschefs des gesamten Blocks hätten den notwendigen politischen Willen gezeigt, dies durchzusetzen.

Noch ist nicht klar, ob ECOWAS-Austrittsländer wie Niger dem "Eco" beitreten werden.Bild: Boureima Hama/AFP

Touray zufolge sind jedoch sogenannte Konvergenzkriterien nötig. "Und einige dieser Kriterien könnten außerhalb der Kontrolle unserer Mitgliedsstaaten liegen", sagt er - und meint damit das große Ungleichgewicht zwischen starken und schwachen Akteuren innerhalb der ECOWAS. 

Die Details für die Einführung im Jahr 2027 sind noch in der Abstimmung - doch vermutlich wird die Einführung des "Eco" dem ursprünglichen Plan folgen wird. Dieser umfasst zwei Phasen: 

Zunächst sollen die Mitgliedstaaten der Westafrikanischen Währungszone (WAMZ) - bestehend aus Gambia, Ghana, Guinea, Liberia, Nigeria und Sierra Leone - den "Eco" als Währung einführen.

In der zweiten Phase soll der "Eco" mit dem CFA-Franc fusionieren, der derzeit von acht französischsprachigen westafrikanischen Ländern innerhalb der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA) verwendet wird: Benin, Côte d'Ivoire, Guinea-Bissau, Senegal und Togo sowie die drei ECOWAS-Austrittsländer Mali, Nigerund Burkina Faso.

Dieser Übergang wurde konzipiert, um den UEMOA-Ländern mehr Zeit zu geben, ihre vollständige fiskalische und monetäre Unabhängigkeit von Frankreich zu erreichen und gleichzeitig eine tiefere regionale wirtschaftliche Integration innerhalb der ECOWAS zu fördern.

Ob die Militärregierungen der drei westafrikanischen Länder den "Eco" einführen wollen, bleibt abzuwarten; bisher war ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Block bestenfalls verhalten.

Adaption aus dem Englischen: Silja Fröhlich

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