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Ansteckend trotz Corona-Impfung?

Gudrun Heise
14. Januar 2021

Wer sich impfen lässt und glaubt, sich wieder so verhalten zu können wie vor Corona, der irrt. Nach wie vor gelten strenge Regeln, um andere nicht zu infizieren. Noch immer ist vieles unklar.

Mann beim Niesen
Bild: picture-alliance/dpa/PA/Jordan

Eine Impfung kann einen schweren Verlauf abmildern oder im besten Fall ganz verhindern. Vieles aber ist noch nicht ausreichend erforscht. Noch fehlen eindeutige Studien dazu, wie lange der Impfschutz anhält und inwieweit eine Impfung hilft, die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung zu reduzieren oder gar ganz zu stoppen. Klar ist auch nicht, ob Geimpfte weiterhin ansteckend sind.

Klar ist aber: Ist man zweimal geimpft, bieten die beiden Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und von Moderna nach bisherigen Erkenntnissen einen bis zu 95-prozentigen Schutz gegen das Coronavirus. In einer Gruppe von 36.621 StudienteilnehmerInnen gab es 170 positiv auf COVID-19 getestete Personen. Von diesen 170 gehörten 162 der Placebo-Gruppe an, acht  hatten den Impfstoff erhalten. Daraus errechnete sich die Wirksamkeit von 95 Prozent.

AHA-Regeln trotz Impfung

Laut RKI (Robert Koch-Institut) ist noch nicht geklärt, ob und in welchem Maße geimpfte Menschen das Coronavirus übertragen können. "Die bisher vorliegenden Daten erlauben nicht, die Wirksamkeit der COVID-19-mRNA-Impfstoffe hinsichtlich einer Verhinderung oder Reduktion der Transmission abschließend zu bewerten." Bis diese Daten zum Schutz der Impfung vor Transmission vorlägen, müssten deshalb auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen weiterhin eingehalten werden. Das sind die bekannten AHA-Regeln: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske.

Immunität

Im Idealfall schützt die Corona-Impfung davor, dass sich Menschen überhaupt erst infizieren. Diese sogenannte "sterilisierende Immunität" sei bislang noch nicht für die Corona-Impfstoffe nachgewiesen, teilt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit. "Bislang fehlen dazu noch die Daten, Ergebnisse könnte es in den kommenden Monaten geben." Die sterile Immunität hilft dabei, dass sich das Virus nicht unter Geimpften weiter ausbreiten kann, ein wichtiger Aspekt für die Herdenimmunität.

Masken werden uns trotz Impfung noch lange begleitenBild: picture-alliance/R. Utrecht

Um herauszufinden, ob die Impfstoffe zu einer sterilisierenden Immunität führen können, müssen auch Menschen mit asymptomatischen Infektionen in die Studien einbezogen werden.

Bei einer sterilisierenden Immunität wird das Virus abgefangen, bevor der Körper es überhaupt aufnimmt. Die Impfung verhindert also, dass sich eine Person überhaupt erst infiziert. Geimpfte können das Virus nicht weitergeben, weil sie es gar nicht im Körper haben. Es ist nicht eindeutig, ob die mRNA-Impfstoffe in der Lage sind, diese Art von Immunität herzustellen. Noch steht vor fast allen Antworten ein "vielleicht" oder ein "wahrscheinlich", gerade auch, wenn es darum geht, ob auch Geimpfte weiterhin ansteckend sein können und wenn ja wie stark.

Anders ist das bei der sogenannten "funktionellen Immunität". Bei dieser Immunantwort wird die Infektion nicht verhindert, aber sie schützt den Geimpften vor dem Ausbruch der Erkrankung und vor einem schweren Verlauf.

Wenn ein Impfstoff aber das Virus nicht daran hindert, sich zu vermehren und nur die Auswirkungen der Krankheit neutralisiert oder abschwächt, dann könnten zumindest einige geimpfte Menschen es theoretisch immer noch verbreiten. Aber auch hier gilt es, weitere Studienergebnisse abzuwarten.

Vieles bei der Corona-Impfung ist noch unklarBild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/POOL

Bekannte Impfungen

Einen hundertprozentigen Schutz durch einen Impfstoff gibt es nicht, auch wenn einige dieses Ziel so gut wie erreichen. Die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln etwa hat eine Effektivität von 93 bis 99 Prozent. Das ist ein Wert, von dem die saisonale Grippeimpfung weit entfernt ist. Laut Angaben des RKI (Robert Koch-Institut) lag die Wirksamkeit der Grippe-Impfung in der Saison 2019/2020 zwischen 61 und 73 Prozent, je nachdem, um welchen Influenza-Stamm es sich handelte.

Wesentlich katastrophaler waren die Werte in der Saison 2017/2018. Die Wirksamkeit der Influenzavakzine lag damals bei gerade mal 15 Prozent.

Hier werden allerdings - anders als bei der Corona-Impfung mit RNA–Impfstoffen - sogenannte Tot- oder Lebendimpfstoffe verabreicht. Beim Totimpfstoff wird zum Schutz keine Grippe hervorgerufen, die Impfviren können nicht an andere Personen weitergegeben werden. Anders ist das, wenn ein Lebendimpfstoff gegeben wird. Er enthält abgeschwächte Viren. In einem Zeitraum von etwa ein bis zwei Wochen nach der Impfung kann das Virus auf andere übertragen werden. Das gilt vor allem für stark immungeschwächte Personen. Dazu gehören beispielsweise Menschen, die gerade eine Knochenmarktransplantation hinter sich gebracht haben und sich in Isolation befinden.

Alles oder nichts

Viele von uns gehen davon aus, dass ein Impfstoff wirkt oder nicht. Aber Impfungen sind kein Fall von Schwarz oder Weiß. Nicht nur bei COVID-19 gibt es viele Abstufungen. Ob und wann welche erreicht werden, ist nicht klar.

Klar aber ist, dass die Impfstoffe, die jetzt verabreicht werden, den Schweregrad der Erkrankung bei jedem einzelnen Geimpften abmildern können. Ein Freifahrtschein zurück in ein unbeschwertes Leben - so wie es vor der Pandemie war - sind die Impfungen aber nicht.

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