Kanzler Merz beklagt russische Provokation über Litauen
24. Oktober 2025
Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz geht nach der Luftraumverletzung in Litauen von einer bewusst vorgenommenen Provokation Russlands aus. "Das ist eine weitere ernsthafte Luftraumverletzung, die nicht zufällig passiert, die auch nicht zufällig am heutigen Tag passiert", sagte Merz nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Russland provoziere damit die gesamte Europäische Union.
Die Staats- und Regierungschefs hatten bei dem Spitzentreffen über die weitere Unterstützung für die von der russischen Arme angegriffene Ukraine beraten. Kurz zuvor war ein neues Paket mit Sanktionen gegen Russland beschlossen worden.
Am Donnerstagabend waren nach Angaben der litauischen Armee zwei russische Militärflugzeuge in den Luftraum des baltischen EU- und NATO-Landes eingedrungen. Die Luftwaffe habe gegen 18.00 Uhr Ortszeit eine Verletzung der Staatsgrenze bei Kybartai durch einen russischen SU-30-Jet und ein Tankflugzeug vom Typ IL-78 festgestellt, teilte die Armee mit. Die beiden russischen Flugzeuge hätten sich rund 18 Sekunden lang in litauischem Luftraum befunden.
Reaktion mit "Augenmaß"
Der deutsche Bundeskanzler fügte mit Blick auf das russische Vorgehen hinzu, man werde auf den Vorfall "wie in den vergangenen Wochen mit Augenmaß reagieren". Unter dem Eindruck der jüngsten Luftraumverletzungen durch russische Kampfjets und Kamikaze-Drohnen hatte die NATO im September den Einsatz "Eastern Sentry" (deutsch etwa: Wächter des Ostens) begonnen, mit dem vor allem zusätzliche Überwachungs- und Flugabwehrkapazitäten mobilisiert werden sollen.
Merz ergänzte, er wolle mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius über die jüngste Luftraumverletzung durch die russische Luftwaffe sprechen. Zudem gehe er davon aus, dass auch der NATO-Rat sich damit befassen werde.
Der Kreml schickt ein Dementi
Das Verteidigungsministerium in Moskau wies die Darstellung der Litauer zurück und teilte mit, SU-30-Kampfflugzeuge hätten über der russischen Exklave Kaliningrad planmäßige Übungsflüge vollzogen. Grenzen anderer Staaten seien dabei nicht verletzt worden, das hätten "objektive Kontrollmittel" bestätigt.
Die drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland sind Mitglieder der NATO und entschiedene Unterstützer der von Russland angegriffenen Ukraine.
haz/AR (dpa, afp)