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Politik

"Bei Nordkorea gibt es einen klaren Dissens mit Trump"

20. September 2017

Im DW-Exklusivinterview dringt Bundeskanzlerin Merkel darauf, den Konflikt um Nordkorea friedlich zu lösen. Und deutet an, dass Deutschland in dem Konflikt vermitteln kann.

Deutschland wählt DW Interview mit Angela Merkel
Bild: DW

DW-Interview Angela Merkel

17:32

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Rede von US-Präsident Donald Trump vor den Vereinten Nationen in New York am Dienstag heftig kritisiert. Trump hatte in der Rede Nordkorea mit "totaler Vernichtung" gedroht. Im Interview der DW sagte Merkel: "Ich bin gegen eine solche Drohung. Und ich muss auch sagen, dass ich für mich und für die Bundesregierung sage:  Wir halten jede Art von militärischer Lösung für absolut unangemessen und wir setzen auf diplomatische Bemühungen. Das muss mit allem Nachdruck voran gebracht werden. Da sind aus meiner Sicht auch Sanktionen und die Umsetzung dieser Sanktionen die richtige Antwort. Aber alles andere halte ich im Zusammenhang mit Nordkorea für falsch!" 

Merkel sagte, dass habe sie dem amerikanischen Präsidenten vor dessen Aufritt in New York auch am Telefon gesagt. Merkel stand DW-Chefredakteurin Ines Pohl und Reporter Jaafar Abdul Karim wenige Tage vor der Bundestagswahl im Kanzleramt in Berlin Rede und Antwort.

Merkel: "Wir können mithelfen bei der Lösung des Konflikts"

Die Kanzlerin bekräftigte ihre Bereitschaft, mit an der Lösung des Konflikts um Nordkorea zu arbeiten. "Auch wenn es räumlich weit weg ist von Deutschland, so ist es ein Konflikt, der auch uns betrifft. Und ich bin deshalb bereit und auch der Außenminister ist bereit, hier Verantwortung zu übernehmen. Wir haben im Iran-Abkommen, das ich für richtig halte, nach wie vor für besser als kein Abkommen zu haben, auch mit verhandelt. Das hat viele Jahre gedauert, aber hat zum Schluss doch eine Eingrenzung der Möglichkeiten des Iran zu einer nuklearen Aufrüstung gebracht. Und diesen Weg - oder einen ähnlichen Weg - muss man natürlich mit Russland, mit China, zusammen mit den Vereinigten Staaten gehen, auch in diesem Falle von Nordkorea."

Chefredakteurin Ines Pohl und Reporter Jaafar Abdul Karim beim DW-Interview mit Kanzlerin Angela MerkelBild: DW

Deutschland ist eines der wenigen Länder, das noch aus dem DDR-Erbe sowohl über eine Botschaft in der nordkoreanischen Hauptstadt als auch eine diplomatische Vertretung des Landes in Berlin verfügt - und zudem sehr enge Drähte nach China, Japan, Südkorea sowie in die USA hat. Bereits im September 2013 führte dies zu Geheimverhandlungen zwischen Vertretern der USA und Nordkoreas in einem Berliner Hotel. Zu der Frage, ob sie auch persönlich Kontakt zum nordkoreanischen  Machthaber Kim Jong UN aufnehmen würde, sagte die Kanzlerin: "Das steht jetzt nicht auf der Tagesordnung. Ich mache auch keine nicht abgesprochenen Schritte."

"Werde nie mit der AfD zusammenarbeiten"

Die CDU-Vorsitzende Merkel äußerte sich auch zum zu Ende gehenden Wahlkampf, in dem sie laut Umfragen einen großen Vorsprung vor ihren Herausforderer Martin Schulz (SPD) hat. Angesprochen auf die hohen Zustimmungswerte für die rechts-populistische "Alternative für Deutschland" (AfD) sagte die Regierungschefin, die beste Strategie gegen diese Gruppierung sei es, die Probleme der Menschen zu lösen: "Die Sorgen, die sie haben, selber Beschäftigung zu haben, auch ordentliche Schulen zu haben, Ärzte zu haben - sich um diese Anliegen auch wirklich zu kümmern. Aber zeitgleich auf der anderen Seite ein klares Stoppschild gegen Hass und Gewalt zu setzen." 

In einigen Umfragen wenige Tage vor der Wahl kommt die Partei auf über zehn Prozent der Stimmen und wird wohl sicher im nächsten Bundestag vertreten sein. Erklären wollte Merkel diesen sich abzeichnenden Erfolg aber nicht: "Ich möchte das nicht, weil ich nie mit der AfD zusammenarbeiten werde."

"Türkische Konflikte nicht zu uns tragen"

Merkel äußerte sich in dem Interview auch zum Dauerkonflikt mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der auch ihr persönlich wiederholt Nazi-Methoden vorgeworfen hatte. Zudem kommt es immer wieder zu Verhaftungen von Deutschen in der Türkei, zumeist ohne konkrete Vorwürfe oder gar Anklagen.

Merkel beschäftigt sich vor allem mit den möglichen Folgen der heftigen Konflikte innerhalb der Türkei. "Was uns jetzt Sorge macht, dass verschiedene Gruppen aus der Türkei sich zum Teil gegenseitig bespitzeln oder überwachen. Das wollen wir nicht. Wir wollen keine Konflikte aus der Türkei nach Deutschland bekommen. Wir werden auch darauf achten, dass alle Gruppen hier friedlich und unbehelligt leben können."

Mit der CSU auf die einsame Insel 

Und welchen deutschen Politiker will die Frau, die Deutschland seit 12 Jahren regiert, einmal mit auf die einsame Insel nehmen? Das ist die Frage, mit der DW-Chefredakteurin Ines Pohl und Reporter Jaafar Abdul Karim alle ihre Interviews mit den Spitzenkandidaten beschließen. Überraschend fiel Merkels Wahl auf den bayrischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Mit ihm will Merkel dann über die Innere Sicherheit diskutieren.

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