Merkel will weiter singen wie bisher
5. März 2018Angela Merkel sieht keinen Bedarf, die deutsche Nationalhymne zu verändern. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, er spreche für die Kanzlerin wenn er sagt, "dass sie mit unserer schönen Nationalhymne, so wie sie ist, in ihrer traditionellen Form sehr zufrieden ist".
Damit reagiert Merkel auf einen Vorstoß von SPD-Politikerin Kristin Rose-Möhring. Die Gleichstellungsbeauftragte des Bundesfamilienministeriums hatte anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März eine Reform der Hymne gefordert. Aus "brüderlich" wolle sie "couragiert" machen und anstatt "Vaterland" solle es "Heimatland" heißen. So könne man eine geschlechterneutrale Nationalhymne gewährleisten.
Bei dem Rundbrief, der Grundlage für die Debatte war, handele es sich um einen "persönlichen Beitrag", den Rose-Möhring an die Mitarbeiter des Bundesministeriums geschickt hatte, erklärte ein Ministeriumssprecher. Er würde ihn deswegen nicht kommentieren.
Die SPD-Politikerin verwies zur Begründung für ihre Forderung auf die Nationalhymne Österreichs. Aus "Heimat bist du großer Söhne" wurde dort "Heimat großer Töchter und Söhne". Auch für die kanadische Nationalhymne wurde vor Kurzem eine Umformulierung in geschlechterneutrale Sprache beschlossen.
Auch andere CDU-Politiker gegen Änderung
Neben Merkel reagierte auch die neue CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer auf den Vorschlag. Sie halte davon "überhaupt nichts". Zwar müsse man in Deutschland ernsthafte Probleme im Bezug auf die Gleichberechtigung angehen, etwa den gleichen Lohn für gleiche Arbeit, doch die Nationalhymne solle man so lassen, wie sie ist. Kramp-Karrenbauer: "Ich habe bisher - und ich gelte ja durchaus als eine emanzipierte Frau - noch nie den Eindruck gehabt, dass ich mit dieser Hymne nicht gemeint wäre oder nicht angesprochen werde."
Ebenso wenig begeistert von Rose-Möhrings Änderungswunsch ist der niedersächsische CDU-Vorsitzende Bernd Althusmann. Er nannte den Vorschlag "absurd" und sagte, dass man nicht einfach so die Wörter ersetzen könne. Denn in der deutschen Sprache gebe es Begriffe mit festen Bedeutungen. "Dazu gehören neben Vaterland auch Muttersprache, Mutter Natur, Mutterboden oder Mutterkonzern", sagte Althusmann.
Reaktionen auf Twitter gehen auseinander
Im Netz gibt es verschiedene Meinungen zu Rose-Möhrings Vorschlag. Auf Twitter sprechen sich manche User für eine genderneutrale Nationalhymne aus.
Andere gehen sogar noch weiter als die Politikerin und schreiben ihre eigenen Strophen.
Der Großteil der Internet-Community scheint jedoch gegen eine Umformulierung der Hymne zu sein. Ein häufiges Argument: Es gebe wichtigere Themen.
Auch User, die der Gender-Debatte offen gegenüber stehen, äußern sich kritisch. Der Vorschlag führe zu weit und gebe Gruppen, die sich sowieso schon über die aktuell größer werdende Thematik der Gleichberechtigung aufregen, Angriffsfläche.
luh/sam (afp/dpa)