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Politik

Merkel gibt Trump für G7-Treffen einen Korb

30. Mai 2020

Die Bundeskanzlerin wird voraussichtlich nicht zum G7-Gipfel in die USA fliegen. Ein Regierungssprecher sagte, nach jetzigem Stand könne Merkel wegen der Pandemie-Gesamtlage ihr persönliches Erscheinen nicht zusagen.

G7-Gipfel in Frankreich
Beim G7-Gipfel im August 2019 in Biarritz trafen sich die Staats- und Regierungschefs noch persönlich Bild: Getty Images/AFP/A. Harnik

Angela Merkel habe Donald Trump für die Einladung zu der Konferenz Ende Juni gedankt, erklärte der Sprecher der Bundesregierung nach einem Telefonat der Kanzlerin mit dem US-Präsidenten. "Stand heute kann sie in Anbetracht der Pandemie-Gesamtlage ihre persönliche Teilnahme, also eine Reise nach Washington, nicht zusagen." Merkel werde die Entwicklung der Corona-Pandemie aber "weiter im Blick haben", fügte der Sprecher hinzu. Die Kanzlerin ist damit die erste der G7-Staats- und Regierungschefs, die Trump eine vorläufige Absage erteilt.

Der US-Präsident strebt für Ende Juni als Zeichen einer Normalisierung ein reales G7-Treffen in Washington an. Er ist in diesem Jahr Gastgeber des Gipfels der sieben führenden Wirtschaftsnationen. Ursprünglich war das Treffen für den 10. bis 12. Juni am Landsitz des Präsidenten in Camp David geplant gewesen. Im März hatte die US-Regierung den Gipfel wegen der Corona-Pandemie jedoch abgesagt und stattdessen eine Videokonferenz angesetzt. Am 20. Mai hatte Trump aber überraschend angekündigt, angesichts einer Erholung in der Corona-Krise denke er darüber nach, die Zusammenkunft doch als reales Treffen abzuhalten. Er begründete dies damit, dass ein Gipfel mit persönlicher Teilnahme der Staats- und Regierungschefs ein großartiges Signal der Normalisierung wäre und die anderen Länder wie die USA bereits ihr Comeback starteten. Zunächst nannte er Camp David als Gipfelort, dann erklärte er, das Treffen solle "in erster Linie" im Weißen Haus in Washington stattfinden. Merkel und andere G7-Staats- und Regierungschefs reagierten auf diese Aussagen allerdings zurückhaltend.

Trump spricht in Camp David mit Vizepräsident Mike Pence (Archivbild)Bild: Imago Images/Zuma

Merkel hatte zunächst offengelassen, ob sie einer Einladung Trumps folgen oder per Videokonferenz teilnehmen werde. In welcher Form auch immer dieses Treffen stattfinde, "ob als Videokonferenz oder anders, ich werde auf jeden Fall für den Multilateralismus kämpfen. Das ist ganz klar. Sowohl bei G7 als auch bei G20", erklärte die Kanzlerin am 20. Mai.

Trump will Zuversicht verbreiten

Die USA sind das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land weltweit. Dort wurden bereits mehr als 1,7 Millionen Infektionen nachgewiesen, mehr als 102.000 Infizierte starben. Trump wird vorgeworfen, das neuartige Coronavirus unterschätzt und unzureichend reagiert zu haben. Der Präsident versucht seit Wochen, in der Corona-Pandemie Zuversicht zu verbreiten, und stellt seit längerem eine schnelle Erholung des Landes in Aussicht. Anlässlich seiner Gipfeleinladung schrieb Trump aber auf Twitter, das persönliche Treffen sei jetzt, "wo unser Land 'zur Großartigkeit zurückkehrt'", doch möglich.

Der G7 gehören außer den USA und Deutschland auch Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada und Japan an. Die alljährlichen Gipfel richten die Mitgliedsländer abwechselnd aus.

Drei Teilnehmer aus der Risikogruppe

Merkel ist 65 Jahre alt, Trump 73 und der japanische Regierungschef Shinzo Abe 65. Statistisch gesehen gehören alle drei damit zur Corona-Risikogruppe. Der 55-jährige Premierminister Boris Johnson hat bereits eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus hinter sich und musste deswegen mehrere Tage auf der Intensivstation behandelt werden.

Das Weiße Haus hatte am Freitag mitgeteilt, Johnson sei sich in einem Gespräch mit Trump einig gewesen über "die Wichtigkeit, die G7 in naher Zukunft persönlich zusammenzubringen". Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte vergangene Woche erklärt, dass er zur persönlichen Teilnahme an einem G7-Gipfel in Camp David bereit sei, "wenn die gesundheitlichen Bedingungen es zulassen". Ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel wählte dieselben Worte. Kanadas Premierminister Justin Trudeau erklärte unmittelbar nach Trumps Vorstoß, wichtig sei zu prüfen, "welche Maßnahmen umgesetzt" würden und was Experten empfehlen.

kle/as (afp, dpa, ape, rtre)

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