Mit einer beeindruckenden Leistungssteigerung erobert Borussia Dortmund im Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen die Tabellenführung. Kapitän Marco Reus spielt dabei einmal mehr eine entscheidende Rolle.
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Marco Reus war wie das Dortmunder Spiel an diesem Samstagabend in Leverkusen: in der ersten Halbzeit unauffällig und uninspiriert, in der zweiten Hälfte überragend. Der Kapitän riss seine Mannschaft mit und führte sie nach einem 0:2-Rückstand durch die Tore von Mitchell Weiser (9.) und Jonathan Tah (39.) noch zu einem 4:2-Erfolg. Als hätte jemand in der Halbzeitpause einfach den Schalter umgelegt. Vielleicht Lucien Favre mit einer Kabinenpredigt? Nein, antwortete Reus auf "Sky": "Der Trainer brauchte nicht viel zu sagen. Dass wir eine Reaktion zeigen mussten, war klar."
Konter wie aus dem Lehrbuch
Der 29 Jahre alte Nationalspieler ging mit gutem Beispiel voran. Der Anschlusstreffer zum 1:2 durch Jacob Bruun Larsen gehörte mindestens zur Hälfte Reus, dessen Direktschuss Bayer-Torwart Lukas Hradecky nur vor die Füße des Dänen abklatschen konnte, der nur noch einzuschieben brauchte.
Den Ausgleich besorgte Marco Reus dann selbst. Mit dem erst eine Minute zuvor eingewechselten Paco Alcacer hebelte er per Doppelpass die Bayer-Abwehr auseinander und vollstreckte zum 2:2 (69.). Ein Konter wie aus dem Lehrbuch. Der 25 Jahre alte Alcacer, Neuzugang aus Spanien, vollendete seine Joker-Rolle schließlich noch mit zwei eigenen Treffern (85., 90.+4) in der Schlussphase zum 4:2 (0:2)-Endstand.
Ratgeber für die jungen Spieler
Reus strahlte anschließend über das ganze Gesicht. Mit dem Sieg in Leverkusen verdrängte der BVB den FC Bayern von der Tabellenspitze. Es läuft derzeit einfach rund - nicht nur für die unter Trainer Favre noch ungeschlagenen Dortmunder, sondern auch für Reus, der schon beim 7:0-Kantersieg am Mittwoch gegen den 1. FC Nürnberg mit zwei Toren geglänzt hatte und der in seiner Kapitänsrolle richtig aufgeht. "Heute standen wieder extrem viele junge Spieler auf dem Rasen. Es ist für sie nicht leicht, wenn wir zurückliegen", sagte Reus. "Ich wachse natürlich auch daran. Ich versuche, diesen jungen Spielern etwas mitzugeben."
"Zwei Tore für nichts"
Er genieße es auch, endlich auf der zentralen Spielmacher-Position eingesetzt zu werden. "Ich fühle mich wohler auf der Zehn, weil ich dann das Spiel vor mir habe und neben mir Teamkollegen, mit denen ich Pässe spielen kann", sagte Reus. In den ersten Saisonpartien habe er "mal hier, mal dort" gespielt. "Das ist aber auch in Ordnung, der Trainer musste ausprobieren, wo ich am besten hinpasse." Reus, Favre und der BVB scheinen immer mehr und besser zusammenzuwachsen. Doch das Spiel in Leverkusen zeigte auch, dass noch Luft nach oben ist. "Die Tore, die wir kriegen, sind total unnötig", befand Trainer Favre. "Zwei Tore für nichts."
Rückendeckung für Götze
Dass seine Elf nach sechs Saisonspielen zum zweiten Mal Tabellenführer ist, findet Favre allerdings "ganz schön, das ist ein guter Start". Nicht zuletzt dank Marco Reus. Der stellte sich in der Stunde des Sieges hinter Mario Götze. Der WM-Held von 2014 hat in dieser Saison noch keine Liga-Minute gespielt und stand wegen einer Erkältung auch in Leverkusen nicht einmal im Kader. "Wir sollten aufhören, uns über Mario Gedanken zu machen", sagte Reus. "Das tut dem Jungen nicht gut. Und das tut uns nicht gut." So redet ein echter Kapitän.
Spitze, Dortmund!
Ausnahmsweise ist mal nicht der FC Bayern Tabellenführer. Frankfurt und Augsburg zeigen sich in Torlaune. Schalke freut sich über seinen ersten Sieg. Und Stuttgart kann über ein kurioses Eigentor letztlich doch lachen.
Bild: imago/Eibner
Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund 2:4 (2:0)
Elf Tore in den letzten beiden Bundesliga-Partien - das ist schon eine beeindruckende Hausnummer: Nach dem 7:0-Erfolg gegen Nürnberg gewinnt der BVB auch sein Spiel in Leverkusen - und das nach 0:2-Rückstand durch Tore von Weiser (9. Minute) und Tah (39.). Aber nach der Halbzeit dreht Dortmund auf: Bruun Larsen (65.), Reus (69.), und zweimal Alcacer (85./90.+4) sind die Torschützen.
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Eintracht Frankfurt - Hannover 96 4:1 (2:0)
So einfach hatte sich die Eintracht aus Frankfurt die Partie sicher nicht vorgestellt. Locker und lässig fertigten die Hessen Hannover 96 mit 4:1 (2.0) ab. NDicka, Rebic, de Guzman und Jovic trafen für die Frankfurter, die sich damit ins Mittelfeld der Bundesligatabelle vorschieben konnten. Muslija traf für die Niedersachsen mit dem einzigen Torschuss einer erschreckend schwachen 96-Mannschaft.
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VfB Stuttgart - Werder Bremen 2:1 (1:0)
Kurioses Tor: Stuttgarts Sosa weiß bei einem Einwurf in der eigenen Hälfte nicht, wohin mit dem Ball. Also zurück zum Torwart. Aber Ron-Robert Zieler ist gedanklich ganz woanders, der Ball trudelt an ihm vorbei ins Tor (68.). Zieler berührt ihn noch ganz leicht, sonst hätte es nur Ecke gegeben. Gut für den VfB, dass Donis (19.) und Castro (75.) treffen. Bremens Veljkovic sieht Gelb-Rot (36.).
Bild: Imago/Eibner
FC Schalke 04 - FSV Mainz 05 1:0 (1:0)
Angespannt wirkt Domenico Tedesco. Kein Wunder: Vier Spiele ohne einen einzigen Punkt, Tabellenletzter. Deshalb ist das Heimspiel gegen Mainz auch so wichtig für den Schalker Trainer. Nach dem viel umjubelten Tor von Schöpf (11.) verpasst es Schalke nachzulegen, allein Konopljanka trifft zweimal Aluminium. So muss Tedesco bis zur letzten Sekunde zittern, kann am Ende aber nach Sieg Nr. 1 aufatmen.
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1899 Hoffenheim - RB Leipzig 1:2 (0:0)
Das Team von Trainer Nagelsmann trifft auf dessen zukünftigen Verein: Den Rasenballverein aus Leipzig. Bei zwei so offensiv ausgerichteten Teams ist die Nullnummer zur Pause etwas überraschend. Aber dann netzt Poulsen zweimal ein (53. und 73.). Das Anschlusstor nach einem Foulelfmeter durch Kramaric in der Nachspielzeit (90.+3) kommt für Hoffenheim zu spät.
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VfL Wolfsburg - Bor. Mönchengladbach 2:2 (1:1)
Eine spannende Partie ohne Sieger: Zweimal gehen die Gäste aus Mönchengladbach in Führung, zweimal gelingt Wolfsburg der Ausgleich. Das erste Tor der Partie erzielt Plea (r., 7.), Steffen trifft für die "Wölfe" zum 1:1 (12.). In der zweiten Hälfte bringt Hazard (48.) die "Fohlen" erneut nach vorn, ehe Weghorst (59.) mit seinem Tor den Endstand perfekt macht.
Bild: imago/DeFodi/M. Maiwald
1. FC Nürnberg - Fortuna Düsseldorf 3:0 (1:0)
Es ist das Duell der Aufsteiger. Von der 0:7-Pleite unter der Woche gegen Borussia Dortmund scheint sich Nürnberg gut erholt zu haben. Behrens per Foulelfmeter (28.), Ishak (64.) und Palacios (78.) erzielen die Tore für den Klub und sorgen für den zweiten Heimsieg. Die Gäste sind im Abschluss viel zu harmlos, als dass sie dem Gegner wirklich gefährlich hätten werden können.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Schamberger
Hertha BSC - FC Bayern 2:0 (2:0)
Na, wer hätte das gedacht? Die Hertha fügt dem deutschen Rekordmeister im Freitagsspiel die erste Niederlage dieser Saison zu – dank einer cleveren und unaufgeregten Spielweise. Ibisevic ist vom Punkt erfolgreich (23., Foulelfmeter) und Duda legt kurz vor der Pause nach (44.). Ein schönes Dankeschön an die Zuschauer - erstmals seit anderthalb Jahren ist das Olympiastadion wieder ausverkauft.
Bild: Reuters/H. Hanschke
FC Augsburg - SC Freiburg 4:1 (2:0)
Eine hartnäckige Sehnentzündung zwingt Augsburgs Stürmer Alfred Finnbogason wochenlang zur Pause. Gegen Freiburg kommt der Isländer erstmals in dieser Saison zum Einsatz und erzielt gleich drei Tore (34.Minute, 68./Foulelfmeter, 82.). Für die Führung sorgt zuvor Caiuby (19.). Freiburg hat in Augsburg keine Chance und erzielt auch kein Treffer - das von Schmid ist ein Eigentor (49.).