Im Halbfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Real Madrid und dem FC Chelsea ist der Franzose erneut die Lebensversicherung der Madrilenen. Bei Real genießt er Heldenstatus - trotz dunkler Kapitel in seiner Vita.
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Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Karim Benzema bei Real Madrid der Mann für die wichtigen Tore ist, dann ist er seit dem Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Chelsea einmal mehr erbracht. Beim 1:1 (1:1) der "Königlichen" gegen die "Blues" war es der 33-jährige Franzose, der die Partie mit einem kunstvoll erzielten Treffer in der 29. Spielminute ausglich und so eine Drangphase der Londoner beendete, die für Madrid böse hätte ausgehen können.
Chelsea war das bessere Team und schnürte Real in der ersten halben Stunde regelrecht hinten ein. Die Führung durch den ehemaligen Dortmunder Christian Pulisic in der 14. Spielminute war verdient. Chelsea hatte weitere gute Möglichkeiten, auch durch den deutschen Nationalspieler Timo Werner, und war klar bestimmend - bis Benzema traf und der Londoner Überlegenheit den Stecker zog. Nach seinem Tor verflachte die Partie. In der zweiten Halbzeit plätscherte sie fast ereignislos dahin.
Oft das 1:0, oft in der Schlussphase
Seitdem Cristiano Ronaldo, jahrelang die prägende Figur im Angriffsspiel der Madrilenen, den Klub im Sommer 2018 verlassen hat, hat Benzema dessen Rolle als Torjäger übernommen. In den beiden darauffolgenden Spielzeiten erzielte er in der spanischen Liga jeweils 21 Tore. In der vergangenen Saison war er damit entscheidend daran beteiligt, dass die Meisterschaft nach drei Jahren Durststrecke wieder an Real ging. Und auch in dieser Saison steht Benzema wieder bei 21 Toren - die Titelverteidigung ist fünf Spieltage vor dem Saisonende noch möglich.
Auffällig dabei ist, wie oft Benzema entweder das wichtige erste oder das spielentscheidende letzte Tor erzielt. So gelang ihm in den vergangenen Wochen beispielsweise kurz vor dem Abpfiff noch das Tor zum 1:1-Endstand im Stadtderby bei Atletico Madrid, außerdem der wichtige 1:0-Führungstreffer im "Clasico" gegen den FC Barcelona (Endergebnis 2:1). In der laufenden Champions-League-Saison hat er bereits sechsmal getroffen. Insgesamt steht er nun bei 71 Toren in der Königsklasse, genauso viele hat Real-Legende Raul in seiner gesamten Karriere erzielt.
Und doch definiert sich Benzemas Wert nicht nur durch das Erzielen wichtiger Tore. Der 1,85 Meter große, bullige Stürmer ist sich auch nicht zu schade, weite Wege nach hinten zu gehen, im Mittelfeld Zweikämpfe zu führen, um sich den Ball zu holen oder gar bei Freistößen und Ecken des Gegners im eigenen Fünfmeterraum zu verteidigen.
Prostitution und Erpressung
Keine Frage: Benzema hat das Zeug zum Fußballhelden - bei den Madridistas, den eingefleischten Fans von Real, genießt er diesen Status auch. Doch ist die Vita des 33-Jährigen nicht so makellos weiß, wie das Trikot, in dem er mit der Rückennummer '9' für seinen Klub aufläuft. 2012 wurde gegen Benzema und seinen Nationalmannschaftskollegen, den ehemaligen Star des FC Bayern Franck Ribéry, sowie dessen Schwager ein Strafverfahren eröffnet, weil sie mit einer minderjährigen Prostituierten Sex gehabt hatten. Der Prozess zog sich bis 2014 hin und endete schließlich mit einem Freispruch, allerdings nur, weil nicht nachgewiesen werden konnte, dass die Angeklagten sich über das wahre Alter der Prostituierten im Klaren waren. Schon damals forderten viele den Ausschluss Benzemas aus der französischen Nationalmannschaft.
Das Aus in der Equipe Tricolore kam aber erst nach einer weiteren Affäre, die in näherer Zukunft noch ernste Folgen für Benzema haben könnte: Im Juni 2015 hatte Benzema gemeinsam mit einer Gruppe Komplizen seinen Mitspieler aus der französischen Nationalelf, Mathieu Valbuena, erpresst. Man drohte Valbuena, ein intimes Sexvideo zu veröffentlichen, sollte der nicht ein "Schweigegeld" von 150.000 Euro zahlen. Die Sache flog auf, Benzema wurde Ende 2015 "wegen Mittäterschaft bei einem Erpressungsversuch" angeklagt und flog daraufhin aus Frankreichs Nationalmannschaft.
Am 20. Oktober soll nun der Prozess gegen den Angreifer von Real Madrid und vier weitere Angeklagte beginnen. Laut Staatsanwaltschaft droht Benzema neben einer wohl verschmerzbaren Geldbuße von 75.000 Euro auch eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.
Die Top-Torjäger der Champions League
In der Königsklasse des Fußballs knackt Kylian Mbappé die 50-Tore-Marke. Auch Thomas Müller trifft weiter. Beide gehören zu den zehn erfolgreichsten Torschützen der Champions-League-Historie.
Bild: Bernat Armangue/AP/dpa/picture alliance
Alfredo di Stefano - 49 Tore
Elf Jahre lang spielt der argentinische Stürmer für Real Madrid. Die Champions League heißt damals noch Europapokal der Landesmeister. Fünfmal in Serie, von 1956 bis 1960, triumphieren die "Königlichen" in der Königsklasse - nicht zuletzt dank der 49 Tore Alfredo di Stefanos. Der Argentinier, der 2014 verstirbt, gehört damals zu den besten Spielern der Welt.
Bild: picture-alliance/dpa
Thierry Henry - 50 Tore
Ein halbes Hundert Treffer in der Champions League steuert der Stürmer aus Frankreich in seiner langen Karriere bei: für die AS Monaco (7), den FC Arsenal (35) und den FC Barcelona (8). Einmal - mit Barça - gewinnt der Weltmeister von 1998 auch die Trophäe. Am Stadion des FC Arsenal steht eine Bronzestatue Henrys. Der Franzose ist Rekordtorschütze der "Gunners".
Bild: augenklick/firo Sportphoto/picture alliance
Kylian Mbappé - 50 Tore*
Der Weltmeister von 2018 aus Frankreich spielt und trifft in der Königsklasse für die AS Monaco, Paris St. Germain und Real Madrid. Seinen ersten Treffer erzielt er 2017 als 18-Jähriger im Achtelfinale für Monaco gegen Manchester City. 2020 steht er mit PSG sogar im Finale, dass der französische Top-Klub aber knapp mit 0:1 gegen den FC Bayern verliert. (*Stand 11. Dezember 2024)
Die Champions League und Thomas Müller, das scheint zu passen. Gleich bei seinem Debüt in der Königsklasse, beim 7:1 des FC Bayern gegen Sporting Lissabon im März 2009, erzielt der damals 19-Jährige den ersten seiner bislang 53 Champions-League-Treffer. Zweimal - 2013 und 2020 - gewinnt er mit den Münchenern die begehrte Trophäe. (*Stand 11. Dezember 2024)
Bild: Andreas Gebert/REUTERS
Ruud van Nistelrooy - 56 Tore
Für drei Vereine trifft der niederländische Mittelstürmer Rutgerus Johannes Martinus van Nistelrooij, wie er eigentlich korrekt heißt, in der Champions League: erst für die PSV Eindhoven (8 Tore), dann für Manchester United (35) und schließlich auch für Real Madrid (13). Zu einem Champions-League-Titel reicht es für van Nistelrooy nicht, in drei Saisons wird er aber Torschützenkönig.
Bild: Martin Rickett/empics/picture alliance
Raúl Gonzalez Blanco - 71 Tore
Raúl ist bei Real Madrid eine Legende. Der langjährige Kapitän bestreitet für die "Königlichen" so viele Spiele wie kaum ein anderer Fußballer: allein 550 Partien in der spanischen Liga und 132 in der Champions League. Dreimal gewinnt er mit Real den Titel. Fünf seiner 71 Champions-League-Tore erzielt Raúl bei seinem zweijährigen Gastspiel für den FC Schalke 04.
Bild: Daniel Ochoa de Olza/AP/picture alliance
Karim Benzema - 90 Tore
Mit 18 Jahren gelingt dem Franzosen sein erstes Champions-League-Tor für Olympique Lyon. Von 2009 bis 2023 triumphiert Benzema mit den "Königlichen" aus Madrid fünfmal in der Königsklasse. Benzema spielt nach einem Fingerbruch im Januar 2019 stets mit Handbandage - ob aus Aberglaube oder medizinischer Notwendigkeit, bleibt Spekulation. 2023 verlässt er Europa in Richtung Saudi-Arabien.
Bild: Pierre-Philippe Marcou/AFP
Robert Lewandowski - 101 Tore*
Der Ex-Bayern-Torjäger ist Champions-League-Sieger (2020) und zweimaliger Weltfußballer (2020+2021). 2020 wird somit für ihn zu einem überragenden Jahr, zudem wird er auch noch Torschützenkönig der Champions League. In seiner Karriere trifft er für Borussia Dortmund, den FC Bayern und den FC Barcelona in der "Königsklasse". (*Stand 11. Dezember 2024)
Bild: MATTHEW CHILDS/POOL/AFP
Lionel Messi - 129 Tore
Wenn der FC Barcelona sich zwischen 2004 und 2021 auf etwas verlassen kann, dann auf den Torinstinkt Lionel Messis. 120-mal trifft der Argentinier für die Katalanen in der Königsklasse, danach geht er zwei Saisons lang für PSG auf Torejagd. Sechsmal wird der achtfache Weltfußballer bester Torjäger der Champions League. Viermal holt er mit Barça den Henkelpott. Seit 2023 spielt er in den USA.
Bild: Sebastian Frej/imago images
Cristiano Ronaldo - 140 Tore
Sogar fünfmal gewinnt der Superstar aus Portugal die Champions League. Egal für wen er aufläuft, ob für Manchester United, Real Madrid oder Juventus Turin, Cristiano Ronaldo trifft zuverlässig. Souverän führt der fünfmalige Weltfußballer, der seine Karriere in Saudi-Arabien ausklingen lässt, die "ewige" Torjägerliste in Europas Königsklasse an.