Die Erfolgsstory von Reals Madrids Starstürmer Karim Benzema setzt sich fort. Der 34-Jährige erzielt den entscheidenden Treffer im brisanten Rückspiel des Champions-League-Halbfinales gegen Manchester City.
Karim Benzema erzielt per Elfmeter seinen 15. Treffer in dieser Champions-League-SaisonBild: Juan Medina/REUTERS
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Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, der Blick starr, die Gedanken leer. Karim Benzema konnte nicht glauben, dass es wirklich geschehen war. Er, der Starstürmer von Real Madrid, hat mit seinem Team im Halbfinale der Champions League in einem an Brisanz kaum zu überbietenden Spiel gegen Manchester City in der Verlängerung gewonnen. Mit 3:1 setzten sich die Königlichen am Ende gegen das Spitzenteam aus England durch. Nach der 3:4 Auswärtsniederlage in Manchester steht die Mannschaft von Carlo Ancelotti nun im Endspiel gegen den FC Liverpool am 28. Mai.
2:1 (0:0) war zuvor, nach den 90 Minuten plus Nachspielzeit, auf der Anzeigetafel im Estadio Bernabeu zu lesen. Riyad Mahrez hatte für die "Sky Blues" die Führung (73.) erzielt, was ihnen zum Weiterkommen gereicht hätte. Doch dann kam Rodrygo. Der drehte innerhalb von 88 Sekunden mit einem Doppelschlag (90.) die bereits verloren geglaubte Partie in buchstäblich letzter Sekunde für die Madrilenen.
Und natürlich war Benzema wieder einmal an diesem (Fußball-) Wunder maßgeblich beteiligt, weil er den zwischenzeitlichen Ausgleich mustergültig vorbereitet hatte. Und weil er den an ihm verursachten Elfmeter in der ersten Hälfte der Verlängerung souverän zum 3:1 (95.) verwandelte - und damit den Weg ins Endspiel für die Königlichen ebnete.
Rodrygo erzielt mit einem Doppelschlag zwei Treffer innerhalb von 88 SekundenBild: David Ramos/Getty Images
Benzema hatte alles versucht an diesem Mittwochabend in der Baustelle Bernabeu. Er ließ sich zurückfallen, versuchte von den Außenbahnen in die Mitte zu ziehen, oder er agierte als zentrale Sturmspitze. Der 34-Jährige lief so hochmotiviert wie ein junger Mann über das Feld, der noch nichts in seinem Leben gewonnen hat. Dabei hat der Franzose bereits viermal den internationalen Henkelpott gewonnen, gerade in diesen Tagen zum vierten Mal die spanische Meisterschaft und auch viermal die Klub-Weltmeisterschaft - und so weiter und so weiter. Eine Bilanz, wie sie eigentlich nur in den kühnsten Fußballträumen entstehen kann. Bei Benzema ist sie Realität.
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Stets ein Platz für Benzema
Dabei stand der Franzose lange im Schatten von Superstars wie Luca Modric, Toni Kroos und natürlich Cristiano Ronaldo, der für die Madrilenen 450 Treffer in 438 Pflichtspielen erzielt hatte und für den Benzema (immerhin) der akzeptierte Zuarbeiter war. Das hat der Franzose über viele Jahre klaglos hingenommen, seine Aufgaben ohne zu murren erfüllt.
Riyad Mahrez (r.) bringt Manchester City mit einem knallharten Schuss in FührungBild: Michael Regan/Getty Images
Benzema verstand sich stets als Teamplayer, drängte sich nie nach vorne. Selbst in diesem Traditionsklub funktioniert Fußball aber nicht als Individualsport. Deshalb fand Benzema stets seinen Platz in diesen immer sündhaft teuren Ensembles.
Bereits seit 2009 trägt er das Trikot der Königlichen. So manch ein Fan weiß erst jetzt, weshalb der Verein nie auf die Idee kam, sich von Karim Benzema zu trennen. Und es dürfte dem Spieler fast wie ein Geschenk seines Klubs erscheinen, dass er nun - im Herbst seiner Karriere - doch noch die volle Aufmerksamkeit bekommt und seine Leistungsstärke voll entfalten kann.
So viele Tore wie noch nie
Jetzt, wo er unumstrittener Stürmer Nummer eins ist, weil Trainer Ancelotti voll auf seinen Angreifer setzt und diesen sogar zum Kapitän ernannt hat, zahlt er auch zurück. "Er hat eine starke Persönlichkeit. Sein Verhalten ist beispielhaft für uns alle", lobte Ancelotti jüngst.
26 Tore in der Meisterschaft und 15 in der europäischen Königsklasse sprechen für sich. So viele Treffer wie noch nie zuvor in seiner Karriere. Seit Ronaldo den Verein verlassen hat, ist Benzemas Rolle als Leader in der Offensive fast ins Unermessliche gestiegen. Bis zu seinem Vertragsende im Sommer 2023 wird sich an seiner Führungsrolle wohl kaum etwas ändern. Gegen Manchester City hat er das in ihn gelegte vertrauen wieder einmal übererfüllt. Und im anstehenden Finale gegen den FC Liverpool kann Benzema noch weiter an seiner kaum noch zu überbietenden Saison, seiner einmaligen Karriere, arbeiten.
Die Top-Torjäger der Champions League
Robert Lewandowski ist der einzige der Top-Torjäger der Champions-League-Historie, der in dieser Saison noch in der Königsklasse dabei ist. Wer gehört noch zu den besten Torschützen?
Bild: Manu Fernandez/AP Photo/picture alliance
Erling Haaland - 49 Tore*
Im September 2019 taucht der damals 19-Jährige mit Red Bull Salzburg erstmals in der Königsklasse auf und macht direkt Eindruck: Beim 6:2-Sieg gegen KRC Genk trifft der Debütant dreimal. Zwischen 2020 und 2022 ist der Norweger für Borussia Dortmund erfolgreich. Seitdem stürmt und trifft er für Manchester City und gewinnt mit den "Skyblues" 2023 den Titel. (*Stand 17. April 2025)
Bild: Mark Cosgrove/News Images/Avalon/picture alliance
Alfredo di Stefano - 49 Tore
Elf Jahre lang spielt der argentinische Stürmer für Real Madrid. Die Champions League heißt damals noch Europapokal der Landesmeister. Fünfmal in Serie, von 1956 bis 1960, triumphieren die "Königlichen" in der Königsklasse - nicht zuletzt dank der 49 Tore Alfredo di Stefanos. Der Argentinier, der 2014 verstirbt, gehört damals zu den besten Spielern der Welt.
Bild: picture-alliance/dpa
Thierry Henry - 50 Tore
Ein halbes Hundert Treffer in der Champions League steuert der Stürmer aus Frankreich in seiner langen Karriere bei: für die AS Monaco (7), den FC Arsenal (35) und den FC Barcelona (8). Einmal - mit Barça - gewinnt der Weltmeister von 1998 auch die Trophäe. Am Stadion des FC Arsenal steht eine Bronzestatue Henrys. Der Franzose ist Rekordtorschütze der "Gunners".
Bild: augenklick/firo Sportphoto/picture alliance
Kylian Mbappé - 55 Tore*
Der Weltmeister von 2018 aus Frankreich spielt und trifft in der Königsklasse für die AS Monaco, Paris St. Germain und Real Madrid. Seinen ersten Treffer erzielt er 2017 als 18-Jähriger im Achtelfinale für Monaco gegen Manchester City. 2020 steht er mit PSG sogar im Finale, dass der französische Top-Klub aber knapp mit 0:1 gegen den FC Bayern verliert. (*Stand 17. April 2025)
Für drei Vereine trifft der niederländische Mittelstürmer Rutgerus Johannes Martinus van Nistelrooij, wie er eigentlich korrekt heißt, in der Champions League: erst für die PSV Eindhoven (8 Tore), dann für Manchester United (35) und schließlich auch für Real Madrid (13). Zu einem Champions-League-Titel reicht es für van Nistelrooy nicht, in drei Saisons wird er aber Torschützenkönig.
Bild: Martin Rickett/empics/picture alliance
Thomas Müller - 57 Tore*
Die Champions League und Thomas Müller, das scheint zu passen. Gleich bei seinem Debüt in der Königsklasse, beim 7:1 des FC Bayern gegen Sporting Lissabon im März 2009, erzielt der damals 19-Jährige seinen ersten Champions-League-Treffer. Zweimal - 2013 und 2020 - gewinnt er mit den Münchenern sogar die begehrte Trophäe. (*Stand 17. April 2025)
Bild: Andreas Gebert/REUTERS
Raúl Gonzalez Blanco - 71 Tore
Raúl ist bei Real Madrid eine Legende. Der langjährige Kapitän bestreitet für die "Königlichen" so viele Spiele wie kaum ein anderer Fußballer: allein 550 Partien in der spanischen Liga und 132 in der Champions League. Dreimal gewinnt er mit Real den Titel. Fünf seiner 71 Champions-League-Tore erzielt Raúl bei seinem zweijährigen Gastspiel für den FC Schalke 04.
Bild: Daniel Ochoa de Olza/AP/picture alliance
Karim Benzema - 90 Tore
Mit 18 Jahren gelingt dem Franzosen sein erstes Champions-League-Tor für Olympique Lyon. Von 2009 bis 2023 triumphiert Benzema mit den "Königlichen" aus Madrid fünfmal in der Königsklasse. Benzema spielt nach einem Fingerbruch im Januar 2019 stets mit Handbandage - ob aus Aberglaube oder medizinischer Notwendigkeit, bleibt Spekulation. 2023 verlässt er Europa in Richtung Saudi-Arabien.
Bild: Pierre-Philippe Marcou/AFP
Robert Lewandowski - 105 Tore*
Der Ex-Bayern-Torjäger ist Champions-League-Sieger (2020) und zweimaliger Weltfußballer (2020+2021). 2020 wird somit für ihn zu einem überragenden Jahr, zudem wird er auch noch Torschützenkönig der Champions League. In seiner Karriere trifft er für Borussia Dortmund, den FC Bayern und den FC Barcelona in der "Königsklasse". (*Stand 17. April 2025)
Bild: MATTHEW CHILDS/POOL/AFP
Lionel Messi - 129 Tore
Wenn der FC Barcelona sich zwischen 2004 und 2021 auf etwas verlassen kann, dann auf den Torinstinkt Lionel Messis. 120-mal trifft der Argentinier für die Katalanen in der Königsklasse, danach geht er zwei Saisons lang für PSG auf Torejagd. Sechsmal wird der achtfache Weltfußballer bester Torjäger der Champions League. Viermal holt er mit Barça den Henkelpott. Seit 2023 spielt er in den USA.
Bild: Sebastian Frej/imago images
Cristiano Ronaldo - 140 Tore
Sogar fünfmal gewinnt der Superstar aus Portugal die Champions League. Egal für wen er aufläuft, ob für Manchester United, Real Madrid oder Juventus Turin, Cristiano Ronaldo trifft zuverlässig. Souverän führt der fünfmalige Weltfußballer, der seine Karriere in Saudi-Arabien ausklingen lässt, die "ewige" Torjägerliste in Europas Königsklasse an.