Populismus, Terror, Fremdenhass - der Karneval der Kulturen in Berlin scheint bedeutender denn je. Denn mit seinen Tanzgruppen und Musikern aus sämtlichen Weltregionen wirbt er für Offenheit, Toleranz und Miteinander.
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Bunt, bunter, Karneval der Kulturen
Gerade in Zeiten von wachsendem Nationalismus und Populismus ist er eine wichtige Institution: der Karneval der Kulturen in Berlin. Jahr für Jahr zelebriert die Stadt mit ihm die Vielfalt und plädiert für Offenheit.
Bild: Reuters/H. Hanschke
Gruppen aus aller Herren Länder
Viele unterschiedliche Umzugsgruppen sind das Herzstück des Karnevals der Kulturen - wie etwa die Dancing Dragons, die hier einen traditionell chinesischen Drachentanz aufführen. Dabei versucht der Drache "die Perle der Weisheit" zu erlangen: Sie ist ein Sinnbild für das Streben nach Perfektion und vollkommenem Wissen. Auch in diesem Jahr ist die Gruppe mit von der Partie.
Bild: Reuters/H. Hanschke
Alemannisches Flair in der Hauptstadt
Berlin hat zwar viele Highlights - aber Karneval gehört nicht dazu. Anders sieht es da im Süden Deutschlands aus: Die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht wird in Baden-Württemberg groß begangen. Drei Rammerweible, die früher im Wald nach Holz und Beeren suchten, der Dettinger-Hob, der den Weinbau symbolisiert, und die Höllsteinhexen sind in Berlin gern gesehene Gäste..
Bild: Daniela Incoronato
Keine Schranken im Kopf
Beim Karneval der Kulturen in Berlin lösen sich alle Grenzen zwischen Nationalitäten, Geschlechtern oder Altersgruppen auf. Hier posiert Sambakönigin Sonia de Oliveira mit einem älteren Zuschauer. Gemeinsam mit ihrer Gruppe "Amasonia" tanzte sie als Maispuppe durch Berlins Straßen, um auf das durch Genmanipulation gefährdete Nahrungsmittel aufmerksam zu machen.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Gambarini
Humorvolle Plädoyers für offene Weltordnung
Auch dieser Teilnehmer hatte beim 21. Karneval der Kulturen eine politische Botschaft im Gepäck: "Abschottung verursacht Haarausfall" steht auf dem Banner. Mit ihren Kostümen in Form von Zigarettenpackungen stellt die Gruppe "Tarantella" klar: "Je mehr Isolation, desto mehr droht die Gefahr des Verlusts der eigenen kulturellen Wurzeln!". Gerade 2016 war Abschottung ein großes Thema.
Bild: Daniela Incoronato
Umzug, Straßenfest, Spielwiese
Neben dem Umzug, der für viele das Highlight beim Karneval der Kulturen sein mag, haben die Veranstalter noch eine ganze Menge anderer Schmankerl im Angebot: Karneval der Kulturen bedeutet immer auch vier Tage Straßenfest, bei dem Sounds von internationalen Bands und DJs zu hören sind, Künstler und Akrobaten auftreten und sogar Workshops rund ums Thema Nachhaltigkeit besucht werden können.
Bild: Frank Löhmer
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"Dieses Jahr ohne KdK (Anm. d. Red.: Karneval der Kulturen) wäre ein Zugeständnis an das große Alphabet, dessen, was die Welt schlechter macht, als sie sein könnte", schreibt der Veranstalter auf seiner Homepage und zählt von A wie "Alternative Fakten", über G wie "Gauland & Co." bis hin zu "K" wie "Krieg im Jemen" die unterschiedlichsten Themen auf.
Bis in den Mai 2017 hinein musste das seit 1996 alljährlich stattfindende Event allerdings um die Finanzierung zittern. Durch neue bundesrechtliche Anforderungen, wie zum Beispiel die Beauftragung von Sicherheitsdienstleistern, hatte der Karneval der Kulturen prompt 185.000 Euro mehr zu stemmen. Doch dann sicherte die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales sowie die für Kultur und Europa im letzten Moment Unterstützung zu und rettete damit den diesjährigen Karneval der Kulturen.
Auch Daniel Tietze, Staatssekretär für Integration, zeigte sich erleichtert und verwies auf die "Bedeutung und Unverzichtbarkeit" des Großereignisses gerade in diesem Jahr.
Bunte Hauptstadt - buntes Programm
Nachdem das "Zugeständnis an das Alphabet des Schlechten in der Welt" nun abgewehrt ist, kann der diesjährige Karneval der Kulturen vom 2. bis zum 5. Juni bereits zum 22. Mal stattfinden und sein Ziel verfolgen, die Vielfalt Berlins widerzuspiegeln. Immerhin leben in der deutschen Hauptstadt Menschen aus mehr als 180 Staaten.Höhepunkt des viertägigen Festes ist der Straßenumzug durch Berlins Multikulti-Stadtteil Kreuzberg am 4. Juni. Bei 63 teilnehmenden Gruppen wird mit Sambatänzern, Trommlern oder Stelzenläufern reichlich Abwechslung für Augen und Ohren geboten. Beim Straßenfest, das vom 2. bis zum 5. Juni dauert, werden über 300 Stände Essen und Kunsthandwerk aus unterschiedlichen Kulturkreisen anbieten. Auf insgesamt vier Bühnen treten außerdem zahlreiche internationale Bands und DJs auf. Dazu gibt es acht sogenannte "Music Corners", in denen Musiker in einem etwas intimeren Rahmen performen können.
Statement gegen Nationalismus
Entstanden ist der Karneval der Kulturen, nachdem Berlin nach der Wende mehr und mehr zur internationalen Stadt mutierte und zugleich nationalistische und rassistische Stimmen in den 1990er Jahren immer lauter wurden. Daraufhin rief die Stadt den Karneval der Kulturen ins Leben, um ihre Weltoffenheit ganz bewusst zu feiern. Und das tut sie bis heute.