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Karsai brüskiert die USA

10. März 2013

Die Verhandlungen der USA mit Afghanistan über den Abzug 2014 sind spannungsgeladen. Da muss sich der neue Pentagon-Chef Hagel in Kabul einiges anhören. Und Präsident Karsai sorgte wieder einmal für große Verwirrung.

Hamid Karsai, Präsident Afghanistans (foto: REUTERS)
Bild: REUTERS

Hat der afghanische Präsident Hamid Karsai den USA wirklich vorgeworfen, heimlich mit den islamistischen Taliban gemeinsame Sache zu machen? Die beiden jüngsten Selbstmordattentate in Kabul und Chost mit 19 Toten hätten Terroristen "im Dienst" der USA begangen und mit Blick auf das Abzugsdatum 2014, sagte Karsai am Sonntag in einer Fernsehansprache. Die Bevölkerung solle den Eindruck bekommen, dass die Sicherheitslage dramatisch schlechter würde, wenn die NATO-Kampftruppen wie derzeit geplant 2014 abziehen.

Außerdem berichtete Karsai vorwurfsvoll, die Amerikaner verhandelten im Golf-Emirat Katar quasi täglich mit den Taliban. Dabei kritisierte er, Washington betrachtete die aufständischen Islamisten nicht länger als Feind, sondern als Gesprächspartner. Die USA bekämpfen die Taliban zwar weiterhin militärisch, befürworten aber zugleich Friedensgespräche, um eine politische Lösung für den Hindukusch zu finden. Ein Taliban-Sprecher dementierte neue Verhandlungen mit den USA.

In delikater Mission am Hindukusch: Der neue Pentagon-Chef HagelBild: Reuters

Auftritt mit Hagel abgesagt

Ein Sprecher des neuen US-Verteidigungsministers Chuck Hagel, der momentan in Kabul zu Gast ist, beeilte sich zu versichern, die US- und die afghanische Regierung "teilten die gemeinsame Auffassung", dass es sich "bei den Taliban um Feinde" handele. Aus der Kabuler US-Botschaft hieß es: "Die Taliban setzten die Gespräche mit den USA im März 2012 aus".

Minister Hagel und Karsai sagten unmittelbar nach der Fernsehansprache eine für Sonntag geplante Pressekonferenz ab - offiziell wegen Sicherheitsbedenken. Die beiden wollten nun lediglich privat zusammenkommen, hieß es von US-Seite. Pentagon-Sprecher George Little beteuerte, die Absage stehe nicht in Zusammenhang mit den kritischen Aussagen Karsais.

Dieser hat wiederholt durch brisante Äußerungen für Verstimmungen gesorgt, was meist erklärt wird mit dem Bemühen Karsais um Anerkennung bei bestimmten einflussreichen politischen Führern oder Clans in Afghanistan. Jüngst hatte er so zum Beispiel die NATO brüskiert mit Erklärungen, die westlichen Truppen seien Besatzer.

Ultimatum an US-Soldaten

Karsai verhandelt mit den USA und der NATO darüber, wie viele Soldaten nach 2014 noch im Land bleiben sollen. Der Präsident betonte, dass die afghanische Führung dafür die Bedingungen festlege. "Wir sagen ihnen, wo wir sie brauchen und wofür. Sie müssen unsere Gesetze einhalten und die Souveränität unseres Staates respektieren", so seine forsch vorgetragenen Ansprüche.

Karzai hatte den US-Truppen vorgeworfen, in Folter und Tötungen verstrickt zu sein. Sein Büro ordnete an, ausländische Soldaten dürften ab sofort keine Universitäten und Hochschulen mehr betreten. Vor allem stellte Karsai den US-Spezialeinheiten in Wardak ein Ultimatum, zu dem diese die Provinz verlassen haben sollten. Das Ultimatum läuft noch während des Hagel-Besuchs am Hindukusch ab.

SC/ml (APE, afpe, dpa, rtre)

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