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Politik

Anrainer teilen Meeresboden auf

12. August 2018

Nach 27 Jahren haben sich die Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres auf eine neue Aufteilung des Meeresbodens geeinigt. Ist der Weg jetzt frei für eine intensivere Öl- und Gasförderung? Experten sind skeptisch.

Aktau, Kasachstan, am Kaspischen Meer
Bild: picture alliance/Sputnik/dpa/O. Golovko

Es geht um wertvolle Bodenschätze und geopolitische Einflusssphären. Seitdem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 sind auch rund um das Kaspische Meer vier neue Staaten aus ehemaligen Sowjetrepubliken entstanden: Russland, Turkmenistan, Kasachstan und Aserbaidschan. Zusammen mit dem fünften Anrainer - dem Iran - verhandeln die Länder nun seit fast drei Jahrzehnten darüber, wie das größte Binnengewässer der Welt aufgeteilt werden soll - auf untergeordneter Ebene gab es seit 1991 mehr als 50 Treffen zwischen den Anrainern.

Jetzt gibt es eine Einigung: Auf ihrem Gipfeltreffen im kasachischen Küstenort Aktau haben sich die Staatschefs im Grundsatz auf eine Aufteilung des rohstoffreichen Sees geeinigt - sie unterzeichneten eine entsprechende Übereinkunft. Damit ist der Weg frei für eine stärkere Förderung von Erdöl und Gas in der Region. Allerdings seien noch weitere Absprachen nötig, um den Meeresgrund abzustecken, sagte der iranische Präsident Hassan Rohani. Die Aufteilung des Meeresbodens ist wirtschaftlich entscheidend für die Ausbeutung der großen Mengen an Öl und Gas, die unter dem Kaspischen Meer lagern. Zudem hängt davon ab, auf welchen Wegen Pipelines durch das "Meer" gebaut werden können.

Turkmenistan will Gas nach Europa liefern

So ist Turkmenistan am Ostufer des Meeres daran interessiert, seine Energieressourcen über Aserbaidschan nach Südeuropa liefern zu können. Europa könnte dadurch unabhängiger von russischem Gas werden. Russland hatte in der Vergangenheit den Bau einer transkaspischen Pipeline von Turkmenistan nach Aserbaidschan zu verhindern versucht, um seine Position als Gaslieferant für Europa zu wahren.

Der kaspische Gipfel in AktauBild: AFP/Getty Images/A. Nikolsky

Experte Ashley Sherman von der Beratungsfirma Wood Mackenzie bezeichnet die Unterzeichnung der Vereinbarung als Meilenstein für die Region. Nun könnten Projekte wieder aufgegriffen werden, die auf Eis liegen. Allerdings sei nicht damit zu rechnen, dass die Produktion rasch steige, weil die umstrittenen Felder deutlich kleiner seien als die bereits erschlossenen Riesen-Fördergebiete. Die Erdölvorkommen in der Region werden auf 50 Milliarden Fass Rohöl geschätzt, die Erdgasreserven auf 300 Billionen Kubikmeter.

Iran möglicher Verlierer des Geschäfts

Der Iran bekommt in dem Abkommen den kleinsten Teil des Meeresbodens zugesprochen und gilt als möglicher Verlierer des Geschäfts. Hasan Rohani nannte die Vereinbarung dennoch ein "wichtiges Dokument", welches allerdings nicht alle Meinungsverschiedenheiten kläre. Der iranische Präsident lobte ausdrücklich eine Klausel des Abkommens, die es Nicht-Anrainern untersagt, Streitkräfte auf dem Kaspischen Meer einzusetzen. "Das Kaspische Meer gehört ausschließlich den Kaspischen Staaten", sagte er.

nob/AR (dpa, rtr, afp)

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