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Reise

Kassel im Zeichen der documenta

9. Juni 2017

Ab Samstag kann man sich 100 Tage lang die documenta in Kassel anschauen. Alles zu sehen dürfte schwierig werden, die Ausstellung ist über die ganze Stadt verstreut. Hier eine Auswahl: 

Deutschland documenta 14 Temple of books von Marta Minujin
Bild: Reuters/K. Pfaffenbach

Der gigantische "Parthenon der Bücher" von der Künstlerin Marta Minujin auf dem Friedrichsplatz ist nicht zu übersehen. Bescheidener in den Ausmaßen, aber mindestens ebenso gelungen ist das Betonröhren-Haus von Hiwa K vor der documenta-Halle, eines von vielen Kunstwerken zum Thema Flucht.

"Der Parthenon der Bücher" und das FridericianumBild: DW/U. Sommer

Im Fridericianum, wo die Sammlung des Athener Museums für zeitgenössische Kunst präsentiert wird, lohnt es sich, ganz nach oben zu steigen, um das zerborstene gläserne Flaggen-Meer von Costas Varotsos zu sehen. Ein Stockwerk tiefer zischt es gruselig in Mona Hatoums verrottender Fabrik.

Neue Galerie: Installation von Maria EichhornBild: documenta 14/Maria Eichhorn/VG Bild-Kunst/Mathias Völzke

In der Neuen Galerie erforscht und dokumentiert Maria Eichhorn die Enteignung von jüdischem Besitz. Als Beispiel dient ein raumhohes Regal mit unrechtmäßig erworbenen Büchern. Piotr Uklanski empfängt die Besucher mit einer Wand aus Porträts von "Real Nazis". Eine Scheinhinrichtung gehört zu den provokativsten Arbeiten der documenta. Mit Plastik-Maschinengewehren können Besucher im Kasseler Stadtmuseum auf die Performance-Künstlerin Regina José Galindo zielen.  

Der Hingucker in der documenta-Halle sind Guillermo Galindos Musik-Instrumente, die in Bootswracks hineingebaut sind, ganz am Ende der Halle. Vorher lohnt sich ein Abstecher nach links zu den geisterhaften Gemälden von Miriam Cahn.

Herausragend ist die riesige Bild-Sound-Video-Arbeit von Theo Eshetu und der Vorhang aus Rentierschädeln von Maret Anne Sara gleich in der Eingangshalle der Neuen Hauptpost, einer der spannendsten Schauplätze dieser documenta.

Überall unterwegs in Kassel sind Seifen-Verkäufer. Otobong Nkanga hat in Griechenland schwarze Seife produzieren und nach Kassel bringen lassen, wo sie verkauft wird, um weitere Seifen-Produktion zu finanzieren. 

Röhrenhaus von Hiwa KBild: DW/S. Dege

Augen auf! Manchmal werden Sie Kunst nicht als solche erkennen. Menschen, die auf Stufen lümmeln, können erschöpfte Besucher sein oder zur Performance "Staging" von Maria Hassabi gehören. Sich an einem Tesastreifen entlang tasten, an brummenden Bildern lauschen, über eine leere Bühne laufen - ist in Kassel für 100 Tage alles Kunst.

Sandra Trauner, dpa

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