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Politik

Kassenarztchef Gassen warnt vor Panikmache

1. Juli 2021

Die Delta-Variante des Coronavirus macht sich auch in Deutschland breit. Doch die Reaktionen darauf hält Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, für unangemessen und teilweise für "hysterisch".

Andreas Gassen
Mediziner Andreas Gassen warnt: Die Bundesregierung verspiele das Vertrauen in der Bevölkerung Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hat die Diskussion über schärfere Regelungen zum Schutz vor der Ausbreitung der Delta-Virusvariante als unverantwortliche Panikmache kritisiert. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte Gassen, er halte die Debatte derzeit "für in Teilen fast schon hysterisch. Es ist unverantwortlich, immer wieder mit Endzeitszenarien zu operieren". Die Bevölkerung habe ein Anrecht darauf, dass man sich seriös mit allen neuen Entwicklungen der Pandemie auseinandersetze und mit angemessener Ruhe und Vorsicht reagiere.

Delta Ende Juli die dominierende Mutante 

Die Delta-Variante dürfte nach seinen Worten schon Ende Juli die dominierende Mutante in Deutschland sein. Delta sei ansteckender, aber nach heutigen Erkenntnissen wohl nicht wesentlich gefährlicher als die bisherigen Varianten, erläuterte er.

Es könne durchaus sein, dass die Infektionszahlen wieder steigen, so der Kassenarztchef weiter. Aber es gebe bisher keine fundierten Hinweise darauf, dass dadurch auch der Anteil der schweren Erkrankungen wieder steige, zumal "Geimpfte zuverlässig geschützt sind", betonte der 58-Jährige.

Reisezeit nun auch am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) Bild: Jens Kalaene/dpa/picture alliance

Gassen plädierte zudem dafür, die Quarantäne für vollständig geimpfte Reiserückkehrer aus sogenannten Virusvariantengebieten zu streichen. "Wir wissen, dass vollständig Geimpfte auch gegen Delta hervorragend geschützt sind. Daher darf man nicht alles über einen Kamm scheren", argumentierte er. Die Bundesregierung sei dabei, Vertrauen in der Bevölkerung zu verspielen.

Gegen Impfung von Kindern und Jugendlichen

Der Mediziner warnte auch eindringlich davor, Druck auf die Ständige Impfkommission (STIKO) auszuüben, angesichts der Verbreitung der Delta-Mutante nun doch eine Empfehlung zur Impfung der Zwölf- bis 17-Jährigen auszusprechen. Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen sei das Gesundheitsrisiko bei einer Impfung höher als bei einer Corona-Erkrankung. Gassen erinnerte an die aufgetretenen Herzmuskelentzündungen bei Jungen im Teenageralter in den USA und Israel nach einer Impfung mit mRNA-Vakzinen.

Impfangebot für Studenten geplant

Die Bundesregierung will unterdessen den Studierenden bald etwas mehr Normalität ermöglichen. Denn im Gegensatz zu den Kindern, die wieder in die Schulen dürfen, läuft bei den Studenten nach wie vor alles nur digital.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im April mit Studenten in der wiedereröffneten Staatsbibliothek zu Berlin Bild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Kanzleramtsminister Helge Braun kündigte den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft sowie der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" spezielle Impfangebote für Studierende im Herbst an. "Zwischen Bund und Ländern haben wir beispielsweise abgesprochen, zum Semesterstart an den Universitäten leicht zugängliche Impfangebote zu machen", sagte er.

Nach aktuellen Daten des Robert-Koch-Instituts vom Donnerstagmorgen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen derzeit bundesweit bei 5,1. Der Anteil der Delta-Variante an allen Neuinfektionen lag Mitte Juni bei mehr als einem Drittel. Laut Bundesgesundheitsministerium sind 36,5 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen das Coronavirus geimpft.

se/rb (epd, dpa, afp, rnd)

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