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Politik

"Wir sind alle Spanien"

8. Oktober 2017

Eine Woche nach dem katalanischen Unabhängigkeitsreferendum geht der Streit darum unvermindert weiter. Nun sind Abspaltungsgegner in Barcelona auf die Straße gegangen, mit Transparenten wie "Wir sind alle Spanien".

Spanien Tausende protestieren gegen Unabhängigkeitspläne in Katalonien
Bild: picture-alliance/dpa/N. Carvalho Ochoa

Barcelona bleibt Protesthochburg: An diesem Sonntag bestimmen hunderttausende Abspaltungsgegner das Geschehen in der katalanischen Regionalhauptstadt. Der zentralen Urquinaona-Platz verwandelte sich in ein Meer aus rot und gelb. Die Demonstranten schwenkten sowohl spanische als auch katalanische Fahnen, sangen dabei "Viva España" und demonstrierten gegen eine Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien.

Redner auf der Kundgebung war Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa. Er sagte, die spanische Demokratie werde jeder "Unabhängigkeitsverschwörung" standhalten. Nationalisten hätten in der Geschichte "die größten Schäden" angerichtet. Seinen einstigen Wohnort Barcelona würdigte der 81-Jährige als weltoffene "Kulturhauptstadt Spaniens".

Nobelpreisträger Vargas Llosa: "Unabhängigkeitsverschwörung"Bild: Reuters/G. Fuentes

Zu der Kundgebung unter dem Motto "Es reicht! Lasst uns zur Vernunft zurückkehren" hatte das Bündnis "Katalanische Zivilgesellschaft" aufgerufen, eine Organisation, welche die Unabhängigkeitsbestrebungen ablehnt. "Wir haben vielleicht zu lange geschwiegen", sagte einer der Demonstranten, der 44-jährige Maler Alejandro Marcos. "Die Einheit Spaniens steht nicht zur Wahl - sie muss verteidigt werden", hieß es auf einem Schild der Demonstranten, die teilweise auch aus anderen Landesteilen nach Barcelona gereist waren.

Unterstützung für Guardia Civil

Kurz vor Beginn der Großkundgebung zogen bereits rund tausend Unabhängigkeitsgegner vor den Sitz der Guardia Civil in Barcelona. Lautstark brachten sie am Sonntagvormittag ihre Unterstützung für die staatliche Polizeieinheit zum Ausdruck. Seit dem teils gewaltsamen Vorgehen gegen das von der spanischen Justiz verbotene Unabhängigkeitsreferendum am vergangenen Sonntag steht die Guardia Civil in der Kritik.

Abspaltungsgegner in Barcelona: Ein Meer aus rot und gelbBild: picture-alliance/dpa/N. Carvalho Ochoa

Nach Angaben der separatistischen Regionalregierung wurden bei den Polizeiaktionen zur Verhinderung der Abstimmung knapp 900 Menschen verletzt. Die Unterstützer der Guardia Civil schwenkten an diesem Sonntagvormittag unzählige spanische Fahnen und skandierten: "Ihr seid nicht allein!", "Ich bin Spanier, Spanier, Spanier", "Viva España" und "Das ist unsere Polizei".

Rajoy weiter unnachgiebig

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy gibt sich in dem Unabhängigkeitsstreit weiter unnachgiebig. Er kündigte in einem Zeitungsinterview an, er werde "sicherstellen", dass eine Unabhängigkeitserklärung Kataloniens "zu nichts führen wird". "Ich schließe nichts aus", sagte Rajoy der Zeitung "El País" auf die Frage, ob die Zentralregierung in Madrid Artikel 155 der Verfassung anwenden könnte. Sie gilt als sogenannte nukleare Option und wurde noch nie angewandt. Denn damit könnte Madrid die Regionalregierung in Barcelona entmachten und Katalonien die Teilautonomie entziehen.

Ministerpräsident Rajoy: "Ich schließe nichts aus"Bild: Getty Images/P. Blazquez Dominguez

 "Aber ich muss die Dinge zur rechten Zeit machen", fügte Rajoy hinzu. Mit Blick auf die katalanische Führung sagte er, es sei "noch immer Zeit", zurückzurudern und eine harte Reaktion Madrids zu verhindern. Rajoy wiederholte zudem seine Weigerung, "über die Einheit des Landes zu verhandeln". Madrid führe "keine Gespräche unter Drohungen".

Am Samstag waren in verschiedenen Städten des Landes tausende Spanier auf die Straße gegangen und hatten von den Regierenden in Madrid und Barcelona gefordert, miteinander zu sprechen.

"Verteidigung der Verfasssung"

In seiner unnachgiebigen Haltung bekommt der konservative Rajoy Unterstützung von Felipe González, einem seiner sozialistischen Amtsvorgänger. "Ich hätte den Artikel 155 angewendet, um die Verfassung zu verteidigen", sagte Gonzáles am Samstag bei einem Besuch in Berlin. Dies hätte schon geschehen müssen, als das vom Verfassungsgericht für illegal erklärte und am vergangenen Sonntag dennoch abgehaltene Referendum von der Regionalregierung angesetzt wurde, fügte der 75-Jährige hinzu.

Bei der Volksabstimmung hatten nach Angaben der katalanischen Regionalregierung 90 Prozent der Teilnehmer für eine Abspaltung von Spanien gestimmt. Die Wahlbeteiligung lag allerdings nur bei 43 Prozent.

AR/fab (afp, dpa, rtr)

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