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Politik

Katarina Barley: Die "Universalwaffe" der SPD

10. März 2018

Sie ist promovierte Juristin, hat als Richterin gearbeitet, war SPD-Generalsekretärin, Familien- und zuletzt auch Arbeitsministerin. Jetzt übernimmt die 49-jährige das Justizressort. Ein Porträt von Sabine Kinkartz.

Deutschland | Bundesfamilienministerin Katarina Barley
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Man kann einen Menschen auf mehrere Arten beschreiben. Zum einen über seinen formalen Lebenslauf. Katarina Barley wurde am 19. November 1968 in Köln als Tochter einer Deutschen und eines Briten geboren. Sie studierte Rechtswissenschaften in Marburg, Paris und Münster. Die promovierte Juristin arbeitete als Rechtsanwältin in Hamburg und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht. Sie war Richterin am Landgericht Trier und am Amtsgericht Wittlich.

Parallel dazu heiratete Katarina Barley und bekam zwei Kinder. 2008 wurde sie Referentin im Justizministerium in Mainz. Dort arbeitete sie, bis sie 2013 als Abgeordnete für die SPD in den Bundestag einzog. 2015 wurde sie Generalsekretärin ihrer Partei, im Juni 2017 übernahm sie das Bundesfamilienministerium von Manuela Schwesig, die als Ministerpräsidentin nach Mecklenburg-Vorpommern wechselte.

Am 2. Juni mit der Ernennungsurkunde zur Familienministerin und Bundespräsident Frank-Walter SteinmeierBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Nach der Bundestagswahl kam zusätzlich das Arbeitsministerium hinzu, das Barley geschäftsführend übernahm, um ihre Parteikollegin Andrea Nahles zu ersetzen, die an die SPD-Fraktionsspitze wechselte. 

So beliebt, dass es für einen Fanclub reicht

Wer mehr über Katarina Barley wissen möchte, wen der Mensch hinter der Politikerin interessiert, dem sei ein Blick auf den Kurznachrichtendienst Twitter empfohlen. Unter dem Hashtag #stilllovingkatarina schreiben dort ihre Fans und Bewunderer, die unbedingt wollen, dass ihr Idol weiter politische Karriere macht. Dass sie sich darüber freut, daraus macht die 49-Jährige keinen Hehl. Sie gilt als unverstellt und natürlich, als klug, offen und umgänglich. Man könne einfach nicht anders, als sie sympathisch zu finden, heißt es. Mit ihrer Art hat sie auch das Herz der SPD erreicht, in der sie moderat links angesiedelt ist.

Für das Amt der SPD-Generalsekretärin reichte das aber nicht aus. Zu wenig Attacke, zu wenig Durchsetzungsvermögen, so lautete die Kritik, die immer lauter wurde, als der Bundestagswahlkampf von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz im Frühling 2017 nach einem ersten Hoch ins Stocken geriet. Im Juni bot sich ein Personalwechsel an. Es galt, eine SPD-Ministerin zu ersetzen. Barley übernahm den Job und machte im Willy-Brandt-Haus Platz für den neuen SPD-Generalsekretär Hubertus Heil.

Ministerin auf Zeit, aber präsent

Obwohl der Wechsel drei Monate vor der Bundestagswahl stattfand, der Ministerposten also erst einmal nur vorübergehend zu besetzen war, begriff Barley ihn als Chance. Immer wieder meldete sich die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wie das Amt offiziell heißt, zu Wort. Sei es in der #MeToo-Debatte, als sie nicht nur eine "Kultur des Schweigens" auch im deutschen Filmgeschäft ausmachte und "rückhaltlose Aufklärung" im Fall des Regisseurs Dieter Wedel forderte. Barley kritisierte auch Sexismus im politischen Alltag.

Nach der Bundestagswahl übernahm Katarina Barley zusätzlich das Bundesarbeitsministerium, weil Andrea Nahles an die Spitze der SPD-Bundestagsfraktion wechselte - geschäftsführend nur, bis zur Bildung der neuen Regierung.

Im Januar 2018 fordert Barley eine Debatte über Sexismus und GewaltBild: picture alliance/dpa/K. Nietfeld

Grundsätzlich aber hat Katarina Barley stets signalisiert, dass sie auch in der neuen großen Koalition gerne Ministerin bleiben würde. Sie sei die "Universalwaffe" der SPD, sagte sie noch vor Kurzem. Sie könne Familienministerin bleiben oder Arbeitsministerin, oder stünde natürlich auch als Außenministerin zur Verfügung. Das war in den Augen vieler etwas zu dick aufgetragen, auch wenn der Sprecher der Ministerin sich beeilte, von einer ironisch-witzigen Bemerkung im Rahmen eines politischen Aschermittwochs zu sprechen.

Ministerin mit großem Etat

Tatsächlich hat Katarina Barley schon immer versucht, sich thematisch breit aufzustellen. Auf ihrer Webseite finden sich unter "Standpunkte" die Themen Soziales, Familie, Rente, Gesundheit, Demographie, Europa, Energie und Verkehr. Europa hat es Barley sicherlich auch wegen ihres familiären Hintergrunds angetan. Obwohl sie nie in England gelebt hat, begreift sie sich sowohl als Deutsche als auch als Britin, in erster Linie aber als Europäerin.

Sigmar Gabriel hat ihre Karriere befördert, er wird im neuen Kabinett fehlenBild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger

Ihre beiden Staatsangehörigkeiten hätten sich nicht nur auf ihr ganzes Leben ausgewirkt, sondern auch ihre Grundeinstellungen geprägt, schreibt sie in "Migrationsgeschichten aus dem Bundestag", eine Aufsatzsammlung, die der frühere grüne Abgeordnete Özcan Mutlu herausgegeben hat. Darin erfährt man übrigens auch, dass die meisten Deutschen den Nachnamen "Barley", der übersetzt "Gerste" heißt, falsch aussprechen (das "ey" wie "ei").

Nun wird die 49-jährige Justizministerin. Sie übernimmt das Amt von ihrem Parteikollegen Heiko Maas, der ins Außenamt wechselt. Barley wird sich mit dem im Koalitionsvertrag angekündigten "Pakt für den Rechtsstaat" beschäftigen müssen. Der Umgang mit Cybersicherheit oder der Opferschutz sind da nur zwei Schlagwörter. Im neuen Amt wird sie aber auch so etwas wie ein natürlicher Widerpart zu CSU-Chef und Innenminister Horst Seehofer sein. Etwa wenn es um Konflikte zwischen Sicherheitspolitik und Bürgerrechten geht. 

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