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Literatur

Frostenson verlässt Schwedische Akademie

18. Januar 2019

Das Image ist ramponiert, die Schwedische Akademie weiter heillos zerstritten. Als Folge des Skandals um den Literaturnobelpreis tritt jetzt auch die umstrittene Lyrikerin Frostenson aus der Schwedischen Akademie aus.

Katarina Frostensson, Jean Claude Arnault
Bild: picture-alliance/IBL Schweden

Monatelange hatten die erbitterten Streitereien hinter den Kulissen der Schwedischen Akademie, die jedes Jahr den Literaturnobelpreis vergibt, die Weltöffentlichkeit beschäftigt. Jetzt wurden Konsequenzen angekündigt, die die geforderte personelle Erneuerung der Akademie möglich machen.

Akademiemitglied Katarina Frostenson (65) wird ihren Platz als Mitglied der Akademie räumen und mit sofortiger Wirkung zurücktreten. Das gab das Literaturnobelpreis-Gremium am Freitag (18.01.2019) bekannt.

Den Entschluss hat die Lyrikerin selbst gefasst. Der Druck der Öffentlichkeit war offenbar zu groß geworden. Sie stand mit im Mittelpunkt der massiven #MeToo-Vorwürfe gegen die ehrwürdige Akademie, die sich gegen ihren Ehemann, den Regisseur Jean-Claude Arnault, richteten. In der Folge der Enthüllungen war es zu einem handfesten Skandal gekommen.

Gefängnisstrafe für Jean-Claude Arnault (hier 2018 nach der Anhörung vor Gericht)Bild: Reuters/J. Henriksson

Verurteilung wegen Vergewaltigung

Acht Frauen hatten Arnault vor einem Jahr wiederholte sexuelle Belästigung vorgeworfen. Nach einer internen Untersuchung der Vorwürfe musste die Akademie damals "unakzeptables Verhalten in Form von unerwünschter Intimität" von Seiten Jean-Claude Arnaults einräumen. 2018 wurde die Verleihung des Literaturnobelpreises auf Grund des Skandals kurzfristig abgesagt und vorerst für ein Jahr ausgesetzt.

Im Oktober war Arnault von einem Stockholmer Gericht wegen Vergewaltigung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hatte das Urteil zwei Monate später bestätigt. Damit ist es rechtskräftig.

Ein weiterer schwerer Vorwurf gegen sie war, dass Katarina Frostenson die Gewinner des Literaturnobelpreise vorab ausgeplaudert und ihrem Mann Jean-Claude Arnault die jeweiligen Namen verraten habe. Damit verstieß sie gegen die strikte Geheimhaltungspflicht aller Akademiemitglieder. Die Schwedische Akademie wirft dem Ehepaar außerdem vor, sich selbst über einen Kulturverein Fördergelder zugeschanzt zu haben. Eine Anklage wegen Korruption wurde aber wegen Mangels an Beweisen fallen gelassen. 

Entschädigung für Kristensen

Die Mitglieder der Schwedischen Akademie werden auf Lebenszeit gewählt und können nicht entlassen werden. Mit Frostenson konnte jetzt außergerichtlich eine Lösung gefunden werden: Sie bekommt von der Akademie monatlich eine Entschädigungszahlung von 12.875 schwedischen Kronen (ca. 1250,- Euro). Und sie darf weiterhin in der Wohnung leben, die sie als Akademiemitglied zur Verfügung gestellt bekam und auf Dauer gemietet hatte. Begründet wurde diese großzügige Einigung mit dem Verweis auf die langjährigen Verdienste Frostensons. Seit 1992 gehörte sie der Akademie an.

2009 war die Welt noch in Ordnung: Damals erhält Herta Müller den LiteraturnobelpreisBild: Imago/Kamerapress

Externe Berater für Literaturnobelpreisvergabe

Der Skandal um den Literaturnobelpreis hatte im letzten Jahr zu heftigem internen Streit und zu zahlreichen Rücktritten geführt. Am Schluss wurde entschieden, die Vergabe des renommierten Preises für 2018 auszusetzen. Insgesamt acht Mitglieder mussten die Akademie verlassen oder legten von sich aus die Arbeit nieder. Das internationale Ansehen der Akademie nahm dadurch schweren Schaden.

Inzwischen ist ein Neuanfang gemacht. Im November 2018 wurden fünf neue Mitglieder in ein neu eingerichtetes Komitee berufen, das von ebenfalls fünf Mitglieder der Schwedischen Akademie komplettieren wird. Zusammen entscheiden die zehn Jurymitglieder, welcher Schriftsteller den nächsten Literaturnobelpreis bekommen wird. Über das Entscheidungsverfahren wurde bislang nichts Konkretes bekannt.

Zwei Schriftsteller, Gun-Britt Sundström und Kristoffer Leandoer, die Literaturkritikerinnen Rebecka Kärde und Mikaela Blomqvist und der Übersetzer Hendrik Petersen gehören diesem Komitee an. Mitentscheiden werden sie über die Vergabe des begehrten Literaturpreises für 2019 und 2020 und auch für den ausgesetzten Jahrgang 2018. Mit der Benennung der externen Berater kommt die Akademie einer Forderung der Nobelstiftung nach.

Der Literaturnobelpreis wird alljährlich im Oktober verliehen und ist mit einem Preisgeld von acht Millionen Schwedischen Kronen (ca. 778.000,- Euro) dotiert. Gestiftet hat ihn der schwedische Forscher und Chemiker Alfred Nobel als einen von fünf Nobelpreisen. Der letzte Preisträger war 2016 der Poet und Sänger Bob Dylan.

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