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Katars Internationalmannschaft

27. Januar 2015

Katar ist in die erweiterte Handball-Weltspitze vorgestoßen. Im Viertelfinale wartet nun das deutsche Team. Hinter dem Erfolg Katars steckt einerseits eine offensive Einbürgerungspolitik, aber auch noch etwas mehr.

Handballspieler Katars (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Heimken

Bertrand Roine spielte einst für Frankreich bei der EM, Schlussmann Goran Stojanovic kommt aus Montenegro, Zarko Markovic ebenfalls, der zweite Torhüter Danijel Saric aus Bosnien. Die Wurzeln von Borja Vidal liegen in Spanien, Hassan Mabrouk war Ägypter und Rafael Capote stammt aus Kuba. Mit Hilfe einer offensiven Einbürgerungskampagne hat sich WM-Gastgeber Katar in den vergangenen Jahren eine schlagkräftige Handball-Nationalmannschaft zusammengestellt - oder besser gesagt, eine Internationalmannschaft. Nur vier gebürtige Kataris stehen im Kader. Das Team ging immerhin als Asienmeister ins Heimturnier und fordert nun im Viertelfinale am Mittwoch (ab 16.30 Uhr MEZ im DW-Liveticker) das deutsche Team heraus.

"Die können mit jeder europäischen Mannschaft mithalten. Da werden wir gut spielen müssen, um etwas zu holen", lobte auch der deutsche Bundestrainer Dagur Sigurdsson den Gegner einen Tag vor dem Spiel. Eine beachtliche Entwicklung, denn einst wurden die Kataris als Punktelieferant belächelt, inzwischen sind sie als Favoritenschreck gefürchtet: Als drittes nicht-europäisches Team nach Ägypten 2001 und Tunesien 2005 will Katar nun in die Medaillenrunde einer WM einziehen. "Wir werden auch im nächsten Spiel wieder 100 Prozent geben", sagte Rückraumspieler Markovic.

Steiler Aufstieg

Vor zwei Jahren in Spanien stand Platz 20 zu Buche, 2011 in Schweden und 2009 in Kroatien war Katar gar nicht dabei und als Deutschland 2007 Weltmeister wurde, reichte es für Katar nur zum 23. und vorletzten Platz. Diesmal stellten die Kataris schnell klar, dass sie im eigenen Land nicht angetreten waren, um erneut einen der hinteren Plätze zu belegen. "Ich glaube, sie kommen ins Viertelfinale, vielleicht auch ins Halbfinale", prophezeite Spaniens Weltmeister Joan Canellas, der beim Bundesligisten THW Kiel spielt, nachdem er in der Vorrunde mit Spanien gegen Katar gewinnen konnte. "Sie sind eine gute Mannschaft mit guten Spielern, auch wenn die vielleicht nicht so bekannt sind." Die zahlreichen Einbürgerungen sieht Canellas nicht als Problem an: "Wenn sie das machen können, warum nicht", sagt er.

Valero Rivera, Weltmeistertrainer des spanischen Teams, ist jetzt für die katarische Mannschaft verantwortlichBild: picture-alliance/dpa/D. Azubel

Doch allein dies ist noch keine Erfolgsgarantie. Auch im Umfeld des Nationalteams wurde alles für den Aufstieg getan. Mit Valero Rivera wurde der spanische Trainer verpflichtet, der 2013 seine Landsleute zum WM-Titel geführt hatte. Rivera brachte nicht nur sein Knowhow vom WM-Sieg mit, sondern auch das Funktionsteam. "Er ist einer der besten Trainer der Welt und hat ein tolles Team aufgebaut, taktische Disziplin eingeführt und die individuellen Stärken der Spieler verbessert", lobt Frankreichs Olympiasieger-Trainer Claude Onesta. Die Mannschaft Katars trainiert bereits seit August zusammen - ein Vorteil, den es für die eigentlichen Turnierfavoriten aus Europa nicht gibt. "Sie haben sich fast acht Monate vorbereiten können", sagt Canellas.

Lukrative Verträge

Zudem ist das Geld ein nicht zu verachtender Faktor. Wie Goran Stojanovic sind alle mit gut dotierten Verträgen bei einheimischen Clubs ausgestattet worden. Nach unbestätigten Angaben sollen die Spieler für jedes gewonnene WM-Spiel mit Prämien in sechsstelliger Höhe belohnt werden. Schon der Viertelfinaleinzug war für Katar ein Überraschungscoup. "Das ist ein riesiges Resultat für den Handball in Katar. Ich bin wirklich stolz darauf. Wir haben Geschichte in Katars Handball geschrieben", sagte der frühere Hamburger Bundesligaprofi Markovic. Geschichte, die vielleicht gegen Deutschland sogar noch fortgeschrieben wird - völlig überraschend käme es nicht mehr.

asz/sn (dpa, sid)

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