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Politik

Kaukasusrepubliken bekämpfen sich weiter

14. September 2022

Im aufgeflammten Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan schweigen am Tag nach der Vereinbarung einer Feuerpause die Waffen nicht. Schusswechsel gab es auch an einer anderen Grenze zwischen zwei Ex-Sowjetrepubliken.

Armenien | Konflikt mit Aserbaidschan
Soldaten vor einem Krankenhaus der Hauptstadt Eriwan, wo verletzte Kameraden behandelt werdenBild: Karen Minasyan/AFP/Getty Images

Am Mittwochmorgen habe es neue Zusammenstöße gegeben, meldete das armenische Verteidigungsministerium. Aserbaidschan habe bei Dschermuk dabei Artillerie, Mörser und großkalibrige Schusswaffen eingesetzt. Die Lage bleibe angespannt, erklärte das Ministerium und bekräftigte die Darstellung, dass Aserbaidschan einen Angriff auf armenisches Gebiet gestartet habe.

Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium beschuldigte seinerseits Armenien, aserbaidschanische Stellungen in der Nähe von Kelbadschar und Latschin beschossen zu haben.

Dauerkonfliktherd Kaukasus

Am Dienstag waren die schwersten Kämpfe seit dem Krieg zwischen den beiden Kaukasusrepubliken vor zwei Jahren aufgeflammt, diesmal nicht im umstrittenen Gebiet Berg-Karabach. Die Attacken trafen armenisches Kernland. Mindestens hundert Soldaten wurden insgesamt auf beiden Seiten getötet. Russland vermittelte nach eigenen Angaben eine Feuerpause, die nicht einmal einen Tag gehalten hat.

Dieses von der russischen Agentur Tass zur Verfügung gestellte Bild soll ein durch aserbaidschanischen Beschuss zerstörtes Haus im armenischen Vardenis zeigen Bild: Alexander Patrin/Tass/dpa/picture alliance

Sollte sich der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan wie vor zwei Jahren zu einem Krieg auswachsen, hätte das auch international potenziell schwerwiegende Folgen. Russland ist mit Armenien verbündet, Aserbaidschan wird vom NATO-Mitglied Türkei unterstützt. Die Region bildet zudem einen wichtigen Korridor für Öl- und Gaspipelines, weshalb sie angesichts der weltweiten Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ohnehin im Fokus steht.

Am Dienstagabend hatte das Verteidigungsbündnis der früheren Sowjetrepubliken Russland, Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan -OVKS- über den wieder aufgeflammten Konflikt beraten. Russlands Präsident Wladimir Putin nahm an der Videokonferenz teil. Dabei habe der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan um Hilfe der Militärallianz gebeten, teilte das armenische Fernsehen mit. Entschieden wurde von den OVKS-Mitgliedern nichts.

Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan will Unterstützung von der OVKSBild: Lusi Sargsyan/PHOTOLURE/AP/picture alliance

Die beiden früheren Sowjetrepubliken im Kaukasus bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Berg-Karabach. Es wird von Armeniern bewohnt, gehört aber zu Aserbaidschan. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sicherten sich armenische Kräfte in einem Krieg von 1992 bis 1994 die Kontrolle über das Gebiet und besetzten weite Teile Aserbaidschans. 2020 gewann Aserbaidschan seine Territorien zurück und eroberte strategisch wichtige Gebiete in Berg-Karabach. Bei den Gefechten wurden mehr als 6000 Menschen getötet.

Schusswechsel auch an tadschikisch-kirgisischer Grenze

Mitten im Ukraine-Krieg und dem wieder aufgeflammten Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan sind auch die beiden Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan und Kirgisistan erneut aneinandergeraten. Grenzposten der zwei mit Russland verbündeten Nachbarn lieferten sich Schusswechsel, wie beide Seiten mitteilten. Tadschikistan meldete einen Toten und zwei Verletzte. Kirgisistan erklärte, zwei seiner Grenzposten seien verletzt worden. Zudem habe es auch an einer anderen Stelle der Grenze einen Schusswechsel gegeben.

Die zwei zentralasiatischen Länder gaben sich gegenseitig die Schuld für die jüngste Auseinandersetzung im Grenzgebiet. Dort kommt es immer wieder zu Kämpfen. Im vergangenen Jahr mündeten diese beinahe in einen Krieg. Diesmal warf Kirgistans Grenzschutz tadschikischen Sicherheitskräften vor, unzulässige Stellungen entlang der Grenze bezogen zu haben. Die tadschikische Seite erklärte dagegen, einer ihrer Außenposten sei ohne vorausgehende Provokation von kirgisischen Grenzern beschossen und mit Granaten attackiert worden.

Russische Armeepräsenz im verbündeten Tadschikistan (Archivbild)Bild: Juri Rescheto/DW

Russland rief seine beiden Verbündeten dazu auf, die Lage an der Grenze wieder unter Kontrolle zu bringen, wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf Kreise des Außenministeriums in Moskau meldete.

qu/as (afp, rtr)