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Kaum Hoffnung auf Frieden in Sri Lanka

16. Januar 2005

Für Sri Lanka wäre es ein Segen, hätte die Flutkatastrophe die Konfliktparteien dazu gebracht, gemeinsam für das Wohl des geschundenen Landes zu kämpfen. Stattdessen: weiter Zank zwischen Tamilenrebellen und Regierung.

Von Tamilen kontrollierte Gebiete wurden vom Tsunami schwer verwüstetBild: AP


Die Hilfslieferungen passieren die Check-Points in Omantai im Norden Sri Lankas ohne Hindernisse. Doch das ist das einzige, was die Katastrophe hier bewirkt hat - Omantai wirkt immer noch wie eine Grenze zwischen zwei verfeindeten Staaten. Der von ihnen kontrollierte Nordosten der Insel sei bei der Hilfe benachteiligt und die internationalen Hilfsgüter ungerecht verteilt worden, sagte der Chef des politischen Flügels der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE), S.P. Thamilselvan. Helfer berichten zwar, dass es den Auffanglagern im Nordosten an nichts mangele, aber es gibt Streit um die Organisation.

Batticaloa im Osten des Landes: Hier versuchen tausende, sich neu zu orientierenBild: AP

Gegenseitige Vorwürfe

Staatspräsidentin Chandrika Kumaratunga hat angeordnet, die Armee solle die Führung der Lager auch in Tamilen-Gegenden übernehmen, die Rebellen halten das für eine Provokation. S. P. Thamilselvan erklärte, Colombo habe keine Bereitschaft zur ernsthaften Zusammenarbeit gezeigt. Bislang organisierten Arbeitsgruppen mit Vertretern der Regierung, der LTTE, Hilfsorganisationen und Einheimischen die Hilfe - und das effektiv, wie internationale Beobachter meinen. Die Tamilen-Tiger fordern von der Internationalen Gemeinschaft, die Hilfe für den Nordosten direkt über die Rebellen statt über die Regierung laufen zu lassen. Damit aber, so befürchten Kritiker in Colombo, würde die LTTE de facto als legitimer Machthaber im Norden und Osten anerkannt, die Spaltung der Insel würde zementiert.

Der Krieg der Tiger

Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) führen seit Jahrzehnten einen blutigen Unabhängigkeitskrieg gegen die Regierung in Colombo. Der Bürgerkrieg zwischen den "Tamilen-Tigern" und der Regierung von 1983 bis 2002 hat nach Angaben von "Human Rights Watch" etwa 60.000 Menschenleben gekostet. Seit Februar 2002 gilt ein Waffenstillstand, doch seit April 2003 sind die Friedensverhandlungen ausgesetzt.

Vor allem die Region um die ostsrilankische Stadt Batticaloa war immer wieder Brennpunkt der Kämpfe zwischen den Tigern und den Regierungstruppen. Die eigentliche Hochburg der Tamilentiger ist der Norden der Insel. Für die Gebiete dort fordert Tamil Eelam (LTTE) eine Übergangs-Selbstverwaltung, Staatspräsidentin Chandrika Kumaratunga lehnt das ab. Regierung, Verwaltung und hohe Posten in der Wirtschaft Sri Lankas sind weitgehend von der buddhistischen Mehrheit der Singhalesen besetzt. Muslime stellen nur rund fünf Prozent der Einwohner. Auch die hinduistischen Tamilen sind eine der Minderheit der 20 Millionen Menschen Sri Lankas.

"Die Katastrophe wird die Probleme des Friedensprozesses nicht lösen", sagt Ulf Bjornfors von der Sri Lanka Monitoring Mission (SLMM) der nordischen Staaten, die den Waffenstillstand überwacht. Doch statt sich anzunähern, sind die Konfliktparteien in das alte Muster gegenseitiger Anschuldigungen zurückgefallen - und sie versuchen, politisches Kapital aus der Tsunami-Katastrophe zu schlagen.

Wackelige Lage

Die linksnationalistische JVP, der kleine Partner in der Regierungskoalition, kontert, man solle der LTTE-Hilfsorganisation TRO gar keine Unterstützung mehr zukommen lassen - mit den Geldern würden Waffen gekauft. In der JVP wurden Überlegungen laut, dass die durch die Flut geschwächte LTTE nun militärisch besiegbar sein könnte. Sri Lankas Medien sprechen von mehr als 2400 getöteten Rebellen, auch internationale Beobachter gehen von schweren LTTE- Verlusten aus.

Zwar droht nach Ansicht von Beobachtern kein unmittelbares Wiederaufflammen des Bürgerkriegs - doch niemand weiß, wie es in Sri Lanka weitergeht. Für kurze Zeit nach der Katastrophe schienen die Gräben überbrückbar zu sein. Tamilen-Tiger und Soldaten halfen sich in der Stunde der Not. Zeitungen druckten Fotos, auf denen Präsidentin Chandrika Kumaratunga einer LTTE-Kämpferin in einem Auffanglager lächelnd die Hand schüttelt - ein Anschlag einer LTTE- Kämpferin kostete Kumaratunga einst ein Auge. (arn)

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