Kaum Konsequenzen nach Sylt-Video mit rassistischem Gesang
28. April 2025
Zum Party-Hit "L'amour toujours" sollen im vergangenen Jahr mehrere Gäste der Pony-Bar in Kampen auf der Nordseeinsel Sylt "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!" gesungen haben. Die Empörung darüber war groß, unter anderem wurde wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt.
Das Video aus der Bar ging viral
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Flensburg wurden nun die Ermittlungsverfahren gegen drei von vier Beteiligten eingestellt. Lediglich gegen einen heute 26-Jährigen wurde demnach "öffentlich Klage erhoben". Es sei beantragt worden, ihn wegen eines "winkenden Grußes" mit ausgestrecktem Arm und der Andeutung eines "Hitlerbärtchens" mit einem Strafbefehl zu verwarnen, heißt es in der Mitteilung. Die Gesten sind ebenfalls in einem damals viral gegangenen Video aus der Bar zu sehen.
Als Bewährungsauflage wurde ihm unter anderem auferlegt, 2500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zu zahlen. Die Staatsanwaltschaft sieht den Straftatbestand des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen erfüllt.
Weiteres Verfahren wegen Volksverhetzung eingestellt
Ein Verfahren gegen zwei Männer und eine Frau wurde eingestellt. Das Rufen der Parolen "Ausländer raus! Deutschland den Deutschen!" erfülle nicht den Straftatbestand der Volksverhetzung. Weder der Inhalt der Parolen noch die Gesamtumstände ließen nach Abschluss der Ermittlungen den zweifelsfreien Rückschluss zu, dass eine aggressive Missachtung und Feindschaft in der Bevölkerung erzeugt oder gesteigert werden sollten, hieß es. Dies wäre demnach nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung aber Voraussetzung für den Straftatbestand der Volksverhetzung.
Gegröle sorgte bundesweit für Bestürzung
Das Geschehen war in einem wenigen Sekunden langen Video festgehalten und unkommentiert in den sozialen Medien hochgeladen worden. Es soll am Pfingstsamstag 2024 auf der Terrasse der bekannten Bar mit Club entstanden sein. Wenige Tage später hatte die Polizei den Vorfall publik gemacht. Er sorgte für bundesweite Schlagzeilen und Empörung.
Gigi D'Agostino, dessen Song benutzt wurde, stellte klar, dass sich dieser ausschließlich um Liebe drehe. Der Missbrauch des Lieds auf Sylt war kein Einzelfall. In den Monaten zuvor gab es immer wieder Vorfälle, bei denen zu dem Lied Nazi-Parolen gerufen wurden - etwa in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern.
pg/sti (dpa, afp)