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Kaum Tickets im freien Verkauf

Philip Verminnen20. August 2013

Beim Verkauf der Tickets für die Weltmeisterschaft in Brasilien ist auf direktem Wege ist nur ein Drittel der Karten zu erhalten. Für Brasilianer gibt es allerdings einen Sonderpreis.

Bild: Christophe Simon/AFP/Getty Images

Das Rennen um die begehrten Eintrittskarten der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien hat begonnen. Bis zum 10. Oktober läuft die erste Verkaufsphase, bei der sich Fußballfans aus der ganzen Welt bewerben können. Die FIFA hat von den rund 3,3 Millionen Sitzplätzen für die 64 WM-Spiele rund drei Millionen als erwerbsfähig eingestuft. Tatsächlich sind aber - nach einer großzügigen Aufteilung der Eintrittskarten an das offizielle Hospitality-Programm, an Sponsoren und unzählige FIFA-Fußball-Partner - lediglich gut 700.000 Tickets für den internationalen direkten Verkauf übrig geblieben. 426.000 Tickets gehen zudem in den nationalen Verkauf in Brasilien. Bereits am ersten Tag erhielt die FIFA nach eigenen Angaben mehr als eine Million Ticket-Anfragen. Für das Eröffnungsspiel in São Paulo (12.06.2014) gibt es bereits dreimal so viele Anträge wie Eintrittskarten vorhanden sind.

Im DW-Interview betont FIFA-Marketing-Direktor Thierry Weil, dass die Fans bei der Ticketvergabe nicht zu kurz kommen werden: "Der größte Teil ist da, um an die Fans vergeben zu werden. Das gilt für die Kartenkontingente der Verbände und auch für die Karten der FIFA-Partner. Denn der Großteil dieser Sponsorenkarten wird bei der Ticket-Promotion eingesetzt und kann dann von Kunden beziehungsweise von den Fans gewonnen werden".

Auftakt zum Verkauf von WM-Tickets

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Anders als bei den vorherigen Weltmeisterschaften, bei denen Partnerschaften mit Tourismus-Agenturen geschlossen worden sind, werden die Eintrittskarten für die WM 2014 ausschließlich über die FIFA-Webseite verkauft. Während der ersten Verkaufsphase werden alle Anträge für Tickets gesammelt - der Zeitpunkt des Antrages spielt keine Rolle. Sollten für ein bestimmtes Spiel mehr Karten angefragt werden als verfügbar sind, folgt eine Auslosung.

Für die 31 Gast-Nationen der WM in Brasilien wird ein Kontingent von acht Prozent der Karten aller Spiele für die jeweiligen Fans reserviert. "Die qualifizierten Fußballverbände erhalten eine bestimmte Anzahl von Tickets, weil man ihnen die Möglichkeit geben möchte, diese Tickets an die eigenen Fans weiterzuverkaufen", erklärt Weil. Sollte sich Deutschland für die Teilnahme qualifizieren, bedeutet dies für die deutschen Fußball-Fans einen Zuschlag von im Durchschnitt 5000 Tickets pro Spiel, je nach Stadionkapazität.

"Zusammen in einem Rhythmus": Das Motto der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien lädt zum Mitfeiern einBild: Yasuyoshi Chiba/AFP/Getty Images

Brasilianer erhalten Vergünstigungen

Die Eintrittskarten wurden in vier Preiskategorien aufgeteilt. Brasilianer können sich für alle Kategorien bewerben, die ausländischen Fans nur für die ersten drei. Die billigste Variante (Kategorie vier) ist für die in Brasilien wohnhaften Zuschauer bestimmt - auch für Ausländer mit Aufenthaltsgenehmigung. Das sind insgesamt 426.000 Tickets nur für den Inlandsmarkt.

Aus diesem Kontingent gehen 300.000 Tickets an Studenten, Senioren ab 60 Jahren und an Begünstigte aus dem nationalem Sozialprogramm Bolsa Familia. Das Programm unterstützt Familien-Mitglieder mit Einkünften unter 140 Reais (ca. 45 Euro) im Monat finanziell. Diese drei Sozial-Gruppierungen sind in Brasilien gesetzlich berechtigt, für alle Kultur- und Sportveranstaltungen nur 50 Prozent der Eintrittspreise zu zahlen. Das bedeutet konkret: Tickets der Preiskategorie vier, die ohnehin die billigsten sind, können zudem noch für die Hälfte des Preises ergattert werden. Dieselbe Regel gilt selbstverständlich auch für die Karten der Kategorie eins bis drei, allerdings dann ohne Priorität.

Die günstigste Karte für den "Inlandskunden" kostet 30 Reais (ca. 10 Euro) in der Gruppenphase und 165 Reais (ca. 55 Euro) für das Finale. "Die WM in Brasilien ist eine der billigsten aller Zeiten", schätzt der ehemalige brasilianische Nationalspieler und zweimalige Weltmeister Cafu bei der Pressekonferenz zur Auskunft über die Eintrittspreise. In Wahrheit sind die Preise - mal abgesehen von den 50-Prozent-Rabatt-Tickets - im Vergleich zu der WM 2006 in Deutschland und der WM 2010 in Südafrika im Großen und Ganzen gleich geblieben. Für den "Normalzahler" kostet die günstigste Karte 90 US-Dollar (ca. 67 Euro) in der Gruppenphase und 440 US-Dollar (ca. 330 Euro) für das Finale.

Die FIFA spendet 50.000 Tickets an Indianer-Abstämmige und die arme Bevölkerung BrasiliensBild: AFP/Getty Images

Brasilien ist weltweit das einzige Land, das eine derartige Vergünstigungspflicht in seiner Gesetzgebung vorsieht. Somit ist die Weltmeisterschaft 2014 erst die zweite mit Preisvorteilen in der Geschichte: Die andere fand 1950 ebenfalls in Brasilien statt. Nichtsdestotrotz kann sich die Tickets kaum jemand in Brasilien leisten. Laut dem Brasilianischen Institut für Geographie und Statistiken (IBGE) müssen 72 Prozent aller Brasilianer mit weniger als 1000 Reais (ca. 300 Euro) im Monat zurechtkommen. Möchte eine vierköpfige Familie ein Spiel der Seleção live im Stadion miterleben, kann der Spaß schnell ein Viertel des Monatseinkommens kosten.

Sportminister sorgt sich um WM-Vermächtnis

Für die Weltmeisterschaft werden zwölf moderne Fußball-Stadien bereitgestellt, teilweise neu errichet, teilweise renoviert. Fast alle wurden durch Investitionen von privaten Konsortien finanziert, die wiederum ein Jahrzehnterecht auf Vermarktung, Einnahmen und Benutzung dieser Arenen haben. Diese Unternehmen werden nicht nur ihre Investitionen zurückholen, sondern mit den Stadien auch Profit erwirtschaften wollen.

Dies brachte erste Auswirkungen bei den sechs schon fertigen Stadien: Bei einigen Spielen der brasilianischen Fußballliga wurden europäische Eintrittspreise verlangt, also mindestens 120 Reais (ca. 40 Euro). "Die Preise sind maßlos und dies ist inakzeptabel", protestierte der brasilianische Sportminister Aldo Rebelo: "Tickets können teurer werden, weil die Vermarkter für bessere Rahmenbedingungen gesorgt haben. Aber ich finde, dass mithilfe der teuren Tickets die billigen subventioniert werden sollten." Der Sportminister glaubt allerdings nicht, dass die neuen Arenen zu einer Elitesierung des Publikums in der nationalen Liga führen wird: "Der Fußball darf nicht seine Seele, seine Natur, verlieren. Die Verbindung zum Volk. Wenn dies verloren ist, erlischt auch seine Seele."

Sportminister Aldo Rebelo fürchtet, dass der Fußball seine Seele verliert, wenn er nicht dem Volk gehörtBild: picture-alliance/dpa
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