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Kein Einweg-Plastik in Mexiko-Stadt

2. Januar 2021

Eine der größten Metropolen der Welt hat dem Kunststoffmüll den Kampf angesagt: Plastiktüten sind schon seit einem Jahr verboten. Nun geht es weiteren Wegwerfprodukten an den Kragen.

Taco-Verkauf an einem Straßenstand in Mexiko-Stadt (01.01.2021)
Taco-Verkauf an einem Straßenstand: Vorerst keine Sanktionen gegen PlastiksünderBild: Rebecca Blackwell/AP/dpa/picture alliance

In Mexiko-Stadt ist am Neujahrstag ein Verbot für Einwegplastik in Kraft getreten. Mit Beginn des neuen Jahres dürfen dort bestimmte Plastikgegenstände nicht mehr verkauft werden, die nur für einmaligen Gebrauch bestimmt sind. Damit will die Regierung der mexikanischen Hauptstadt den Verbrauch und die Vermarktung von nicht biologisch abbaubaren Kunststoffen reduzieren und die Metropole als nachhaltige Stadt positionieren.

Daher sind nun "die Vermarktung, der Vertrieb und die Lieferung von Einweg-Plastikprodukten verboten", heißt es in der neuen Richtlinie. Dazu gehören Gabeln, Messer, Löffel, Rührstäbchen, Teller und Strohhalme. Ebenfalls auf dem Index: Kaffeekapseln, Wattestäbchen, Luftballons, Becher und ihre Deckel, Lebensmittelschalen, Tampon-Applikatoren, "die ganz oder teilweise aus Kunststoffen bestehen und dazu bestimmt sind, nach einmaligem Gebrauch entsorgt zu werden, ausgenommen solche, die kompostierbar sind".

Die Bürger sind gefragt

Mit dieser Verordnung tritt die zweite Stufe des Gesetzes über feste Abfälle in Kraft. Stufe eins verbietet bereits seit einem Jahr den Vertrieb und die Auslieferung von Plastiktüten in Mexiko-Stadt. Für Ornela Garelli von Greenpeace ist die neue Regelung "eine gute Maßnahme". Auch in Zeiten der Pandemie, sei es "wünschenswert, dass sie angewendet wird", sagte die Umweltschützerin der Nachrichtenagentur EFE.

Shopping in Mexiko-Stadt (am 1. Januar 2020): Positionierung als nachhaltige MetropoleBild: Rebecca Blackwell/AP/dpa/picture alliance

Nach Angaben des Umwelt-Sekretariats von Mexiko-Stadt, SEDEMA, werden zur Überwachung des Plastikverbots Inspektoren im Einsatz sein. Nun komme es aber auf die Menschen an. Offenbar wollen die Behörden zunächst noch Milde walten lassen. Trotz der nun verschärften Verordnung wird es in den ersten Monaten wohl keine Sanktionen gegen Plastik-Sünder geben, heißt es. Stattdessen wollen die Behörden versuchen, die Bürger zu informieren.

Auch Garelli setzt auf Überzeugungsarbeit: "Um effektiv zu sein, benötigt die Maßnahme die Unterstützung der Bürger." Es gehe darum, die Konsumgewohnheiten zu ändern und sich in Richtung eines nachhaltigeren Lebensstils zu bewegen. Zwar gelte das Verbot für Geschäfte und Unternehmen, die Einweg-Plastik verkaufen oder kostenlos verteilen, aber es seien die Verbraucher, die im Mittelpunkt dieses Problems stehen. "Wir haben auch eine sehr wichtige Rolle dabei, sicherzustellen, dass das Verbot tatsächlich durchgesetzt wird", so Garelli. Die ersten Versuche, Plastiktüten abzuschaffen waren gescheitert - an der Industrie und den Verbrauchern.

Mülldeponie bei Mexico-Stadt: Weniger Recycling als möglichBild: Jacky Muniello/dpa/picture alliance

Nach Berechnungen von Greenpeace werden in Mexiko jährlich mehr als sieben Millionen Tonnen Plastik produziert, fast die Hälfte davon für Verpackungsmaterial. Und obwohl vieles davon wiederverwertbar ist, wird es am Ende aber nicht zwangsläufig recycelt.

650 Plastiktüten pro Familie

In den vergangenen Jahren hat Greenpeace immer wieder strikte Gesetze auf nationaler Ebene gefordert, die die Verwendung von Einweg- oder Wegwerfplastik verbieten, da diese schwerwiegende Auswirkungen auf die Ökosysteme und die Artenvielfalt haben.

Mindestens 20 der 32 Bundesstaaten Mexikos haben Beschränkungen für die Verwendung von Einwegkunststoffen erlassen, darunter Baja California, Baja California Sur, Coahuila, Chihuahua, Guerrero, Sonora, Durango, Tamaulipas, Veracruz und San Luis Potosi.

Mexiko: Artenschutz durch nachhaltige Tierhaltung

06:26

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Darüber hinaus haben neben Mexiko-Stadt auch Jalisco, Nayarit, Nuevo Leon, Quintana Roo, Oaxaca, Puebla, Tabasco, Tlaxcala und Hidalgo ihre Gesetzgebung geändert, um die Verwendung von Plastiktüten, Strohhalmen oder Einwegartikeln - zum Beispiel Styropor - zu verbieten oder zu regulieren.

Nach Angaben verschiedener Organisationen wirft in Mexiko jede Familie im Durchschnitt 650 Plastiktüten pro Jahr weg, deren Nutzungsdauer auf 15 Minuten geschätzt wird, während die Natur für deren Abbau mindestens 100 Jahre benötigt. Im Kampf gegen die Plastikmüll-Flut hat Mexiko-Stadt eine besondere Vorbildfunktion, vielleicht auch über die Landesgrenzen hinaus. Denn die Metropole ist mit 22 Millionen Einwohnern in ihrem Großraum die bevölkerungsreichste Stadt Nordamerikas.

AR/ack (dpa, efe, SEDEMA)

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