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Kein Ende der Gewalt im Irak

8. September 2004

Vier weitere Geiselnahmen, der tausendste tote US-Soldat, schwere Gefechte in Faludscha und Sadr City: Die schlechten Nachrichten aus dem Irak reißen nicht ab. Jetzt gefährdet die Sicherheitslage die geplanten Wahlen.

Falludscha nach einem Luftangriff durch die US-ArmeeBild: AP

Die Sicherheitslage habe sich seit dem Einmarsch der US-geführten Truppen im Irak im März 2003 kaum verbessert, konstatierte UN-Generalsekretär Kofi Annan in einem Bericht an den Sicherheitsrat. Zugleich rief er die USA auf, sich stärker auf den politischen Prozess statt auf militärisches Vorgehen zu konzentrieren. Der Irak-Experte und Journalist Peter Philipp hält das für schwierig. Die Amerikaner hätten die Weichen für einen politischen Wandel gestellt, indem sie eine Übergangsregierung eingesetzt und Termine für die Wahlen bestimmt hätten. "Wenn sie dann aber von Leuten wie El Sadr provoziert werden, dann müssen sie reagieren." Außerdem müssten sie die Übergangsregierung unterstützen, wenn diese die USA um Hilfe bitte, sagte Philipp.

Wahlen in Gefahr

Die prekäre Sicherheitslage gefährdet nach Annans Ansicht die für Januar 2003 geplante Präsidentschaftswahl. Eine Aufstockung des UN-Personals im Irak komme nur bei einer deutlichen Verbesserung der Sicherheitslage in Frage. Die Zahl der UN-Mitarbeiter bleibe daher zunächst auf 35 begrenzt, sagte Annan. Nach jüngsten Zahlen des US-Verteidigungsministeriums sind seit Beginn des Irak-Kriegs mehr als 1000 US-Soldaten getötet worden.

US-Soldaten im Kampf um NadschafBild: AP

Der weitaus größte Teil der Soldaten - über 800 - kam erst nach dem offiziellen Ende der Hauptkampfhandlungen am 1. Mai 2003 ums Leben, die meisten bei Anschlägen oder im Kampf mit Aufständischen. In der Statistik sind aber auch Unfälle und andere Todesursachen enthalten. Der tausendste Soldat wurde nach Angaben der Streitkräfte am Mittwochmorgen bei der Explosion eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes getötet. Zur Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten Iraker gibt es keine verlässlichen Angaben, Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International schätzen sie aber auf mindestens 10.000.

Kämpfe gehen weiter

Falludscha während der Angriffe am Dienstag (7.9.)Bild: AP

Aufständische und US-Truppen lieferten sich weiter schwere Gefechte. Die Kämpfe konzentrierten sich vor allem auf die sunnitische Widerstandshochburg Falludscha, 50 Kilometer westlich von Bagdad und das schiitische Armenviertel der irakischen Hauptstadt, Sadr City. In Falludscha tötete die US-Armee am Dienstag (5.9.) nach eigenen Angaben bis zu hundert Aufständische.

Luftwaffe und Artillerie der US-Streitkräfte griffen dort seit dem frühen Abend Stellungen der Rebellen an. Die Kämpfe in Sadr City dauerten am Dienstag den zweiten Tag in Folge an. Seit Montag wurden dort mindestens 40 Iraker getötet und mehr als 270 weitere verletzt, teilte das Gesundheitsministerium in Bagdad mit. Die Aufständischen seien Anhänger des radikalen Schiitenpredigers Moktada el Sadr. US-Armeesprecher James Hutton berichtete von mehreren Bombenangriffen auf Soldaten. Bei der US-Armee starben innerhalb von 24 Stunden 14 Soldaten.

Vorwürfe gegen den Iran

Der Aufstand gegen die US-Truppen und die Übergangsregierung im Irak wird nach Worten von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld massiv von iranischen Kreisen unterstützt. Allerdings könne es sein, dass die Regierung überhaupt nichts davon wisse, räumte Rumsfeld ein. Die Regierung des Iran hatte wiederholt US-Vorwürfe zurückgewiesen, nach denen sie die Rebellen im Irak unterstütze.

In Bagdad entführten extremistische Gewalttäter am Dienstag zwei Italienerinnen und zwei Iraker. Die vier Geiseln arbeiteten alle für Hilfsorganisationen in Bagdad. Nach Angaben von Augenzeugen drangen bewaffnete Männer in ihre Büros ein und entführten die Helfer. Über die Entführer und ihre Forderungen wurde zunächst nichts Näheres bekannt. (ch)

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